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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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ausgelesen hatte. Wie lange war es her, dass sie ein Buch gelesen hatte?
    Ayisha gefiel die Idee, in der oberen Koje zu schlafen, denn von dort konnte sie aus dem Bullauge schauen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und spähte hinaus. Auf dem Kai standen nur noch ein paar Menschen herum. Das Gepäck war offenbar verladen, die Betriebsamkeit hatte sich gelegt. Bald schon würde das Schiff ablegen. Doch wo war Rafe?
    Ayisha verstaute hastig ihre Sachen, griff nach einem Schal und eilte an Deck. Rund ein Dutzend Passagiere hatten sich auf dem Heck versammelt, um dem Ablegen zuzusehen, doch sie war noch zu scheu, um sich ihnen zu nähern. Wo war nur Rafe.
    Wind kam auf und schlug klatschend gegen die Segel. Er wirbelte auch durch Ayishas kurzes Haar. Sie fühlte sich beglückend frei, nachdem sie ihren Kopf so viele Jahre verhüllt hatte. Der Wind bauschte auch ihre Röcke, doch das vermittelte ihr das Gefühl, entblößt zu werden, was sie nicht mochte. Wie gut, dass sie ihren Schal dabeihatte.
    Ayisha musste sich an ein vollkommen neues Körpergefühl gewöhnen. Endlich musste sie sich nicht mehr in Jungenkleidern verstecken und ihre Brüste flachpressen. Doch diese neue Freiheit fühlte sich noch befremdlich an.
    Im Gehen blickte sie an sich herab und staunte, dass ihre Brüste leicht auf und ab wippten. Sie machte einen kleinen Sprung und ihre Brüste hüpften hoch.
    Sie hatte nicht daran gedacht, dass sie ein Korsett brauchen würde, doch auf dem Bazar von Kairo hätte sie so etwas auch nicht bekommen.
    Sie lehnte sich an die Reling und blickte über die Stadt. Rafe war bestimmt schon seit zwei Stunden fort. Wo in aller Welt blieb er nur?
    Der Kapitän begann Befehle zu brüllen und die Matrosen eilten hin und her, um Segel festzuzurren und Taue aufzurollen. Mit lautem Knirschen wurde der Anker gelichtet, doch von einem großen Engländer in hohen schwarzen Stiefeln war noch immer nichts zu sehen.
    Ayisha wanderte rastlos an der Reling auf und ab. Ihre neuen roten türkischen Pantoffeln begannen zu drücken.
    Was um Himmels willen konnte so wichtig gewesen sein, dass er riskierte, das Schiff zu versäumen?
    Und dann entdeckte sie, wie er mit langen Schritten näher kam, als habe er noch alle Zeit der Welt. Über der Schulter trug er einen schwer aussehenden, prall gefüllten Sack.
    Er stieg die Gangway herauf, gerade als die Matrosen begannen, sie hochzuziehen. Er scherzte mit den Seeleuten, worauf diese laut lachten. Ein Offizier begrüßte ihn an Bord und salutierte.
    Ayisha erwartete eine Erklärung, doch er schien sie gar nicht zu bemerken. Doch dann stutzte er und blieb abrupt stehen.
    „Sieh mal an“, sagte er leise. „Wer ist denn diese junge hübsche Dame? Wer hat Ihnen das Haar zurechtgemacht?“
    Bei seinen Worten wurden ihr so warm, dass sie jede spitze Bemerkung über seine Verspätung vergaß. „Higgins hat mir die Haare geschnitten“, murmelte sie.
    „Entzückend.“ Er musterte sie anerkennend, doch Ayisha fühlte sich ihm schutzlos ausgeliefert, beinahe sogar schon nackt. Sie war es nicht gewohnt, sich weiblich zu kleiden.
    Sie zog den Schal enger um die Schultern. „Ist Ihnen kalt?“, fragte er.
    „Nein“, antwortete sie hastig. „Aber Higgins und ich waren in großer Sorge um Sie.“
    „Weshalb?“
    Sie sah ihn staunend an. „Weshalb? Sie hätten beinahe das Schiff verpasst!“
    „Higgins weiß, dass ich nie ein Schiff verpasse“, erwiderte er seelenruhig. „Haben Sie mich vermisst?“ Er wirkte ausgesprochen selbstsicher.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein. Aber warum sind Sie plötzlich ohne eine Erklärung losgestürmt?“
    Er lächelte sie herausfordernd an. „Sie haben mich also doch vermisst.“
    „Ehrlich gestanden, wollten Higgins und ich schon eine Münze werfen, wer Ihre Kabine bekommt.“
    Er lachte. „Unsinn. Auf so etwas würde sich Higgins niemals einlassen. Aber wollen Sie nicht wissen, was ich Ihnen mitgebracht habe?“ Er hob den Sack hoch. „Sie erraten nie, was da drin ist.“ „Es ist mir egal!“
    „Sand!“
    „Sand?“
    „Das ist noch nicht alles!“
    „Sie versäumen beinahe das Schiff, und das nur wegen einem Sack voll Sand?“, fragte sie wütend. „Sie schleppen mich durch halb Ägypten, verfrachten mich auf ein fremdes Schiff voller fremder Leute und lassen mich dann im Stich, wegen eines Sackes voller Sand?“ Es fiel ihr schwer, ihm böse zu sein, weil er unentwegt lächelte. Es war eine höchst lästige Angewohnheit.
    „Ich

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