Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
gehen lassen?«
»Wer?«
»Ich weiß alles über die Schwierigkeiten, in denen du steckst.«
»Hör zu. Ich weiß nicht, was die dir erzählt haben, aber …«
»Ich kann froh sein, dass ich noch lebe.«
»Von wessen Telefon aus rufst du an?«
»Ich bin ins Bein geschossen worden!«
»Jetzt übertreib nicht, Cee. Niemand wollte dich töten.«
In diesem Moment habe ich das Gefühl, dass gleich alles aus mir heraus platzen wird. So viele Gedanken jagen mir gleichzeitig durch den Kopf und formen sich doch zu einer logischen Kette, deren Spitze so scharf ist, dass sie mich durchbohren könnte. Und genau das ist das Gefühl, dass ich im Magen habe.
»Wie wäre es, wenn ich dich mal mit den
tatsächlichen
Fakten vertraut mache?«, frage ich. »Deine Freundin hat versucht, mich zu töten. Du steckst wegen dieser Leute bis zum Hals in der Scheiße. Du setzt mein Leben und möglicherweise auch Olivers aufs Spiel, um in einer Weise aus der Sache herauszukommen, die ich erst langsam anfange zu begreifen. Du hast noch einen Sohn. Benny. Ein komplettes geheimes Leben, dasdu schon wer weiß wie lange lebst. Und weißt du was? Du bist nicht der Einzige, der ein Geheimnis für sich behalten kann. Das letzte, was ich dir erzählen werde, ist, wo ich bin.«
Ich umfasse meine verkrustete Wunde, spüre das getrocknete Blut. Blut, das alles gegeben hat, um mich wieder herzustellen, mich am Leben zu halten.
»Wir müssen das Ganze nicht komplizierter machen, als es ohnehin schon ist«, sagt er so beiläufig, als spräche er darüber, welche Krawatte er umbinden solle.
»Du armseliger Hurensohn«, sage ich.
»Cee. Du musst dich beruhigen. Wenn ich mir noch keine Sorgen um deinen Geisteszustand gemacht habe, bevor wir nach Mexiko geflogen sind, dann tue ich es spätestens jetzt.« Ich muss lachen. Und lachen. Und lachen, bis mir die Tränen über das Gesicht laufen und ich kaum noch sprechen kann. Es ist mir egal, ob ich jetzt völlig gestört wirke, denn ich bin mir endlich sicher, dass ich bei völlig klarem Verstand bin.
»Wie alt ist sie denn, Jonathon? Zwanzig? Was hast du dir dabei gedacht? Gründest du noch mal eine neue Familie? Ersetzt du Oliver und mich mit zwei Menschen, die halb so alt sind wie wir?«
»Du weißt ja nicht, wovon du redest«, sagt er, weil er sich so überlegen fühlt, aber ich muss schon wieder lachen.
»Du wirst das alles gar nicht mehr so lustig finden, wenn das FBI erst herausfindet, was du getan hast«, sagt er.
»Was
ich
getan habe?«
»Wirklich, Celia. Meine Schlüssel zu stehlen und meine Codes. Wie konntest du dir nur einbilden, dass du davonkommst, wenn du von meiner Bank Geld unterschlägst?«
Ich werfe die Decke von mir und stürme hinaus auf den Balkon. Ich packe das Geländer, um Halt zu finden. Allmählich passt alles zusammen. Er unterschlägt Geld bei seiner Bank und hat alles vorbereitet, um es mir in die Schuhe zu schieben. Unzählige kleine Szenen schießen mir durch den Kopf. Wenn ich sicher war, dass mein Computer noch lief, ich ihn aber abgeschaltet vorfand. Wenn ich ihn ganz sicher auf der Ecke des Küchentresen hatte liegen lassen, ihn aber neben der Obstschale fand. Was immer er auch gemacht hat, er hat meinen Laptop dafür benutzt.
»Sag mir einfach, wo du bist«, fordert er mich in seiner vernünftigen Art auf. »Ich habe es nicht so gemeint, was ich gerade gesagt habe. Es tut mir leid. Ich habe ein paar schreckliche Fehler gemacht. Gib mir einfach die Chance, alles zu erklären.«
Und wieder fügt sich ein Puzzlestück ins Bild.
»Deswegen hast du mich gebeten, zu bleiben«, sage ich.
»Sag mir, wo du bist.«
»Du veruntreust seit Jahren Geld bei deiner Bank, stimmts?«
»Cee. Bitte. Wir können das alles in Ordnung bringen, wenn du mir nur sagst, wo du bist.«
»Wenn ich die Scheidung eingereicht hätte, wären deine sämtlichen Finanzen von den Anwälten auseinandergepflückt worden. Sie hätten alles entdeckt.«
»Hör mir zu!«
»Es ist langsam eng für dich geworden, oder? Und deine Lösung besteht darin, es mir anzuhängen.« Ich muss lachen. »Wer wird schon glauben, dass ich weiß, wie man bei einer Bank Geld unterschlägt?«
»Darüber zerbreche ich mir auch schon lange den Kopf.«
»Bist du so gierig, so böse, dass du das deiner eigenen Frau antun kannst, deinem eigenen Sohn?«
»Ich habe nichts getan. Hör auf, dir etwas zusammen zu spinnen. In all den Jahren habe ich mich um dich gekümmert. Von dem Augenblick an, als du völlig verzweifelt
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