Gefaehrliche Maskerade einer Lady
wenigstens niemand, mich zu verführen.“
Er lachte höhnisch. „Darauf würde ich mich nicht verlassen.“ Er dachte einen Moment nach, dann sagte er seufzend: „Also gut, ich verspreche, nichts zu tun, was Sie nicht wünschen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das reicht mir nicht.“ Das Schlimme war ja, dass sie sich nach seinem Kuss sehnte. Doch wenn sie erst einmal einen Kuss zuließ, würde sie sich womöglich noch mehr wünschen. Oder alles, fürchtete sie.
Sie musste ihn zu einem Versprechen zwingen, das sie vor ihm und vor sich selbst schützte.
Sie begehrte ihn, aber sie wollte nicht für den Rest ihres Lebens in dem Ruf stehen, ihn zur Ehe gezwungen zu haben. Und ehe er nicht die ganze Wahrheit über sie wusste, durfte sie nicht einmal daran denken, seinen Antrag anzunehmen.
Und außerdem, wer wollte einen Mann heiraten, der sich nur die Langeweile mit ihr vertreiben wollte?
„Ich verlange Ihr Ehrenwort als Gentleman, dass Sie keinen Versuch mehr unternehmen, mich zu verführen. Andernfalls verlasse ich in Malta das Schiff.“
„Auch keine Küsse?“
„Keine Küsse.“ Das Wort auszusprechen, versetzte ihr einen Stich. Mittlerweile wusste sie um die Bedeutung solcher Küsse. Sie raubten ihr den Verstand und machten sie willenlos.
„Wenn ich Ihnen mein Versprechen gebe, bleiben Sie dann im Bett? Ich möchte nicht, dass Sie auf dem Boden schlafen.“
„Es ist recht bequem, wenn man sich daran gewöhnt hat. Also gut, einverstanden. Aber keine falsche Bewegung!“
„Ich schwöre bei meiner Ehre als Gentleman, keinerlei Versuch zu unternehmen, Sie zu verführen.“
Ayisha war erleichtert, doch in diese Erleichterung mischte sich eine Spur von Bedauern.
Aber es war das einzig Richtig, was sie tun konnte, dachte sie, während sie sich neben ihm ausstreckte. Bei all seiner Begriffsstutzigkeit fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Sie begehrte ihn, eine Ehe mit ihm wäre die Erfüllung all ihrer Träume.
Aber niemand durfte sich seinen Traum mit einer Lüge erfüllen.
Man baute kein Haus über einer Schlangengrube.
Sie würde ihn liebend gern heiraten, allerdings nicht, um Sitte und Anstand zu wahren, und ganz gewiss nicht, um ihm die Langeweile zu vertreiben.
Sie durfte nicht einmal daran denken, ehe er wirklich wusste, wer sie war, und wer ihre Eltern waren. Bevor sie ihn heiraten konnte, musste sie ihm die ganze Wahrheit sagen. Doch ob er sie dann noch wollte?
Ayisha zweifelte daran. Gewiss würde er sie immer noch begehren, doch kaum als Ehefrau. Wer wusste das besser, als die Tochter einer Mätresse?
Ayisha schloss die Augen und versuchte, nicht an den Mann neben sich im Bett zu denken. Sie genoss seinen Duft von einem Hauch Seife vermischt mit Männlichkeit.
„Darf ich wenigstens erklären, was ich damit sagen wollte, als ich meinte, wir könnten uns die lästige, autsch! Nein, in Ordnung, lassen wir das, autsch!“
„Seien Sie still!“, befahl sie streng.
„Also dann, gute Nacht. Darf ich wenigstens sagen, wie angenehm es ist, das Bett mit Ihnen, autsch!“
Rafe lächelte in die Dunkelheit. Er hatte sie noch da, wo er sie haben wollte, wenn auch nicht so nah, wie es ihm lieb gewesen wäre. Er rieb sich nachdenklich die Rippen. Sogar ihr Zorn gefiel ihm.
Er konnte ihn ihr nicht verdenken. Warum war er auch nur so tölpelhaft und wählte solche ungeschickten Worte? Sich die Langweile vertreiben? Er hätte es wesentlich charmanter ausdrücken können.
Was zum Teufel war nur los mit ihm? Er verstand es doch sonst glänzend, sich wortgewandt und geschliffen auszudrücken. Nur bei Ayisha trat er scheinbar mit jedem zweiten Satz ins Fettnäpfchen.
Es musste am Fieber liegen.
Nein, es lag an ihr. Ihre Nähe verwirrte ihn und machte ihn kopflos.
Er wollte sich nicht mit ihr die Zeit vertreiben, wie er gesagt hatte. Seit die Quarantäne und die Hochzeit zur Sprache gekommen waren, gingen seine Fantasien mit ihm durch. Er träumte von zehn beglückenden Tagen erzwungener Isolation, ohne jede Belästigung durch die Außenwelt, auf einem friedlichen Segelschiff, auf dem sie sich lieben und küssen, und lieben und küssen, einander kennenlernen und sich wieder lieben konnten.
Das war seine Idealvorstellung einer Hochzeitsreise.
Doch es war zu spät, ihr das zu erklären.
Nun standen ihm zehn Tage Folterqualen bevor. Er durfte sie bei sich haben, ohne sie zu berühren, und mit ihr in einem Bett schlafen, ohne mit ihr zu schlafen.
Was war nur los mit ihm?
15. Kapitel
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