Gefaehrliche Maskerade einer Lady
seinem Bann befreien. „Sagen Sie der alten Dame, dass Alicia Cleeve tot ist.“ Sie machte eine kleine hilflose Geste mit ihren gefesselten Hände. „Hier gibt es nur Ayisha.“
4. Kapitel
Er hat dich gehen lassen?“, fragte Laila verblüfft. „Er hat dich geschlagen und gefesselt, und dann hat er dich einfach so gehen lassen?“
„Ja“, antwortete Ayisha. „Er sagte, ich solle über sein Angebot nachdenken und wiederkommen.“ Ayisha hatte die Chance genutzt und war zu Laila zurückgelaufen, sobald die Stadttore geöffnet wurden.
„Und Ali hat er bei sich behalten? Geht es ihm gut?“
„Ja, das sagte ich doch bereits.“ Ayisha hatte bereits ein Dutzend Mal beteuert, dass Ali wohlauf war, aber Laila kam um vor Sorge um den Kleinen. Sie war die ganze Nacht wach geblieben und würde erst wieder ruhig arbeiten können, wenn Ali wieder daheim war.
Ayisha kauerte sich vor den Ofen und legte Holz nach. Laila feuerte ihn für gewöhnlich bei Tagesanbruch an, um pünktlich mit dem Backen beginnen zu können, aber heute war daran nicht zu denken.
Auch Ayisha war äußerst verwirrt und zutiefst verängstigt. Sie durchschaute den schönen Engländer nicht, doch sie war felsenfest davon überzeugt, dass er ein böses Spiel mit ihr trieb.
„Wie sollen wir Ali nur wieder freibekommen? Will der Engländer Geld?“, fragte Laila. Sie blickte besorgt zu dem losen Lehmziegel am Ofen.
„Nein. Er hat mehr Geld als wir beide in unserem ganzen Leben zusammen verdienen können.“ Ayisha warf eine Handvoll Zweige ins Feuer.
Laila nahm handliche Teigstücke aus der Holzschale und knetete sie auf dem Brett zu Kugeln. „Will er dich im Tausch für Ali?“
Ayisha nickte. Der Morgen war kühl und der Ofen strahlte eine angenehme Wärme aus. Ayisha wusch sich ihr Gesicht und ihre Hände mit frischem Wasser.
„Aber er hatte dich doch schon in seiner Gewalt. Er hätte dich einsperren können.“ Laila knetete die Teigbälle kräftig durch. „Wieso hat er dich wieder gehen lassen?“
„Er will, dass ich freiwillig zurückkehre“, antwortete Ayisha ironisch.
„Und du stammst wirklich aus einer englischen Familie?“ Laila war immer noch skeptisch.
„Zur Hälfte ja.“
„Dein Vater war ein englischer Lord und du sprichst seine Sprache?“
„Ja.“
„Sag etwas.“
„Laila ist meine beste Freundin“, sagte Ayisha auf Englisch.
Laila kniff ihr mit ihren mehlbestäubten Fingern liebevoll in die Wange. „Und du bist wie eine eigene Tochter für mich“, entgegnete sie ebenfalls auf Englisch. Die beiden sahen sich an und lachten.
„Du sprichst auch Englisch?“ Ayisha war verblüfft.
Laila kicherte. „Nicht so gut wie du, aber ich habe es als junges Mädchen gelernt. Bevor ich geheiratet habe, habe ich für Engländer gearbeitet. Und trotzdem habe ich die ganze Zeit über nicht geahnt, dass du ein englisches Mädchen bist.“ Sie drückte die Teigbälle zu flachen Fladen.
„Bin ich ja auch nicht. Ich bin in Ägypten geboren
„Bedaure, Sir, aber Ihr schwacher Magen würde Flei
„Bitte?“
Rafe hatte große Lust, den Bäcker zu verprügeln, g
„Bin ich ja auch nicht. Ich bin in Ägypten geboren.“
„Pah!“ Laila machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dein Vater war ein englischer Lord, also bist du Engländerin. Und du versteckst dich aus Angst und verkleidest dich wie ein Junge.“
„Du kennst den Grund“, erwiderte Ayisha.
Laila zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Natürlich kenne ich ihn, aber jetzt ist alles anders. Ich verstehe einfach nicht, warum du nicht mit diesem Engländer zu dieser Großmutter gehen willst.“
„Laila, du weißt, warum.“
„Aber sie wissen es nicht. Niemand weiß etwas davon, also warum sollte es dich bekümmern? Die alte Dame will sich um dich kümmern, und du wirst fürsorglich zu ihr sein. Und wenn sie einmal stirbt, wirst du reich und musst nie wieder darben.“
„Das kann ich nicht tun.“
Laila schlug heftig auf den Teig ein. „Was ist nur los mit dir, Mädchen? Das hast du dir immer erträumt.“
„Ich weiß, aber“, seufzte Ayisha bekümmert.
„Nichts aber. Auf diese Chance hast du immer gewartet. Und wenn die Frau tatsächlich deine Großmutter ist, musst du dich um sie kümmern. Ihr seid eine Familie, und du weißt, dass es so ist.“
Laila wischte sich das Mehl von den Händen und streichelte Ayishas Wange. „Du hast geglaubt, mutterseelenallein auf dieser Welt zu sein, Ayisha, Kind, und nun erfährst du, dass du eine Familie hast.
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