Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
sehr hübsch.«
»Sie sehen viel besser aus«, sagt Willow.
Obwohl ich immer noch misstrauisch bin, gefällt mir die Offenheit in ihrem Gesicht und in ihrer Stimme. Die zarten Linien um ihren Mund zeugen von Sanftheit. Ihre Augen sind mandelförmig und grün.
»Ich war in einem fürchterlichen Zustand, als ich ein gecheckt habe. Das tut mir leid. Ich bin eigentlich ein ganz normaler Mensch, der sich nur gerade in einer ziemlich unnormalen Situation befindet.«
»Das sagten Sie, als Sie eingecheckt haben.«
»Tatsächlich?«
»Erinnern Sie sich nicht daran?«
»Nicht genau.«
Willow wirft einen Blick auf mein Bein. Durch die lange, heiße Dusche hat sich der Schorf in einen Hügel aus gelbem Eiter verwandelt. Mein ganzes Bein ist übersät mit Prellungen, meine Arme voller Schrammen und Insektenbisse.
»Hören Sie, Willow. Hätten Sie eine Sekunde Zeit?«
Sie sieht mir in die Augen. »Brauchen Sie irgendetwas?«
Wir stehen immer noch in der offenen Tür. Ich werfe einen Blick nach rechts und nach links zur Treppe, die auf beiden Seiten der Villa nach unten führt. Ein typischer Zugang aus der Vorkriegszeit mit Kokosnusspalmen und einer sprühenden Fontäne in der Mitte. Sie hat schon bessere Tage gesehen. Das eiserne Geländer rostet, die mit blauen und weißen emaillierten Fliesen belegten Stufen sind an den Ecken angeschlagen. Alles ist ruhig. Trotzdem senke ich meine Stimme. Ich hätte sie ins Zimmer gebeten, wenn ich nicht die Waffe gehabt hätte und das Geld auf der Kommode.
»Wie viele Zimmer gibt es hier?«, erkundige ich mich.
Sie wirft mir einen misstrauischen Blick zu. »Fünf. Zwei auf jedem Stock und dann das Penthouse oben.«
»Und alle sind belegt?«
»Normalerweise schon.« Sie seufzt und verlagert ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. Dann, als habe sie sich entschlossen, freundlicher zu sein, sagt sie: »Aber zur Zeit nicht. Alles läuft ein bisschen schlechter wegen der Wirtschaftskrise und so weiter.«
Ich höre ihr nur halb zu. »Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
Wieder blickt sie auf mein Bein. »Okay?«
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Meine Ehe ist kaputt. Ich meine, kaputt ist eine ziemliche Untertreibung. Es ist alles ein fürchterliches Chaos. Ein wirklich schlimmes Chaos.«
Sie nickt.
»Mein Mann weiß nicht, wo ich bin. Ich brauche einfach ein bisschen Zeit, um über ein paar Dinge klar zu werden.«
Erneut wirft sie einen Blick auf mein Bein. »Hat er Ihnen das angetan?«
Ich lege eine Hand über meine Augen und denke, dass Jonathon es eigentlich tatsächlich gewesen ist.
»Ja«, sage ich und lasse meine Hand sinken. »Und er plant etwas noch viel Schlimmeres. Deswegen musste ich verschwinden. Es tut mir leid. Ich will Sie da nicht mit hineinziehen.«
»Oh, bitte. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.«
»Ich will Sie nicht mit den Einzelheiten meines lächerlichen Lebens belasten. Es geht mir nur darum, dass ich hier ein bisschen Ruhe finden kann. Falls irgendjemand kommt und nach mir sucht oder anruft, um sich zu erkundigen, ob ich hier wohne, könnten Sie dann bitte … Ich meine, ich will nicht von Ihnen verlangen, dass Sie für mich lügen, ich brauche nur ein wenig Zeit, um das alles zu verarbeiten.«
»Ich verstehe. Ihre Privatsphäre wird meine absolute Priorität sein.« Es klingt sowohl einstudiert als auch aufrichtig.
»Also wenn irgendjemand, ich meine, mein Mann hat hier eine Menge Freunde, wenn irgendjemand kommen und nach mir suchen sollte, werden Sie sagen, dass Sie mich nie gesehen haben, ja?«
»Okay.« Offenbar denkt sie darüber nach, worauf das alles hinauslaufen könnte.
Wieder gleitet ihr Blick zu dem Loch in meinem Bein, als könne sie es nicht verhindern. Ich kann es verstehen.
»Vielen Dank«, sage ich. »Es ist wirklich alles sehr ernst. Ich würde es wirklich nicht erwähnen, wenn es das nicht wäre.«
Willow windet sich unbehaglich. »Sind Sie zur Polizei gegangen?«
Ein Gefühl von Schwäche überrollt mich. Ich kann nicht mehr lange so mit dem Essen direkt unter meiner Nase dastehen. »Ich habe gehört, die sei korrupt.«
Sie lacht. »Nicht alle. Aber trotzdem. Korrupt genug, um einen misstrauisch zu machen.«
»Ehrlich gesagt, habe ich nicht geglaubt, dass sie irgendetwas tun könnten. Und außerdem wollte ich nicht, dass man weiß, wo ich bin, falls mein Mann jemanden kennt, der jemanden bei der Polizei kennt.«
»Stimmt. Okay.«
»Außerdem bin ich mir sicher, Sie wollen hier nicht auch noch irgendwelchen
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