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Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Conrad
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Bilder. Und dann war da ja auch noch Julia. Die süße Jüdin aus der Nachbarschaft. Er spürte ein sanftes Kribbeln der Kopfhaut, wenn sie sich per Zufall begegneten. Ob das bereits Liebe sein konnte? Er nahm sich vor, mal mit Silke darüber zu reden. Seine Schwester würde ihm bestimmt einen Rat geben können. Beflügelt von dem Gedanken beschleunigte er sein Tempo und schnitt die Kurve gekonnt an.

    ***

    Heinrich fuhr mit dem Wagen durch die engen Straßen der kleinen Ortschaft. Er war immer noch wütend auf seinen Vater. Dass dieser seine Beziehungen hatte spielen lassen, damit sein Filius aus Berlin wegkam, war für ihn die größte Strafe gewesen. Es war ihm nicht genug gewesen, Heinrich aus seinem Freundeskreis zu entfernen. Nein – er musste ihn auch noch fernab der Heimat in ein kleines Nest schicken, wo er seine Zeit als Fahrer für die SA verbrachte. Ausgerechnet die SA! Heinrich hatte sich nie viel mit Politik beschäftigt. Es gab andere Dinge, die für ihn wichtiger waren. Als Sohn aus reichem Haus fiel es ihm auch leicht, sich den angenehmen Seiten des Lebens zu widmen. Erst mit dem Reichtagsbrand im Februar 1933 war seine Aufmerksamkeit geweckt worden. Er konnte sich noch gut an den Brand erinnern. Mit Freunden hatte er sich unter die Schaulustigen gemischt und dem Inferno zugesehen. Die glutroten Flammenwände, die sich in den Nachthimmel fraßen, beobachtet. Wie die Feuerwehr mit mehreren Löschzügen versuchte, den Flammen Herr zu werden. Die Hitze des Brandes es aber verhinderte, dass sie sich dem Gebäude nähern konnten. Erst weit nach Mitternacht hatte sie den Brand soweit unter Kontrolle, dass er für die Zuschauer an Faszination verlor und Heinrich und seine Freunde sich anderen Unternehmungen widmeten. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Ein Schuldiger war schnell gefunden. Van der Luppe hieß er, 24 Jahre jung und Maurer. Aber es gab Gerüchte, dass es sich hierbei nicht um einen Einzeltäter gehandelt haben konnte. Hermann Göring nutzte die Gunst der Stunde und rief zum Kampf gegen die Kommunisten auf, die in den Augen der Parteiführung daran beteiligt gewesen sein mussten. Göring, damals noch preußischer Innenminister, verbot noch in der Nacht die kommunistische Presse. Parteibüros wurden geschlossen und führende Funktionäre in sogenannte Schutzhaft genommen. Allein in Berlin waren über 1.000 Mitglieder der KPD festgenommen worden. Mit der Notverordnung 'Zum Schutz von Volk und Staat', die noch in der Nacht des Brandes in Kraft gesetzt worden war, waren die Grundrechte außer Kraft gesetzt worden. Der Polizei und der SA war es somit möglich, Verhaftungen vorzunehmen, ohne Gründe dafür anführen zu müssen. Den Betroffenen wurde jeder Rechtsschutz verweigert. Die Unversehrtheit der Wohnung oder des Eigentums war nicht mehr gewährleistet. Selbst das Post- und Fernmeldegeheimnis war aufgehoben worden, ebenso wie die Meinungs-, Presse- und Vereinsfreiheit. Für verschiedene Terrordelikte wie auch für Brandstiftung war rückwirkend die Todesstrafe eingeführt worden. Es kam sogar zu einer Fluchtwelle. Viele Menschen verließen damals das Reich, als sich der beginnende Terror abzeichnete. Auch einige von Heinrichs Freunden hatten das Land verlassen, hatten versucht ihn zu überreden mitzukommen. Aber er hatte die finanzielle Geborgenheit nicht mit einer ungewissen Zukunft tauschen wollen. Selbst wenn auch ihm langsam klar wurde, dass sich der politische Wind in seiner Heimat drehen würde. Jetzt saß er hier: in diesem Wagen, war Mitglied der SA und auch noch in dieser Gegend, weit weg von Berlin. Die Landschaft war sehr schön, das musste er zugeben. Der Fluss schlängelte sich durch sein Tal. An beiden Seiten lagen viele kleine Ortschaften, umgeben von Weinbergen. In seinen Augen grenzte es an Monokultur, was hier betrieben wurde. Ihm fehlte die Hauptstadt mit ihren quirligen Plätzen, auf denen immer was los war. Die Wälder in und um die Stadt, die im Sommer Abkühlung versprachen, und die Abende, die er mit Freunden an der Spree verbracht hatte. Bei dem Gedanken an eine kühle Berliner Weiße lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Dieser in seinen Augen sauere Wein, der hier angeboten wurde, war so gar nicht nach seinem Geschmack. Er schluckte den eigenen Speichel hinunter und öffnete das Fenster des Wagens. Es war drückend geworden im Inneren. Die Sonne stand fast im Zenit und für die Jahreszeit war es ungewöhnlich warm. Er ließ die letzten Häuser der Ortschaft

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