Gefaehrliche Liebe
der hinteren Palmenreihen ausbreitete, bevor er uns allein am Strand zurückließ.
Santiago gab mir die gelbe Kugel, als wäre sie ein wertvolles Geschenk. »Halt sie fest!«
Ich nahm sie in meine Hände, befühlte die kreisförmigen Rillen, die in das harte Plastik eingraviert waren, und betrachtete sie ahnungslos von allen Seiten. Währenddessen legte er behutsam beide Hände an meine Wangen. Ich sah zu ihm auf und als ich merkte, dass er mir mit seinem Gesicht entgegenkam, musste ich ihn sofort glücklich anstrahlen. Sein Mund senkte sich auf meine Lippen und begann, mich liebevoll zu küssen. Er gab mir seine Zunge, ich spürte seine feuchte Wärme und seine innige Nähe. Ich ließ alles zu, was er sich von mir nehmen wollte und obwohl er nur mein Gesicht in seinen Händen hielt, hatte ich das Gefühl, sie würden meinen ganzen Körper umfangen.
Meine Knie wurden weich und mir fiel fast die Kugel aus der Hand ... so sehr überwältigte mich seine Zuneigung. Als er sich von meinen Lippen löste, keuchte ich erregt und himmelte ihn mit meinen Blicken an. Doch er nahm mir die Kugel aus der Hand, machte einen großen Schritt zur Seite, holte aus und warf sie wie einen Schlagball hinaus aufs Meer. Voller Stolz über die ansehnliche Distanz, die das kleine gelbe Ding durch seine Kraft zurückgelegt hatte, lächelte er mich an. »Na los, hol sie!«
Etwas perplex sah ich ihn an. »Du meinst schwimmen?«
Er lachte. »Ja ... schwimmen.«
»Ich ... ich soll für dich den Ball aus dem Wasser holen?«
»Sieht ganz so aus!« Er streichelte über meine Wange und gab mir einen motivierenden Klaps auf den Po.
Verlegen kämmte ich mit den Fingern durch meine Haare und war etwas unschlüssig. Aber einer von uns beiden musste sie ja wohl aus dem Wasser holen ... und wenn ich ihm damit einen Gefallen tat ...
Also drehte ich mich um, ging die paar Schritte durch den weichen Sand hinunter zum Meer. Im seichten Wasser hielt ich Ausschau nach der Kugel, die wie eine kleine Boje etwas weiter draußen vor sich hin trieb. Ich kniete nieder, klatschte mir salziges Nass ins Gesicht, tauchte einmal unter und begann danach zu schwimmen. Zum Glück gab es kaum Wellen. Es war auch nicht wirklich weit ... vielleicht dreißig, vierzig Meter. Wenig später war ich wieder zurück, presste meine langen Haare aus, richtete meinen Bikini ... und brachte Santiago die Kugel.
Er nahm sie, küsste mich kurz auf den Mund, holte aus ... und warf sie erneut, soweit er konnte, aufs Meer hinaus.
Ich musste lachen. Das war jetzt nicht sein Ernst?!
Er deutete wegweisend auf den Ozean.
»Was ist das für ein Spiel?«, beschwerte ich mich. »Boccia geht anders!«
Er lächelte. »Boccia geht so, wie ich dir das sage. Aber du hast recht, damit es nicht langweilig wird, will ich dich laufen sehen! Ich zähle bis sechzig. Wenn du rechtzeitig zurück bist, werde ich dich belohnen. Außerdem gehe ich einen Schritt nach hinten. Siehst du die goldene Decke? ... Dort wollen wir hin.«
Wie versteinert stand ich neben ihm, während langsam der Hintergedanke dieses Spiels bei mir ankam. Bestimmt genoss er den Moment der Erkenntnis in meinen Augen, denn er wusste gleichzeitig, dass mir meine Liebe zu ihm keine andere Wahl lassen würde. Trotzdem zögerte ich beklommen.
»Betrachte es als Sport«, flüsterte er und streichelte sanft über meinen Rücken.
Ich nickte stumm und sah ihn mit glasigen Augen an. »Für jedes Mal Ballholen ... einen Schritt?«
Er lächelte. »Kluges Mädchen.«
Mit meinem Augenmaß versuchte ich die Distanz abzuschätzen. »Das ... das sind mindestens zwanzig Schritte ... und woher weiß ich, wie schnell du zählst!«
»Wenn du dich anstrengst, wirst du es schaffen.« Zum zweiten Mal klatschte seine Hand auf meinen Po und diesmal brannte der Schlag. Santiago begann zu zählen.
Ich hatte ein Chaos in meinem Kopf und der Schreck saß mir noch in den Gliedern, als ich loslief ... durch den Sand ... das seichte Wasser ... ich schwamm ... erreichte die Kugel ... und kam etwas außer Atem wieder zurück.
»Das war zu langsam«, kommentierte er kühl mein Engagement ... und schon hatte er das »Stöckchen« wieder geworfen.
Ich fand das so lächerlich. Aber gleichzeitig interessierte mich, was er von mir erwartete. Mein Ehrgeiz zwang mich direkt, herauszufinden, ob ich es schaffen könnte, seinen Anforderungen zu entsprechen. Also beschloss ich, wenigstens ein Mal alles zu geben. Ich rannte los ... sprang durch das
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