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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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die Ärmel halblang, und unter der Brust wurde jedes Kleid mit einem Band oder mit einer Kordel gehalten. Die Näherin hatte es sich nicht nehmen lassen, jedem Kleid eine persönliche Note zu geben. Eines hatte einen Gürtel aus andersfarbigem Stoff, ein anderes ein paar Fransen, das dritte Glasperlen. Ayisha war von ihrer neuen Garderobe begeistert, auch von ihrer neuen Unterwäsche.
    Allerdings wusste sie auch nicht, was englische Damen unter ihren Kleidern trugen. Als kleines Mädchen hatte sie nur ein Hemd darunter getragen, doch sie war sich sicher, dass sich erwachsenen Damen nicht damit begnügten. Doch weil keine Zeit blieb, lange zu überlegen, hatte sie knielange türkische Pluderhosen und schlichte Baumwollhemden gekauft.
    Die Zeit drängte. Ayisha wählte ein weizengelbes Kleid mit einem grünen Rankenmuster und schwarzen kleinen Beeren und schlüpfte in rote türkische Pantoffel mit schwarzen Seidenquasten.
    Im Waschraum stellte sie sich auf Zehenspitzen, um sich in dem kleinen runden Spiegel zu betrachten, doch weil der auf Augenhöhe befestigt war, konnte sie nicht viel sehen.
    Sie kämmte sich ihr strubbeliges Haar und zog ihrem Spiegelbild eine Grimasse. Sie hätte einen Damenhut kaufen müssen, um ihr kurzes Haar darunter zu verstecken. Ob es während der Reise lang genug wuchs, bevor sie ihrer Großmutter begegnete? Vielleicht half ja ein Tuch. Hatte Rafe nicht einmal erwähnt, in England würden die Damen neuerdings einen Turban tragen?
    Sie durchsuchte die verschiedenen Tücher nach einer passenden Farbe, als es an der Tür klopfte. „Ich bin es, Higgins.“
    Sie öffnete eilig. „Wie sehe ich aus, Higgins?“ Sie drehte sich im Kreis.
    Higgins begutachtete ihr neues Erscheinungsbild und nickte anerkennend. „Sehr hübsch, Miss Cleeve.“ Als sein Blick auf ihr struppiges Haar fiel, runzelte er besorgt die Stirn. „Nun, wenn ich so kühn sein dürfte, Miss“, er räusperte sich.
    „Ich weiß, mein Haar, nicht wahr? Ich habe vergessen, einen Hut zu kaufen. Aber Mr Ramsey sagte, in England würden die Damen neuerdings einen Turban tragen, also dachte ich“, Higgins unterbrach sie.
    „Nur ältere Damen tragen Turban, Miss. Jüngere Damen hingegen tragen durchaus auch schon einmal kürzere Haare.“
    „Kurze Haare?“ Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Aber gewiss nicht so, oder?“
    „Nicht ganz, Miss, aber“, Higgins räusperte sich erneut, „ich habe zwar noch nie einer Dame die Haare geschnitten, dafür aber Mr Ramsey und seinen Freunden, wenn sie zu Besuch waren.“
    „Sie wollen sie doch nicht etwa kürzer schneiden, oder?“ Sie legte schützend die Hände über ihren Strubbelkopf.
    „Kaum kürzer, eher in Form. Ich wage zu behaupten, dass es sehr hübsch aussehen könnte, wenn ich Ihr Haar etwas in Form bringe. Sie haben schönes kräftiges Haar und hübsche Naturlocken.“
    Ayisha überlegte kurz, dann nickte sie. „Einverstanden. Ich vertraue Ihnen.“ Viel konnte Higgins nicht mehr verderben, und Rafes Haar sah sehr gepflegt aus.
    „Wenn Sie dann bitte Platz nehmen wollen, Miss?“ Er rückte ihr einen Stuhl zurecht, legte ihr ein Tuch über die Schultern und machte sich ans Werk. Zunächst kämmte er ihr Haar in verschiedene Richtungen. Dann begann er, daran zu schnipseln.
    Kleine Haarbüschel fielen zu Boden, und je mehr Büschel fielen, desto banger wurde Ayisha zumute. Higgins hatte bisher nur Männern die Haare geschnitten. Gewiss würde er auch ihr einen Männerhaarschnitt verpassen. Sie konnte nur hoffen, dass sie anschließend wenigstens wie ein gepflegter Junge aussah.
    Sie zwang sich, an das Beste zu glauben. Wenn es so schlimm werden würde, wie sie befürchtete, dann würde sie einfach einen Turban tragen.
    Bisher hatte sie sich immer als Junge verkleidet. Nun würde sie aussehen wie ein Junge, der Frauenkleider trug. Ein lächerlicher Anblick.
    „Ich wäre dann so weit, Miss.“ Peinlich darauf bedacht, nur ja kein Haar auf ihr neues Kleid fallen zu lassen, entfernte Higgins vorsichtig das Tuch von ihren Schultern. „Wenn Sie einmal in den Spiegel schauen wollen, Miss.“
    Ayisha bemühte sich, ihre Beklommenheit zu unterdrücken und sah in den Spiegel. Verwirrt sah sie ein zweites Mal hinein.
    „Higgins!“, rief sie überrascht und drehte den Kopf nach links und nach rechts.
    „Higgins!“ Sie bestaunte ihr Spiegelbild, dann wirbelte sie herum und sah Rafes Kammerdiener strahlend an. „Und ich war fest davon überzeugt, dass ich aussehen würde

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