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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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schweben, von ihm geführt zu werden, seine Kraft zu spüren und diese schwindelerregende Trunkenheit, sich mit ihm zur Musik zu drehen.
    Sie dachte an die Vereinigung zwischen Mann und Frau.
    Es war nicht so, dass sie Rafe misstraute. Sie misstraute eher ihrer eigenen Standhaftigkeit. Denn der Mann übte eine gefährliche Anziehungskraft auf sie aus.
    Die Erinnerungen an Mrs Whittacker waren genau zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht. Ayisha brauchte eine mahnende Warnung. Sie war nicht nur durch den Kuss und den Tanz in Versuchung geraten, sondern auch durch die Vorstellung, mit Rafe verheiratet zu sein. Der Gedanke daran, für den Rest ihres Lebens mit ihm verbunden zu sein, in einem Bett mit ihm zu schlafen, ihn berühren zu dürfen und von ihm berührt zu werden, rief ungeahnte Gefühle in ihr wach. Sie träumte davon ihn zu küssen, wann immer sie den Wunsch danach verspürte, so lange und tief, wie sie es sich erträumte. Zu gerne würde sie ihm ihr Herz öffnen, so wie er ihr sein Herz öffnete und Hoffnungen, Träume und Sorgen mit ihm teilen. Sie wünschte sich Kinder mit ihm, ein Heim, eine Familie.
    Das war die wahre Versuchung.
    Doch seine Versprechungen galten Alicia Cleeve.
    Mrs Whittacker hatte der neunjährigen Ayisha eine bittere Lektion fürs Leben erteilt, und die hatte nichts mit Klavierspielen zu tun.
    Die ältere Dame erteilte Ayisha ein Jahr lang Klavierunterricht. Ayishas Vater begleitete seine Tochter immer dort hin und holte sie nach dem Unterricht wieder ab. Ayisha liebte die Stunden und die Spaziergänge mit ihrem Vater, denn nur dann hatte sie ihn ganz für sich allein.
    Nach der Stunde bat Mrs Whittacker Ayisha und ihren Vater immer zum Tee. Dazu gab es die leckersten Fruchtkekse, winzige geeiste Kuchen, knusprige Makronen und natürlich echten englischen Tee.
    Mrs Whittacker nannte Ayisha immer Alice. Sie war für sie ihre liebste Alice oder süße Alice, aber niemals Ayisha. Ihr Vater fand nichts dabei.
    Einmal im Monat veranstaltete Mrs Whittacker eine Soiree musicale, die allerdings am Nachmittag stattfand. Ayisha war noch nie dabei gewesen, doch sie wusste alles darüber. Die besten Schülerinnen und ihre Eltern wurden eingeladen, damit die Kinder ein kleines Konzert gaben. Der aufregendste Teil des Konzerts war ein Klavierstück zu vier Händen.
    Jeden Monat wählte die Lehrerin zwei Schülerinnen aus und gab ihnen ein Notenblatt, um ihren Part zu üben. Erst beim Konzert hörten die Mädchen, wie das Stück im Zusammenspiel ihrer Hände klang.
    Ayisha erinnerte sich noch genau an ihre Aufregung, als sie endlich auch zu einer Soiree eingeladen wurde. Sie übte unermüdlich und fieberte dem Tag entgegen, an dem sie ihr erstes Klavierkonzert geben durfte.
    Doch dann musste ihr Vater überraschend nach Jerusalem reisen, und ihre Mutter wollte ihn unbedingt dorthin begleiten.
    „Es wird immer wieder Konzerte geben, mein Kind, beim nächsten Mal komme ich mit, versprochen“, hatte ihr Vater gesagt. Die Eltern freuten sich so sehr auf diese Reise.
    Und dann verbot ihr der Vater auch noch jeglichen Klavierunterricht während seiner Abwesenheit.
    Im Rückblick wusste Ayisha, warum er so gehandelt hatte und dass seine Entscheidung richtig war. Doch damals war sie am Boden zerstört und verzweifelt. Sie glaubte, Mrs Whittacker würde sie nie wieder zu einer Soiree musicale einladen.
    Sie sollte recht behalten, allerdings nicht aus Gründen, die sich ein neunjähriges Mädchen vorstellen konnte.
    Ihre Eltern reisten nach Jerusalem, und als der Tag ihrer wöchentlichen Klavierstunde kam, überredete Ayisha ein Dienstmädchen sie trotz des Verbots zum Klavierunterricht zu begleiten. Ayisha fragte nicht Ratibe, unter deren Obhut sie sonst stand, und auch nicht Yorgi, die den Haushalt versorgte. Beide hätten vermutlich vom Verbot ihres Vaters gewusst. Aber Minna, das jüngste Hausmädchen, die lustig und ein wenig einfältig war, ließ sich überzeugen.
    Nie zuvor hatte Ayisha ein Verbot ihres Vater umgangen. Mrs Whittacker wunderte sich zwar, dass Ayisha alleine kam, doch sie unterrichtete Ayisha wie gewohnt. Nur Tee bot sie ihr nicht an.
    In der darauffolgenden Woche fragte Mrs Whittacker Ayisha über ihre Mutter aus. Sie stellte Dutzende bohrende Fragen. Dann brach sie die Stunde ab und behauptete, sie habe Kopfschmerzen. Ayisha dachte sich nichts dabei.
    Am Tag des Konzerts zog Ayisha ihr schönstes Kleid an und erschien zeitgleich mit einer Gruppe anderer Gäste bei Mrs

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