Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Vater. Entschuldigen Sie mich bitte“, sagte Ayisha an der Kabinentür, „aber das Kätzchen hat Hunger.“
Als Aysiha zurück in die Kabine kam, wurde sie bereits von der alten Dame erwartet.
„Wen kennen Sie denn in Ägypten? Sie sagten, Sie kommen aus Kairo, nicht wahr?“
„Ja, aus Kairo. Aber es sind zu viele Leute, um sie alle aufzuzählen.“ Ayisha setzte Cleo auf ihre Koje und kletterte in der Hoffnung hinterher, Mrs Ferris würde den Wink verstehen.
Doch sie fragte unbeirrt weiter. „Welche wichtigen Leute kennen Sie in Kairo?“
Ayisha rollte mit den Augen. „Also, da wäre einmal Mr Salt“, begann sie und nannte den Namen des Generalkonsuls. „Mein Vater war ein guter Freund von ihm.“ Sie selbst allerdings nicht. Mr Salt hatte sie einmal mit irgendeinem Viscount besucht, als sie noch ein kleines Mädchen war. Damals nannte alle Welt ihn schlicht Salt. Er war ein junger Maler und zeigte ihrem Vater einige seiner Bilder. Ayisha saß auf der Treppe und beobachtete die Besucher. Sie erinnerte sich daran, weil sie es komisch fand, dass jemand Salt hieß.
Jahre später kehrte er als Britischer Generalkonsul nach Kairo zurück und trat dort wie ein Pascha auf. Sie hatte ihn mehrmals aus der Nähe gesehen, doch zu der Zeit verkleidete sie sich bereits als Junge.
Die Leute munkelten, er würde Sklaven halten, deshalb gab sie sich ihm nie zu erkennen.
„Du liebe Zeit, alle Welt kennt Mr Salt“, sagte Mrs Ferris gelangweilt. „Wen kennen Sie noch?“ Sie nannte eine ganze Reihe Namen, mit denen Ayisha nichts anfangen konnte.
„Und wo hat Ihr Vater gewohnt?“
„Im alten Teil von Kairo, am Fluss.“
„Und wo genau?“
Ayisha gab ihr eine vage Beschreibung.
„Sie meinen vermutlich das alte Haus, das in letzter Zeit häufig den Besitzer gewechselt hat.“ Ihre Reisebegleiterin schniefte. „So, so, dort haben Sie also gewohnt.“ Damit war Ayisha eindeutig als unbedeutend abgestempelt.
„Ich weiß nicht, wer heute dort wohnt“, entgegnete Ayisha verärgert. „Nach dem Tod meiner Eltern bin ich zu einer ägyptischen Dame gezogen.“
„Einer Ägypterin?“, fragte Mrs Ferris verächtlich.
„Ja, eine sehr gütige und ehrbare Dame, die demnächst einen Engländer heiraten wird.“
„Wen?“
„Mr Johnny Baxter“, erklärte Ayisha stolz in der Annahme, diese Auskunft würde die Frau zum Schweigen bringen. Johnny Baxter war gütig, gut aussehend, reich und außerdem war er ein Engländer. Niemand konnte geringschätzig von ihm denken.
Sie irrte. Die alte Dame verachtete ihn. „Sie meinen doch nicht etwa diesen Mann, der sich für einen Ägypter hält? Er ist eine Schande für unser Land!“
„Das ist er nicht! Er ist ein Kriegsheld“, widersprach Ayisha erzürnt. „Er wurde in der Schlacht am Nil schwer verwundet.“ „Umso schlimmer, dass er wie ein Ägypter herumläuft, finden Sie nicht auch?“
Ayisha kletterte von ihrer Koje und hob Cleo in die Arme. „Das Kätzchen muss sein Geschäft erledigen“, erklärte sie und stürmte aus der Kabine.
„Schon wieder?“, wunderte sich Mrs Ferris. „Hoffentlich hat das Tier keine Krankheit eingeschleppt. Ich weigere mich, ein krankes Biest in meiner Kabine zu dulden.“
11. Kapitel
Wie sehe ich aus?“, fragte Ayisha ihre Kabinennachba
rin am Abend. „Ich werde heute an der Tafel des Kapitäns speisen.“ Die Flavia befuhr die mediterranen Handelsrouten und transportierte regelmäßig Güter und Passagiere zwischen England und dem Orient hin und her. Der Eigner war ein in Italien lebender Engländer, und der Kapitän italienisch-irischer Abstammung.
Mrs Ferris hielt in ihren Vorbereitungen zum Dinner inne. „Captain Gallagher steht im Ruf, ein geselliger Mann zu sein mit bedauerlich demokratischen Neigungen“, sagte sie verächtlich. „Im Verlauf jeder Reise bittet er alle Passagiere von Rang, mit Ausnahme natürlich der Bediensteten, an seinen Tisch. Allerdings bezweifle ich, dass Sie heute Abend dazu gebeten sind.“ Sie ließ sich von ihrem Mädchen die Perlenkette anlegen. „Am ersten Abend mit ihm zu speisen ist eine ganz besondere Ehre, die mir zukommt. Ich segelte bereits von England auf seinem Schiff, wir sind gewissermaßen alte Freunde. Machen Sie sich also keine Gedanken um Ihr Kleid.“ Sie musterte Ayishas Äußeres abfällig.
„Mir gefällt mein Kleid“, erwiderte Ayisha. Es gefiel ihr sogar sehr. Das Grün unterstrich die Farbe ihrer Augen und die Schneiderin hatte über dem Saum eine breite Bordüre
Weitere Kostenlose Bücher