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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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aussetzen, Verehrteste?“ Sie begaben sich wieder an die Reling.
    „Wann war das?“, fragte sie. „Als Sie den ganzen Tag im Sattel saßen und die Nacht durchtanzten?“
    „In der Armee. Jeder Offizier im Stab des Peers war ein glänzender Tänzer und wenn nicht, dann wurde er es sehr schnell.“
    „Der Peer? War das Ihr Vater?“
    Rafe lachte schallend. „Großer Gott, nein. Woher sollte ich wissen, ob mein Vater ein guter Tänzer war? Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass er sich zu einem derart trivialen Vergnügen herabgelassen hätte. Peer haben wir unseren Befehlshaber Arthur Wellesley genannt, als er zum 1. Duke of Wellington ernannt wurde. Manchmal auch nur Beau. Persönlich haben wir ihn natürlich respektvoll angesprochen.“ „Heißt das, Sie haben als Soldat im Krieg auch getanzt?“
    Er schmunzelte. „Na ja, man kann doch nicht die ganze Zeit nur kämpfen. Und Sie wären erstaunt zu hören, dass man in einer Ballnacht viel mehr erreichen kann, als mit stundenlangen ermüdenden Verhandlungen. Einige unserer wichtigsten Verbündeten haben den Beau bei einem festlichen Ball kennengelernt. Ihre Gemahlinnen haben die Generäle zu diesen Festen geschleppt, allesamt Männer, die sich niemals an einen Verhandlungstisch gesetzt hätten.“
    „Verstehe. Ich wusste nur, dass Sie lange im Krieg waren und gekämpft haben. Etwas anderes wäre mir nie in den Sinn gekommen. Solche Tanzveranstaltungen waren wohl Teil der Diplomatie.“ „Richtig. Ägypten war doch auch in diesen Krieg verwickelt. Haben Ihre Eltern nie unter Napoleons Okkupation gelitten?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht, damals war ich noch zu klein, und mein Vater hat nie darüber gesprochen.“
    „Es ist schon erstaunlich, dass er das Land trotz der Gefahr nie verlassen hat. Er hatte doch eine Frau und ein kleines Kind!“ „Erzählen Sie mir mehr von Ihrem Vater“, unterbrach sie ihn. „Hat er wirklich niemals getanzt?“
    „Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn kaum gekannt. Bei meinem Schulabschluss hat er mir ein Patent überreicht“, er stockte, weil Ayisha ihm abermals ins Wort fiel.
    „Ein Patent?“
    „Ja, er hat mir ein Offizierspatent gekauft.“
    „Bei Ihrem Schulabschluss?“ Sie sah ihn entgeistert an.
    Er zuckte mit den Schultern. „In England ergreifen die jüngeren Söhne der Aristokratie üblicherweise entweder den Beruf des Priesters, sie gehen in den diplomatischen Dienst oder zum Militär.“ „Und Sie haben sich für das Militär entschieden?“
    Rafe zögerte. Niemand hatte ihn nach seinen Interessen gefragt. Tatsächlich war er sehr bestürzt gewesen, als er erfuhr, dass er schon am Tag nach seiner Rückkehr aus dem Internat wieder fortgeschickt werden sollte.
    Wie sich allerdings herausstellte, wurde er in der Armee viel glücklicher, als er es je in Axebridge war. Er war gerne Soldat. Er verfolgte gerne klare Ziele und diente gerne einer wichtigen Sache. Er war ein tapferer Kämpfer, ein guter Stratege und entwickelte gute Führungsqualitäten, wie er zu seinem eigenen Erstaunen feststellte. Die Armee war sein Zuhause geworden.
    Und nachdem seine vier engsten Freunde gleichfalls zur Armee gegangen waren, hatte sich aus einer Schulfreundschaft eine wesentlich engere Beziehung entwickelt, als er sie je zu seiner Familie empfand. Diese Beziehungen würden ein Leben lang halten.
    „Ja, die Armee war genau das Richtige für mich“, antwortete er. „Wenn ich mich nicht irre, höre ich wieder Walzerklänge. Wir hätten gerade noch Zeit für einen Tanz, bevor wir uns wieder nach unten begeben müssen.“
    „Nein danke“, entgegnete sie, und sie klang seltsam besorgt. „Ich denke, wir haben genug getanzt.“
    Eigenartig, dass sie sich nach so vielen Jahren wieder an Mrs Whittacker erinnerte. Ayisha lag auf ihrer Seite des Bettes und wartete auf die tiefen gleichmäßigen Atemzüge, die sie wissen ließen, dass Rafe eingeschlafen war. Erst dann konnte auch sie einschlafen.
    Nicht, dass sie ihm nicht vertrauen würde, er stand zu seinem Wort, und das wusste sie auch. Dennoch wollte sie ganz sichergehen.
    Sie hatten sich geküsst, und sie hatten miteinander getanzt.
    Beim Walzer hatte sie sich seiner Führung und der Musik hingegeben. Es war ein Vorgeschmack auf mehr.
    Sie schloss ihre Augen und erinnerte sich an die Augenblicke oben an Deck. Sobald sie die Schrittfolge beherrschte, wurde sie von einem unbeschwerten Glücksgefühl überrollt. Sie hatte es genossen, in seinen Armen zu

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