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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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Aufruhr, der die Leute abschreckt, wenn die Geschäfte ohnehin nicht richtig laufen.«
    »Das ist kein Problem. Wir liegen ziemlich weit ab vom Schuss. Es kommen nicht viele Leute her, die das Haus nicht schon kennen.«
    Und eben das macht mir Sorgen. Ich habe das Haus völlig problemlos gefunden, weil Benicio mir genau gesagt hat, wo es ist. Wenn er es weiß, wer weiß es dann noch?

22
    Eine große Sonnenbrille mit runden Gläsern, Flipflops, Sonnen hut aus Stroh, Verbandmaterial, Peroxid, eine klobige Haarspange, eine blaue Plastikbrieftasche, ein englisch-spanischer Sprachführer, Baumwollshorts, zwei Tanktops und eine einfache gelbe Stoffhandtasche. Ich lege alle Sachen auf den Tresen des Billigmarktes. Die Kassiererin sieht kaum auf, während sie alles einscannt. Sie nimmt meine Dollar entgegen und gibt mir das Wechselgeld in Pesos.
    Vor der Tür fasse ich mein Haar mit der Spange zusammen, setze die Sonnenbrille und den Strohhut auf und schmeiße alles andere in meine neue Hand tasche. Autos rumpeln vor bei, aus offenen Fenstern plärrt Musik – Akkor deons und Blas instrumen te, die mich an volkstümliche Rhyth men aus Bayern erinnern. Der Geruch von gekochtem Fleisch, von Mango schalen, die in der Sonne verfaulen, hängt in den Straßen. Überall sind Fliegen.
    Zwei Blocks weiter betrete ich einen Elek tronik laden, in dem es seltsamerweise nach Vanille riecht. Ich kaufe ein Handy mit einer Prepaidkarte und gehe wieder. Danach kaufe ich mirin dem Internetcafé gegenüber eine Stunde Nutzungsdauer. Zuerst werfe ich einen Blick in meine E-Mails. Es sind mindestens hundert Nachrichten – Arbeit, Spam, Erinnerungen an irgendwelche Veranstaltungen an Olivers Schule, Eltern, die hin und zurück schreiben und wieder hin und zurück. Eine Mail von
Pacific Savings and Trust
. Ich bekomme regelmäßig Werbung von ihnen, doch auf Onlinebanking umzusteigen. Ich habe mich noch nie für dieses Verfahren interessiert und doch versucht Jonathon mir jetzt Unterschlagungen anzuhängen.
    Ich muss nachsehen, ob er etwas mit meinem Geld gemacht hat. Also klicke ich auf die Nachricht und arbeite mich durch meine Konten. Sparkonto, Giro, Aktien, das Depot, das meine Mutter mir in ihrem Testament hinterlassen hat. Nachdem ich mein Passwort eingegeben habe, muss ich warten, bis ich eine Bestätigung per E-Mail bekomme. Dann kann ich einen Blick in meine Konten werfen. Aber in der letzten Zeile steht, dass es bis zu vierundzwanzig Stunden dauern kann. Vierundzwanzig Stunden, bevor ich mich zum ersten Mal anmelden kann.
    Ich sehe weitere E-Mails durch und etwas sticht mir ins Auge. Einige Betreffzeilen sind blass, was bedeutet, dass sie bereits geöffnet worden sind. Es sind E-Mails über die Arbeit und neben jeder ist ein kleiner Pfeil zu sehen. Jemand hat sie gelesen und beantwortet. Ich öffne die erste Antwort, die angeblich von mir stammen soll:
    Hallo Jane,
leider werde ich die Aufträge nicht annehmen können. Es ist sogar so, dass ich mit dem Gedanken spiele, mich in eine ganz andere Richtung zu orientieren. Ich denke schon länger darüber nach, michmit einer eigenen Firma selbstständig zu machen. Bitte entschuldige die kurzfristige Absage. Ich hoffe, du findest schnell jemand anders.
Beste Grüße
Celia
    Offenbar versucht Jonathon nicht nur, mich aus seinem Leben zu entfernen, sondern auch aus meinem eigenen.
    Ich klicke auf die anderen E-Mails und lese genau das Gleiche. In einer steht sogar:
Ich bin über eine sehr viel lukrativere Verdienstmöglichkeit gestolpert und konnte einfach nicht widerstehen.
Die Mail trägt das Datum unserer Abreise. Der Morgen, an dem ich durchs Haus getobt bin und versucht habe, rechtzeitig fertig zu werden, weil Jonathon aus Gründen, die ich damals nicht verstand, den Wecker ausgestellt und mich hatte verschlafen lassen. Er hat es getan, um an meinen Computer zu kommen. Ich habe keine Möglichkeit zu beweisen, dass ich diese E-Mails nicht selbst geschrieben habe.
    Inzwischen sollte mich nichts mehr überraschen. Und doch fühlt sich jede neue Entdeckung wie ein weiterer schmerzhafter Treffer in mein Bein an. Ich kann es einfach nicht glauben.
    Ich lehne mich zurück und sehe in die Ferne, um den Schwindel, der die Buchstaben vor meinen Augen tanzen lässt, zu besiegen. Auf der anderen Seite der Straße steht ein Mann mit Sonnenbrille an einer Bushaltestelle. Er blickt die Straße hinauf, als würde er nach dem Bus Ausschau halten. Aber dann wieder in die andere Richtung. Was sucht er? Eine

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