Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Tage Station gemacht hatte, wies auf die Sehenswürdigkeiten am Ufer hin. Er zeigte Ayisha die Insel Pharos, wo in der Antike eines der sieben Weltwunder, der Große Leuchtturm von Pharos, gestanden hatte. Im fünfzehnten Jahrhundert wurde an seiner Stelle eine mächtige Festung erbaut. Es gab auch einige Bauten aus römischer Zeit, darunter die Pompeius-Säule. Und zwischen den Dächern ragte die Nadel der Kleopatra in den blauen Himmel.
„Und hier haben wir auch Higgins, der uns offenbar schon sehnsüchtig erwartet“, sagte Rafe erfreut, als er seinen Kammerdiener am Kai entdeckte. Higgins stand neben einer kleinen Schar Gepäckträger und winkte ihnen heftig zu.
„Hervorragendes Timing, Sir“, lobte Higgins und wies den Trägern die Gepäckstücke zu. Dann wandte er sich an Ayisha. „Hatten
Sie eine angenehme Reise, Miss Cleeve?“
„Ja, sehr interessant, vielen Dank, Higgins“, sagte sie. „Aber
nennen Sie mich bitte Ayisha.“
„Wie Sie wünschen, Miss Ayisha“, bestätigte Higgins mit einem flüchtigen Blick zu Rafe, der ihm zunickte. Der Kammerdiener war der beste Lehrmeister, um Ayisha im Umgang mit Bediensteten zu unterweisen. Rafes Ratschläge würde sie gewiss weniger willig annehmen.
„Ich fürchte, es war mir leider nicht möglich, eine Einzelkabine für Sie zu bekommen, Miss Ayisha“, entschuldigte er sich auf dem Weg zur Gangway. „Es gab nur noch zwei freie Betten für einen Mann und eine Frau. Für Mr Ramsey konnte ich eine Einzelkabine ergattern, aber auch nur, weil“, er stockte, weil Rafe ihm ins Wort fiel.
„Miss Ayisha nimmt die Einzelkabine“, erklärte er. „Ich nehme das freie Bett in der Kajüte.“
„Damit wäre Mrs Ferris wohl nicht einverstanden, Sir“, wandte Higgins ein.
„Wer zum Teufel ist Mrs Ferris?“
„Die Dame, mit der Miss Ayisha die Kabine teilen wird. Es war das einzige noch freie Bett.“
„Oh, gegen nette Unterhaltung habe ich nichts einzuwenden, im Gegenteil“, lenkte Ayisha liebenswürdig ein. „Würden Sie mir bitte den Weg dorthin zeigen, Higgins.“
„Aber natürlich, wir sind alle auf demselben Deck untergebracht. Es sind nur zwanzig Passagiere an Bord.“ Er geleitete Ayisha zu den Treppen.
„Wann wird der Kapitän die Anker lichten, Higgins?“, fragte Rafe, der ihnen nicht folgte.
„In zwei Stunden, Sir“, antwortete Higgins. „Sobald die Flut einsetzt.“
„Ausgezeichnet“, erwiderte Rafe. „Zwei Stunden reichen mir.“ „Aber wofür denn?“ Higgins drehte sich fragend um, doch Rafe war bereits auf halbem Weg die Gangway hinunter. Higgins rief ihm etwas nach, doch der aufkommende Wind verschluckte seine Worte. Rafe hörte seinen Kammerdiener nicht mehr und verschwand schnellen Schrittes in Richtung Stadt. Er wusste genau, was er suchte, und er kannte sogar das arabische Wort dafür.
„Sir, Sir, der Kapitän richtet sich nach dem Wind und der Flut“, brüllte Higgins ihm hinterher. „Was, wenn er die Anker früher lichtet?“ Er machte Anstalten, seinem Herrn zu folgen, doch der hatte bereits das Stadttor erreicht und war im Gedränge verschwunden.
„So etwas macht er immer“, sagte Higgins entrüstet an Ayisha gewandt. „Immer fällt ihm in letzter Sekunde etwas ein. Und wenn er jetzt die Abfahrt verpasst?“
„Dann werfen wird eine Münze, wer die Einzelkabine bekommt“, schlug Ayisha lächelnd vor.
Higgins wirkte entsetzt. „Oh nein, Miss, die wäre Ihnen vorbeihalten. Das könnte ich niemals zulassen.“
Er warf einen flüchtigen Blick auf ihre Beduinenkleidung. „Da Mr Ramsey noch einen Ausflug in die Stadt unternimmt, würde ich vorschlagen, Sie nutzen seine Kabine, um Ihre Kleider zu wechseln. Ich denke, es wäre unangebracht, Mrs Ferris in arabischen Männerkleidern entgegenzutreten.“
Ayisha blickte an sich herab. „Sie haben vermutlich recht.“ Allerdings schien sie nicht sonderlich darauf erpicht zu sein, sich in eine Dame zu verwandeln.
„Ausgezeichnet. Hier ist der Schlüssel zu Mr Ramseys Kabine. Die Nummer steht auf dem Schild. Ich hole das Gepäck und komme nach, Miss. Und ich lasse Ihnen ein Bad zubereiten.“
10. Kapitel
Ayisha schloss wohlig die Augen und ließ sich treiben. Als Higgins ein Bad erwähnte, hatte sie einen Eimer Wasser erwartet, so wie in den letzten sechs Jahren.
Nur an den Tagen, an denen die Wäsche am Fluss gewaschen wurde, war sie mit Kleidern ins Wasser gewatet und untergetaucht.
Jetzt saß sie in einer riesengroßen Zinkwanne
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