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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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wie ein Junge!“
    Higgins schmunzelte. „Es ist besser gelungen, als ich dachte, Miss. Sie sehen sehr hübsch aus.“
    Sie wandte sich wieder dem Spiegel zu. „Ich bin ganz Ihrer Meinung. Es ist verblüffend.“ Tränen stiegen ihr in die Augen, sie musste schlucken. „Danke, Higgins, vielen, vielen Dank!“
    Er runzelte die Stirn. „Aber Miss, Sie werden doch nicht“, Higgins stockte sichtlich bewegt.
    Sie blinzelte rasch die Tränen zurück. „Es ist nichts. Ich bin albern, ich weiß, aber ich habe mich so lange nicht hübsch gefühlt. Oh, Higgins, auch wenn Sie das jetzt nicht mögen, ich muss es einfach tun.“ Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn auf die Wange.
    Er befreite sich peinlich berührt und zugleich geschmeichelt aus der Umarmung. „Es stört mich keineswegs, Miss“, sagte er verlegen. „Allerdings sollten Sie es nicht zur Gewohnheit werden lassen. Es freut mich jederzeit, wenn ich Ihnen helfen kann. Es muss schwierig sein für Sie, so ganz ohne Zofe.“
    „Zofe?“ Sie lachte hell. „Ich hatte schon seit Jahren niemanden mehr, der mir zur Hand ging. Ich wüsste gar nicht, was ich mit einer Zofe anfangen sollte.“
    „Das werden Sie wieder lernen, Miss“, versicherte er. „Und wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie es mir. Wollen Sie jetzt an Deck gehen und nach Mr Rafe Ausschau halten, solange ich hier aufräume und Ihr Gepäck in Ihre Kabine schaffe? Es ist ziemlich spät geworden.“ „Ich kümmere mich selbst um mein Gepäck.“ Ayisha begann, ihr Bündel zu packen.
    „Das ist meine Aufgabe, Miss“, wehrte Higgins ab.
    „Nein, die meiner Zofe“, entgegnete Ayisha heiter. „Das faule Ding! Lassen Sie mich das machen. Noch bin ich keine feine Dame.“ Higgins zögerte. „Doch das sind Sie, Miss. Ganz gleich, wo und wie immer Sie bisher gelebt haben, Sie sind eine geborene Dame.“ Seine Worte wärmten ihr Herz. „Danke, Higgins“, sagte sie leise.
    „Manchmal frage ich mich, wie ich in England zurechtkommen werde.“
    Higgins fegte ihre geschorenen Löckchen auf. „Sie werden sich wohlfühlen. England ist das beste Land der Welt. Sie müssen lediglich ein paar Regeln lernen, mehr nicht. Jeder Ort hat seine eigenen Regeln, die es zu beachten gilt, nicht wahr?“
    „Das stimmt“, sagte sie nachdenklich und verschnürte ihr Bündel. Nicht nur jeder Ort hatte seine eigenen Regeln, sondern auch jede gesellschaftliche Gruppe, die dort lebte. Als kleines Mädchen hatte sie immer darüber gestaunt, dass die arabischen Freundinnen ihrer Mutter, die englischen Geschäftsfreunde ihres Vaters oder seine Gäste aus allen Teilen der Welt und sogar die Dienerschaft ihre ganz eigenen Regeln hatten. Und kein Regelwerk glich dem anderen.
    Und auf der Straße herrschten wieder vollkommen andere Regeln. Sie zu befolgen, war eine Frage des Überlebens. Ihr neues Leben dürfte einfacher werden. Higgins hatte recht. Es ging nur darum, diese Regeln zu lernen.
    Higgins begann, Rafes Sachen auszupacken. „Ich komme aus einfachen Verhältnissen und musste erst lernen, mich den Gegebenheiten eines großen Hauses anzupassen, Miss. Anschließend musste ich mich auf das Leben in der Armee einstellen. Die Bediensteten in einem großen Haus sind oft ebenso hochnäsig wie die feinen Herrschaften, manchmal sogar noch schlimmer.“ Er zwinkerte ihr zu. „Aber seitdem ich Mr Ramseys Offiziersbursche im Krieg war, kann ich mich auf alles einstellen.“
    „Auch ich kann mich gut anpassen“, versicherte Ayisha.
    „Das können Sie, Miss. Und ich denke, Sie lernen schnell. Sie sind sehr tugendhaft und ehrlich. Hier ist übrigens der Schlüssel zu Ihrer Kabine. Mrs Ferris habe ich vorhin leider nicht angetroffen, ich vermute, sie befindet sich oben an Deck. Die meisten Passagiere wollen zusehen, wie das Schiff ablegt. “ Er zog seine Taschenuhr und schüttelte den Kopf. „Er treibt es mal wieder einmal auf die Spitze, der gute Mr Ramsey.“
    Auf dem Weg zu ihrer Kabine dachte Ayisha über Higgins Worte nach. Wenn er wüsste. Dennoch fand sie seine Worte ermutigend.
    Sie klopfte, und als niemand antwortete, trat sie ein. Es war eine kleine Kabine mit nur einem Bullauge und zwei Betten, die übereinander an der Wand angebracht waren. Auf der unteren Koje lag ein Schal und ein Buch, offenbar von Mrs Ferris.
    Sie las den Buchtitel Die Geheimnisse von Udolpho von Ann Radcliffe und schlug die erste Seite auf. Es handelte sich um einen Roman. Vielleicht würde ihr Mrs Ferris das Buch leihen, wenn sie es

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