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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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verletzt.
    Keines seiner Kinder sollte je denken, er oder sie bedeute ihm nichts.
    „Ich lebte bei meiner Großmutter, bei ihr hatte ich ein Zuhause. Aber als sie starb“, er stockte.
    Ayisha sah ihn fassungslos an. „Aber Ihre Familie ist doch reich.“ Sie klang entsetzt. „Wieso hatten Sie dann kein Zuhause?“
    Offenbar stellte sie sich vor, er sei gezwungen gewesen, auf der Straße zu leben wie sie. Rafe lachte und legte einen Arm um ihre Taille. „Nein, nein, nicht wie Sie denken. Ich hatte eine glückliche Kindheit, glauben Sie mir. Nach dem Tod meiner Großmutter habe ich Axebridge und das Haus, in dem George und mein Vater lebten, so gut es ging gemieden. Ich habe in einem Internat gelebt und die Schulferien bei meinen Freunden Gabe und Harry oder bei Luke verbracht. Und später war die Armee mein Zuhause. Seitdem wohne ich meist bei Freunden, und in London habe ich eine Bleibe.“ „Können Sie sich denn kein Haus kaufen?“
    „Wofür? Im Übrigen besitze ich das Anwesen meiner Großmutter, das sie mir vermachte.“ Davon hatte er allerdings erst im Krieg in Spanien erfahren, als der Rechtsanwalt der Familie ihm schrieb. Sein Vater hatte ohne Rücksprache mit Rafe einen Gutsverwalter eingesetzt und das Haus vermietet.
    „Also haben Sie ein Zuhause.“
    „Nein, ich besitze ein Haus. Das ist ein Unterschied.“
    „Wenn Sie ein Haus besitzen, haben Sie ein Zuhause“, beharrte sie. „Ein Haus zu bekommen, ist schwierig. Es zu seinem Heim zu machen, ist leicht.“
    „Finden Sie?“, fragte er nachdenklich. „Gut, wenn wir verheiratet sind, können Sie sich damit beschäftigen, uns ein Heim zu gestalten.“ Sie entzog ihm ihre Hand. „Morgen laufen wir Malta an.“ Es war eine Warnung. „Ich gehe zuerst in die Kabine“, fügte sie hastig hinzu und begab sich zur Treppe.
    Das kleine Inselreich Malta lag wie ein kostbares Juwel im azurblauen Wasser des Mittelmeers. Der Hafen der Hauptstadt Valletta war begrenzt von hohen mittelalterlichen Festungsmauern.
    Da das Schiff unter Quarantäne stand, durfte niemand an Land. Aber im Tausch gegen Gold und einige große Meeresschildkröten, die von den Matrosen in Netzen gefangen worden waren, hievten Händler große Körbe mit frischem Obst und Gemüse, Fleisch, Käse und anderem Proviant an Bord.
    Ayisha und Rafe unternahmen ihren üblichen Abendspaziergang an Deck, während die Passagiere im Speisesaal Schildkrötensuppe, Kaninchenbraten, Gemüse und Früchte, und als krönenden Abschluss, Ziegenkäse verzehrten. Rafe knurrte der Magen von den köstlichen Aromen aus der Kombüse, aber er musste sich in Geduld üben, da sie erst essen durften, wenn die anderen Passagiere gespeist hatten. Higgins würde allerdings dafür sorgen, dass ihnen keine Reste vorgesetzt wurden.
    Vom Hafen drang Musik herüber. Offenbar wurde auf einem Platz im Ort ein Fest gefeiert. Ayisha lehnte sich weit über die Reling und lauschte hingerissen.
    „Wenn Sie nicht aufpassen, fallen Sie noch über Bord“, warnte er und bewunderte heimlich ihre geschmeidige Anmut.
    Sie lachte nur. „Ist die Musik nicht wunderschön?“ Sie lauschte mit geschlossenen Augen den Klängen, die über das glatte Wasser des Hafenbeckens herübergetragen wurden. „Oh! Dieses Stück kenne ich“, rief sie begeistert, „das habe ich als Kind auf dem Klavier gespielt.“ Sie summte die Melodie, ihre Finger spielten die Noten stumm auf dem glatten Geländer der Reling.
    Ihre kindliche Freude rührte ihn.
    „Sie spielen also Klavier“, fragte er in der Hoffnung, mehr von ihr zu erfahren. Sie sprach selten über ihre Vergangenheit.
    „Leider nein, ich wünschte, ich könnte richtig spielen“, antwortete sie, ohne ihre Fingerübungen auf der Reling zu unterbrechen. Sie freute sich unübersehbar, sich an lang vergessen Geglaubtes zu erinnern. „Als Kind hatte ich Unterricht, und ich habe wahnsinnig gern gespielt.“ Sie summte die Melodie und lächelte. „Wie schön, die Musik nach so vielen Jahren wieder zu hören.“
    „Für mich sieht es so aus, als spielten Sie ziemlich geübt.“
    „Ja, aber nur auf der Reling“, lachte sie. „Ich hatte nur ein Jahr Unterricht und dann“, sie atmete tief durch.
    „Was?“
    „Dann war Schluss.“ Sie hielt inne, zog ihre Finger zurück und strich sich verlegen durchs Haar.
    Die Wellen plätscherten sanft gegen den Schiffsrumpf und von der Stadt war der gedämpfte Lärm von Musik und von fröhlichen Menschen zu hören.
    „Was ist passiert? Hat Ihr Lehrer die

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