Gefaehrliche Maskerade einer Lady
konnte sie bislang noch nicht teilen.
Er war aufgewachsen, ohne seinen Vater und seinen Bruder wirklich zu kennen? Was hatte er über seinen Vater gesagt? Mein Vater wollte mich nicht mehr bei sich haben. Welcher Vater schickte seinen kleinen, traurigen Sohn fort, um ihn von der Mutter seiner verstorbenen Frau großziehen zu lassen? Dafür bestand doch gar keine Notwendigkeit. Er war ein reicher Mann! Ayisha schmerzte so viel Lieblosigkeit.
Sie betrachtete Rafe. Was war er für ein Mann? Er wehrte sich nicht dagegen, dass sein Bruder ihm eine Braut aussuchte, bestand dann aber doch hartnäckig darauf, eine andere zu heiraten, nur um üble Nachrede zu vermeiden?
Und welche Frau würde ohne Zögern ihr Kind in fremde Hände geben? Ayisha würde sich selbst unter den widrigsten Umständen nicht von ihrem Kind trennen.
Ihr wurde bang ums Herz bei dem Gedanken, mit welchen Menschen sie es demnächst zu tun haben würde.
Rafe schlief die meiste Zeit des Tages, während sich Ayisha die Zeit mit Cleo sowie mit Stricken vertrieb. Mrs Grenville hatte es ihr kurz vor Rafes Erkrankung beigebracht und Higgins Wolle und Nadeln für Ayisha gegeben. Als sie davon genug hatte, begann sie die Bücher, die sie in Rafes Schiffskoffer gefunden hatte, zu lesen.
Bei Einbruch der Dunkelheit gingen sie gemeinsam an Deck spazieren. Sie freuten sich über einen kühlen Wind und die vielen leuchtenden Sterne am Himmel. Nach dem Abendessen fragte Ayisha Higgins wieder nach einer Matratze oder Hängematte.
„Bedaure, Miss“, räusperte er sich verlegen und mied ihren Blick. „Leider konnte ich keine auftreiben.“
„Weil Sie es ihm aufgetragen haben“, stichelte sie spitz, nachdem Higgins gegangen war.
„So etwas trauen Sie mir zu?“, fragte Rafe unschuldig. Doch seine Augen blitzten belustigt und bestätigten ihr, dass sie recht hatte.
„Sie sollten sich schämen“, schalt sie.
„Ja, ich schäme mich“, antwortete er.
Allerdings war es ihm nicht gelungen, Higgins daran zu hindern, zwei zusätzliche Decken zu bringen. Ayisha hatte ihn darum gebeten, weil sie in der Nacht angeblich so gefroren hatte. Der treue Diener war zu gutherzig, um seinem Herrn in diesem Punkt zu gehorchen.
Als es Zeit wurde, schlafen zu gehen, setzte Ayisha die Katze in ihren Korb, um sie daran zu gewöhnen. Wenn sie später mit der Kutsche Weiterreisen wollten, musste Cleo brav im Körbchen bleiben. Dann begann Ayisha, ein Nachtlager aus Decken auf dem Boden neben dem Korb zu bereiten.
„Was haben Sie vor? “, fragte Rafe, als sie sich in die Decke wickelte.
„Sehen Sie das nicht?“ Sie legte sich hin.
„Natürlich sehe ich es, aber es gefällt mir nicht.“
„Es ist mir egal, ob Sie sich neben mich legen oder nicht“, erwiderte sie kühl. „Ich falle auf Ihre Spielchen nicht mehr herein, Sie halten es ja doch nicht lange auf dem Fußboden aus.“ Sie schloss die Augen.
„Ich denke nicht daran, neben Ihnen auf dem Boden zu schlafen. Das Bett ist viel bequemer.“ Er packte die Decke an den Enden und hob Ayisha schwungvoll ins Bett. „Sehen Sie?“ Er rollte sie aus der Decke und streckte sich neben ihr aus.
„So ist es viel bequemer“, sagte er. Und als sie den Mund aufmachen wollte, um zu protestieren, beugte er sich vor und küsste sie.
Sie wich erschrocken zurück, doch er legte sanft eine Hand an ihren Hinterkopf und küsste Ayisha zärtlich, aber unnachgiebig auf die Lippen. Sie hob die Hand, um ihn von sich wegzustoßen, doch dann zerrann ihr Widerstand.
Der Kuss raubte ihr die Sinne. Das sanfte Drängen der fremden Zunge in Ihrem Mund ließ sie erzittern.
Sie vergaß alles um sich herum. Es gab nur noch ihn und sie und diesen sinnlichen, hingebungsvollen Augenblick.
Sein Mund schmeckte süß und männlich und seltsam vertraut. Sein Geruch betörte sie. Eine heiße Welle des Verlangens durchströmte sie.
Rafe bewegte sich langsam und drängte sich gegen sie. Seine Bartstoppeln kratzten auf ihrer zarten Haut, und mit seinem drängenden heißen Mund jagte er ihr im Minutentakt lustvolle Schauer über den Rücken.
So plötzlich, wie er sie zu küssen begonnen hatte, so plötzlich ließ er auch wieder von ihr ab und zog sich zurück.
Sie blinzelte benommen und fühlte sich seltsam verloren. Was war geschehen?
„Wenn Sie mich weiterhin so ansehen, kann ich für nichts garantieren“, raunte er, und seine Stimme klang so kratzig, wie sich seine Bartstoppeln angefühlt hatten. Sie weckte Ayishas Lust.
Ein Zittern durchrann
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