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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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gestern und kann Lügner nicht leiden.“
    „Das passt sich gut. Ich kann Sie nicht leiden. Lassen Sie mich gehen, und ich belästige Sie nicht wieder.“
    „Sie gehen nirgendwo hin.“ Er zog sie auf die Füße. „Sie sind Alicia Cleeve, die einzige Tochter von Sir Henry und Lady Cleeve, und ich bin hier, um Sie nach England zu Ihrer Großmutter zu bringen.“ Sie starrte ihn finster an. „Zum letzten Mal, Engländer!“ „Ramsey, Rafe Ramsey, ist mein Name.“
    „Engländer“, wiederholte sie störrisch. „Ich bin nicht Alicia Cleeve, und ich habe keine Großmutter. Ich bin hier zu Hause, jedenfalls wenn Sie mich endlich gehen lassen.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Hören Sie doch auf, es hat keinen Sinn. Ich besitze ein Bild von der dreizehnjährigen Alicia Cleeve, und es besteht kein Zweifel, dass Sie darauf abgebildet sind. Sie sind erwachsener, dünner und schmutziger, und Ihre Manieren lassen sehr zu wünschen übrig, aber abgesehen davon haben Sie sich kaum verändert.“ Sie schwieg verstockt, dann flog ihr Blick unstet durchs Zimmer. „Was haben Sie mit Ali gemacht?“
    „Er ist im Nebenzimmer und schläft.“
    „Er schläft?“ Sie schnaufte verächtlich und zerrte an ihren Handfesseln. „Bei all dem Lärm? Sie haben ihn geschlagen, wie? Oder ihn betäubt. Wenn Sie ihm etwas angetan haben, dann“, Rafe fiel ihr aufgebracht ins Wort.
    „Ich tue keinem Kind etwas an. Und ich habe ihn nicht betäubt. Nun hören Sie endlich mit diesem Gezappel auf, sonst verletzen Sie sich noch.“ In ihrem Gezerre stieß sie beinahe mit dem Kopf gegen ein Tischbein. Er bückte sich und hob sie in seine Arme. Mein Gott, dieser kleine Feuer speiende Drache war ein Fliegengewicht.
    „Binden Sie mich los. Ich will zu Ali“, verlangte sie. Sie reckte ihr kleines spitzes Kinn wütend nach vorn und war tapfer darum bemüht, sich ihre Angst und Hilflosigkeit nicht anmerken zu lassen.
    „Sie bleiben so lange gefesselt, bis Sie Vernunft annehmen.“ Rafe spürte, wie der Groll, der tief in seinem Innern schwelte, langsam anwuchs. Welcher Unmensch hatte es zugelassen, ein kleines englisches Mädchen aus gutem Hause mutterseelenallein dem Hungertod in einem fremden Land auszusetzen? Was für schreckliche Dinge ihr auch immer zugestoßen sein mochten, sie hatten sie in eine Wildkatze verwandelt.
    „Ich sage kein Wort mehr, bevor Sie mir nicht beweisen, dass es Ali gut geht.“ Sie presste die Lippen aufeinander und funkelte ihn misstrauisch aus grünen Augen an.
    „Einverstanden.“ Rafe trug sie ins Nebenzimmer. Sie war nicht die erste Frau, die er über eine Türschwelle trug, aber alle anderen hatten sich warm und wohlig an seine Brust geschmiegt. Keine Einzige hatte sich angefühlt wie die verhungerte Straßenkatze hier, die jede Sekunde vor Angst und Wut um sich schlagen würde.
    Und dennoch erregte sie ihn.
    Er setzte sie behutsam an Alis Bett und entfernte sich ein paar Schritte aus dem Schein der Lampe, um sich und seine unziemlichen Regungen unter Kontrolle zu bringen.
    Ali richtete sich zum Sitzen auf und sah Ayisha vielsagend an.
    „Sie haben ihn geknebelt!“, sagte sie entrüstet. „Er kann nicht atmen.“
    „Er kann atmen“, entgegnete Rafe gelassen. Dennoch trat er näher und nahm Ali den Knebel ab. „Er kann bloß seine Komplizen nicht warnen. Aber das ist ja nun auch nicht mehr nötig.
    Und dann sprudelte ein Schwall wütend klingender arabischer Fragen aus ihr heraus, die Ali einsilbig, mit hängendem Kopf und vollkommen zerknirscht beantwortete.
    „Ein Bad?“ Sie fuhr empört zu Rafe herum. „Sie haben ihn gezwungen, ein Bad zu nehmen?“
    Rafe breitete hilflos die Arme aus. „Er war schmutzig.“ Dachte sie etwa, er würde einen verdreckten und verlausten Straßenjungen in ein frisch bezogenes Bett stecken? Er war drauf und dran, auch ihr ein Bad anzubieten.
    Er hatte seinen Kammerdiener Higgins angewiesen, den Jungen in die Badewanne zu stecken, ihn gründlich mit Bürste und Seife abzuschrubben und auf Kopfläuse zu untersuchen. Higgins hatte ihm interessanterweise berichtet, dass sich der Dreck auf Gesicht, Hände und Füße des Jungen beschränkte. Darunter schien er erstaunlich sauber zu sein. Trotzdem hatte er ihn in die Wanne gesteckt.
    Es gab also jemand, der sich um ihn kümmerte. Rafe beobachtete, wie Miss Cleeve dem Jungen trotz ihrer gefesselten Händen fürsorglich über das kurz geschorene Haar strich, während sie ihn weiter ausfragte. Er war sich beinahe sicher, wer sich

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