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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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um den Jungen kümmerte. Zweifellos war auch ihr verschmutztes Äußeres nur oberflächlich. Sie hatte keineswegs schmutzig gerochen während ihres Gerangels auf dem Fußboden.
    Natürlich, schoss es ihm durch den Kopf. Der Dreck war nur Tarnung.
    Sie roch wie eine staubige junge Katze und war unter ihrer verdreckten Kleidung sauber. Er fragte sich, ob sich hinter ihrer beißenden Kratzbürstigkeit ein sanftes Wesen verbergen konnte.
    Es würde Spaß machen, der kleinen Wildkatze das Schnurren beizubringen. Sein Körper lechzte danach, es zu versuchen.
    Aber sie war seine Schutzbefohlene und Lady Cleeves Enkelin, keine infrage kommende Frau für sein Bett.
    Wieder wandte sie sich vorwurfsvoll an ihn. „Ali sagt, Sie haben ihm Essen gegeben.“
    „Ich lasse Kinder auch nicht hungern“, erwiderte er kühl. „Er hat mit mir gegessen.“
    Mit ihrem Aussehen und ihrem Temperament würde sie London im Sturm erobern.
    Sie wandte sich wieder Ali zu, der Rafes Aussage offenbar bestätigte. Nach einem verächtlichen „Aha!“, verhörte sie ihn weiter. Vermutlich war sie verärgert, dass sie ihn keiner heimtückischen Tat überführen konnte.
    Rafe hörte zu, doch die fremde Sprache plätscherte an ihm vorbei. Auf der Überfahrt nach Ägypten hatte er sich ein wenig Arabisch aus einem Lehrbuch beigebracht, doch aus dem schnellen Redeschwall jetzt konnte er nur gelegentlich einzelne Wörter verstehen. Aber durch Beobachtung konnte man auch schon eine ganze Menge über Menschen erfahren.
    So wie eine Mutter ihr unfolgsames Kind, nahm sie den Jungen streng ins Gebet. Dabei war sie viel zu jung, um seine Mutter zu sein. Überdies war Alis arabische Herkunft nicht zu verleugnen, ebenso wenig wie ihre europäischen Wurzeln.
    „Das haben Sie niemals getan!“ Rafe blinzelte, als ihre Stimme seine Grübeleien durchbrach. Sie sah ihn verblüfft an. „Das glaube ich nicht.“
    „Was meinen Sie?“, fragte er.
    „Ali behauptet, Sie hätten ihm eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt!“
    Rafe gab sich ahnungslos. „Was?“ Er würde nichts zugeben.
    „,Ali Baba und die vierzig Räuber‘."
    „Ich spreche kein Arabisch, wie sollte ich ihm dann irgendwas erzählen?“
    „Sessamm öffne disch“, zwitscherte Ali feixend. Was für ein frecher Bengel.
    Rafe trat ans Bett und hob seine Gefangene wieder schwungvoll in seine Arme. „Nun, da Sie sich davon überzeugen konnten, dass dem Jungen nichts angetan wurde, habe ich ein paar Fragen an Sie. Und du, Ali“, fügte er streng hinzu, „legst dich hin und schläfst.“
    „Sessamm öffne disch“, antwortete Ali munter.
    Rafe stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich zu und durchquerte das Wohnzimmer. Wieder kochte Zorn in ihm auf. Die Frau in seinen Armen bestand nur aus Haut und Knochen und trotzigem Todesmut. Sie sah ihn wissend an.
    Verflixt! Er war schon wieder erregt. Rafe ließ Miss Cleeve unsanft auf das Sofa plumpsen.
    Sie streckte ihm ihre gefesselten Hände entgegen. „Binden Sie mich endlich los!“
    „Nein.“
    „Trauen Sie mir etwa nicht?“ Ihr Gesicht lag im Schatten.
    „Nicht die Spur.“ Seine Nase schmerzte ebenso pochend wie ein ganz anderes Körperteil. Er wandte sich ab, um eine Lampe zu entzünden und seine aufsässige Regung zurechtzuweisen.
    Als er sich mit der Lampe in der Hand wieder umdrehte, hatte sich seine Gefangene in die hinterste Sofaecke verkrochen, die Beine angezogen und die gefesselten Hände um ihre Knie geschlungen. Sie kauerte da wie ein kleines trotziges Häufchen Elend.
    Er stellte das Licht neben das Sofa, um ihr ins Gesicht zu sehen, dann trat er in den Schatten zurück. Sie verfolgte seine Bewegung argwöhnisch. Das Mädchen wirkte wie eine Fünfzehnjährige.
    Ihre Großmutter hatte gesagt, sie sei neunzehn, bald zwanzig Jahre alt. Er versuchte, sie sich gewaschen und in einem Kleid vorzustellen. Neunzehn Jahre konnte stimmen, doch sie hatte die Augen einer wesentlich älteren, erfahrenen Frau.
    „Wie alt sind Sie?“
    Sie legte ihr kleines eigensinniges Kinn auf die Knie und schwieg. Auch Rafe sagte nichts. Schweigen, das wusste er aus seiner Zeit in der Armee, konnte eine nützliche Waffe sein.
    Der Schein der Lampe erhellte ihre vollen rosigen Lippen, das das einzig Weibliche an ihr zu sein schienen. Nein. Er erinnerte sich an die weiche Stelle zwischen ihren Schenkeln, die er mit seiner Hand berührt hatte. Er verschränkte die Arme und bemühte sich, die Erinnerung zu verdrängen.
    „Das geht Sie nichts an.“ Sie beobachtete ihn

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