Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
durch den Verlust deiner Mutter die Bank betreten hast.«
Dass er meine Mutter erwähnt, bremst mich schlagartig aus. Vor meinen Augen dreht sich alles. Ich fürchte, dass mir schlecht wird. »Ich habe keine Ahnung, wer zum Teufel du überhaupt bist«, bringe ich heraus.
»Du bist auch nicht unbedingt die Frau, die ich eigentlich geheiratet habe. Mit wie vielen Männern bist du im Bett gewesen, seit wir uns das Ja-Wort gegeben haben?«
»Wie viele Kinder hast
du
seitdem gezeugt?«
Er schweigt so lange, dass ich für einen Moment glaube, er habe aufgelegt.
»Er ist tot«, sagt Jonathon.
»Wer?«
»Benicio.«
Ich kralle meine Finger in meinen Oberschenkel. Es ist nur eine weitere seiner Lügen. Ich spiele mit. »Wovon redest du?«
»Du weißt genau, wovon ich rede.«
»Du bist ein Lügner«, sage ich. »Du bist krank, Jonathon. Ich wusste nur nicht, wie krank du bist. Ich habe es überhaupt nicht bemerkt. Du hattest mich so sehr davon überzeugt …«
»Er hat dich nur benutzt. Du hast doch nicht etwa geglaubt, dass er all die Dinge, die er gesagt hat, ernst gemeint hat, oder doch?«
Ich ringe nach Luft.
»Ich habe ihm versprochen, ihn zurück in die Staaten zu bringen, wenn er mir hilft. Er hatte eine Freundin in L.A. Hat er dir das nicht gesagt? Er war versessen auf Hollywood.«
»Du bist ja so unglaublich krank.«
»Hör zu. Ich muss Oliver sein Handy wiedergeben. Du weißt ja, wie er ist.«
»Was willst du von mir?«, schreie ich.
»Sag mir doch einfach, wo du bist, dann kann ich dir persönlich zeigen, was ich von dir will.« Sein Ton hat sich vollkommen verändert. Ich spüre sein drohendes Lächeln durchs Telefon.
»Weißt du, Oliver ist in dieser Woche sehr gut ohne dich klargekommen«, fährt er fort. »Er hat viel Spaß am Pool gehabt. Aber man weiß ja nie, was einem Jungen ohne seine Mutter alles passieren kann.«
Mein Brustkorb zieht sich zusammen. Wut explodiert in meinem Schädel.
Ich zwinge mich, ruhig zu atmen.
»Ich möchte, dass du mir jetzt sehr genau zuhörst«, sagt er und seine Stimme klingt so drohend wie noch nie zuvor. »Du bist völlig aufgelöst. Nach allem, was du getan hast, rufst du uns jetzt an, um uns zu sagen, wie leid es dir tut. Wir haben nicht verdient, was du uns angetan hast. Nach all den Fehlern, die du gemacht hast, ist dir dein Leben nichts mehr wert. Kurz nach diesem Telefonat wird man dich mit einer Kugel im Schädel finden. Oder vielleicht auch in irgendeinem Hotelzimmer, aufgeknüpft an der Vorhangkordel. Selbstmord. Daran wird niemand den geringsten Zweifel haben.«
Dieser Wahnsinnige hat meinen Sohn. Meine schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Auch Oliver befindet sich jetzt in seiner Gewalt.
21
Ich grüble fieberhaft. Ich muss überleben. Wenn mir irgendetwas passiert, gibt es niemanden, der Oliver retten kann.
Ich wasche meine Sachen im Waschbecken und hänge sie zum Trocknen auf den Balkon. Eine Waffe habe ich immer in der Nähe. Unter der Dusche schrubbe ich meine Haut blank. Die letzten Insektenbisse verblassen und brennen, als ich mir den Dreck, das Öl und wer weiß was noch aus dem Haar wasche. Mehrere Strähnen an meinem Hinterkopf sind so verzottelt, dass ich sie nur auseinanderschneiden kann. Ich rasiere mir die Beine und Achselhöhlen mit einem gebrauchten Einwegrasierer, den jemand im Badezimmerschrank vergessen hat.
Michael Mahon hat zumindest einmal in seinem Leben die Wahrheit gesagt und ich habe ihm nicht geglaubt. Hat Jonathon vielleicht auch dieses eine Mal die Wahrheit gesagt? Ist er wirklich in der Lage, Oliver etwas anzutun? Ich will es einfach nicht glauben. Ich kann nicht. Er lügt und manipuliert. Ich brauche Zeit, um mir zu überlegen, was ich als nächstes tun muss. Aber woher weiß er von der Frau in L.A.? Arbeitet Benicio wirklichmit ihm zusammen, um zurück in die Staaten zu kommen? Ist er tot? Schnell trockne ich mich ab und schlinge mir das Handtuch um mein nasses Haar.
In dem anderen Raum klingelt Robertos Handy. Mir dämmert, dass Mobiltelefone geortet werden können. Ich habe keine Ahnung, wie weit Jonathons Verbindungen reichen, und ich werde auf keinen Fall riskieren, dass irgendjemand herausbekommt, wo sich dieses Handy befindet.
Ich lege das Telefon, das immer noch klingelt, auf den gefliesten Boden und zertrümmere es mit dem Griff meiner Waffe. Es ist erstaunlich widerstandsfähig. Ich denke darüber nach, ob ich es zerschießen sollte.
Als ich aufstehe, wird mir schwindlig und ich stütze mich
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