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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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er sich hinter das offenen Fenster zurück.
    Ein schmaler Schatten huschte lautlos über den Balkon. Es war ein zweiter halbwüchsiger Junge und nicht Alis Herr, den Rafe zu hassen begonnen hatte.
    In Alis Zimmer brannte noch eine Lampe. Rafe konnte durch die offene Tür die Umrisse des schlafenden Jungen erkennen. Der Fremde sah es auch. Er kletterte wie ein Gespenst durchs Fenster und huschte zum Bett.
    Im Lichtschein blitzte etwas auf. Es war ein Messer. Wollte der Eindringling Ali töten? Rafe stürmte los und griff nach der Hand des Fremden. Er hörte einen leisen Schrei, dann schlitterte das Messer klirrend über den Fußboden. Der Eindringlich fuhr herum und trat mit seinem Fuß zwischen Rafes Beine.
    Rafe wich geschickt aus, sodass ihn der Fuß nur am Oberschenkel traf. Hätte er sein Ziel getroffen, wäre es mit der Erbfolge von Axebridge ein für alle Mal vorbei gewesen. Der Bursche teilte aus wie ein Maultier!
    Der Eindringling boxte mit der freien Faust blitzschnell auf Rafe ein. Gleichzeitig versuchte er mit seinem Fuß, Rafe abermals schmerzlich zu treffen. Rafe lag zwar nichts an der Erbfolge, doch er wollte seine Männlichkeit bewahren. Fluchend stieß er dem Halbwüchsigen die Beine weg und brachte ihn so zu Boden.
    Der Bursche entdeckte das Messer und griff danach. Rafe schleuderte es mit der Stiefelspitze unters Sofa, drehte sich um und sah, wie der Junge in Richtung Fenster fliehen wollte. Mit einem Sprung warf er sich auf ihn und fiel mit ihm zu Boden.
    Der Eindringling rührte sich einen Moment lang nicht. Rafe hörte, wie er nach Atem rang. Er hatte ihm mit seinem Gewicht die Luft aus den Lungen gepresst. Gut so. Er drehte den Einbrecher auf den Rücken. Obwohl der Bursche nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen, schlug er erbittert mit den Fäusten um sich und wand sich wie ein Aal. Er versuchte, seine Beine freizubekommen, um Rafe ein Knie zwischen die Schenkel zu rammen.
    Er war mager, beinahe halb verhungert, und dennoch kämpfte er wie ein Besessener. Gegen Rafe hatte er zwar keine Chance, dennoch wehrte er sich heftig. Rafe empfand es als lästig. Wenn er den Jungen ausfragen wollte, musste er ihn erst einmal bändigen. Geschickt wich er dem nächsten Fausthieb aus, und versuchte dann die Fäuste seines Widersachers zu packen.
    „Ich tu dir nicht weh, wenn du dich ergibst“, sagte er auf Englisch. Er bemerkte seinen Fauxpas und widerholte seine Worte auf Französisch.
    Der Junge entblößte die Zähne, was Rafe mit einem Lächeln verwechselte. Er lockerte seinen Griff, und der Junge schnellte hoch.
    „Au! “ Der kleine Mistkerl hatte ihn gebissen. Rafe hatte genug. Mit einem gezielten Faustschlag ans Kinn setzte er ihn außer Gefecht. Der Kopf des Jungen fiel nach hinten. Der Fremde rührte sich nicht mehr.
    Rafe verzog das Gesicht. Offenbar hatte er doch härter zugeschlagen als gedacht. Er wollte den kleinen Teufel nur bändigen, nicht ohnmächtig schlagen.
    Er umschloss den mageren Körper des Jungen mit gespreizten Schenkeln. Dann richtete er sich auf und musterte seinen Gegner. Im schwachen Lichtschein konnte er nur schemenhaft das dreckverschmierte Gesicht eines Gassenjungen erkennen, der ungefähr fünfzehn Jahre alt sein musste, und ebenso zerlumpt gekleidet war wie Ali. Im Kampf war ihm der Turban vom Kopf gerutscht. Darunter blitzten kurze Haare hervor, die augenscheinlich ohne Spiegel mit einem Messer abgesäbelt worden waren. Nicht mal unattraktiv der Kleine, dachte Rafe. Seine Haare könnten in Mode kommen als Garqonfrisur. Er selbst zog wirres Haar einem gescheitelten Kopf vor.
    Die Gesichtszüge des Bengels unter all dem Dreck wirkten seltsam zart.
    Guter Gott, dachte Rafe zögernd. Wenn er es nicht besser wüsste.
    Der Junge war nicht gerade stark. Ein leichter Schlag mit der Faust ans Kinn hatte ihn schon außer Gefecht gesetzt.
    Er starrte auf die Brust des Jungen. Sie war flach wie ein Brett.
    Rafe rutschte ein wenig nach hinten, bis er auf den Beinen des Burschen hockte und beäugte die Stelle zwischen dessen Schenkeln. Seine Hosen waren sehr weit.
    Es gab nur einen Weg, seinen Verdacht zu bestätigen. Rafe ließ die flache Hand seinen Bauch nach unten gleiten zwischen die Schenkel des Jungen. Er spürte nichts, jedenfalls nichts, was seinen Gefangenen als männliches Wesen ausgezeichnet hätte.
    Der Einbrecher war ein Mädchen. Er musterte die Gesichtszüge scharf im schwachen Lichtschein. Und zwar nicht irgendein Mädchen.
    Ihre Lider flatterten auf.

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