Gefaehrliche Liebe
eine Boccia-Kugel.«
Gegen das Sonnenlicht bemerkte ich, dass sie zum Teil mit Wasser gefüllt war. »Wir spielen Boccia?«
»Nein ... nicht wir spielen ... ich spiele mit dir!«
»Okay«, hauchte ich etwas verunsichert, »braucht man dafür nicht acht Kugeln?«
Er lachte. »Ich habe schon mal mit sechs Kugeln gespielt ... aber da hatte ich auch sechs Mädchen mit. Für jedes Mädchen eine Kugel!«
Diese Vorstellung brannte wie Feuer in meinem Herzen. Aber darauf wollte ich nichts erwidern. Er hatte mich von Anfang an darauf hingewiesen, ich dürfe nicht eifersüchtig sein. Bestimmt hatte er eine Unmenge von Freundinnen gehabt vor mir ... so atemberaubend, wie er aussah ... Auch heute! Er hatte seinen anmutigen Körper, wie so oft, in hauchdünnes, fast transparentes Weiß gehüllt. Vermutlich das angenehmste Material bei diesem Klima. Durch die feine Struktur blitzte der dunkle Teint seiner sonnengebräunten Haut. Die weite lange Hose war mit mehreren Bändchen geschnürt und erinnerte mich sofort an unseren ersten Liebesakt, wo er unter dieser Hose nichts getragen hatte. Ich musste mich direkt beherrschen, ihm nicht ständig in den Schritt zu sehen ...
Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter uns. Ich drehte mich um und sah, dass uns ein Mann vom Küchenpersonal gefolgt war. Er hatte einen silbernen Behälter mit, eine Art Beauty-Case oder Kühlbox, und eine schwere Decke über seine Schulter geschlagen. Diesmal fragte ich jedoch nicht nach. Zu schön war meine Illusion, dass Santiago vielleicht ein Picknick mit mir plante.
Der Weg verlor seine feine erdige Beschaffenheit und ging über in weichen sandigen Boden. Wir tauchten durch üppige Vegetation, bis die letzten zwei Palmenreihen den Blick auf den einsamen Strand freigaben. Die aufsteigende Sonne legte einen seidigen Glanz über das türkisblaue Meer. Ich wusste sofort – was auch immer er hier mit mir anstellen wollte – ich war jetzt schon glücklich.
Der Bedienstete stellte den silbernen Behälter auf einem Bambustisch ab und fragte höflich: »Möchten Sie einen Blick darauf werfen?«
Santiago nickte.
Der Mann öffnete vier Verschlüsse. In die doppelschichtigen Wände des Metalls war ein Belüftungssystem integriert und plötzlich streifte mich fast eine Ohnmacht, als ich mich daran erinnerte, einen solchen Koffer schon mal in einem Krimi gesehen zu haben, wo er für den Transport von Organspenden verwendet wurde. Genau wie im Fernsehen schaufelte er zuerst etwas Eis beiseite ... aber dann zeigte er uns eine Schüssel ... mit lebenden Riesenmuscheln. Trotzdem musste ich mir sofort die Hand vor die Nase halten und mich abwenden.
Santiago sah mich überrascht an. »Was hast du?«
»Austern!«, schnaubte ich vorwurfsvoll durch meine Finger.
»Ja ... eine Spezialität.«
Ich schüttelte den Kopf. »Bah ... ich kann Austern nicht leiden. Ich hab mal eine probiert ... Nicht nur, dass sie widerlich geschmeckt hatte, mir wurde dann auch noch schlecht davon. Wie bei einer Lebensmittelvergiftung! Seitdem kann ich sie nicht mal riechen.«
Ein schelmisches Lächeln huschte über seine Lippen. »Gut zu wissen.«
»Ich esse keine Austern!«, warnte ich ihn und belegte den Tonfall absichtlich mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein, damit er merkte, wie ernst mir das war.
»Die hier sind absolut frisch. Von denen wird dir nicht schlecht!«
Meine Augen durchbohrten ihn. Ein Hauch von Verzweiflung begann in mir aufzuflackern, als ich ahnte, was mir nun bevorstand. »Ich kann sie nicht mal riechen!«, betonte ich noch mal.
Er nickte. »Okay.«
Etwas perplex sah ich zu, wie er sich von mir abwandte ... entfernte ... und irgendwo mitten im Sand stehen blieb. »Komm her, wir spielen jetzt!«
Ich dachte, ich hörte nicht richtig. Hatte er sich eben geschlagen gegeben? So leicht war das ... ein härterer Tonfall und ich hatte gewonnen? Ich war skeptisch.
Barfuß folgte ich seinen Spuren im Sand, stieg kindlich verspielt in jede einzelne Vertiefungen, die er hinterlassen hatte ... und dabei fiel mir gar nicht auf, dass er mich beobachtete. Erst, als er aus seinem letzten Fußabdruck herausstieg, damit ich ihn benutzen konnte, um mich direkt vor ihn zu stellen, zauberte er mir ein überraschtes Lächeln auf die Lippen. Ich hoffte inständig, er würde mich nun küssen und vermisste gleichzeitig meine High Heels, denn er war so viel größer als ich.
Im Augenwinkel sah ich den Angestellten, wie er die übergroße Decke im Schatten
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