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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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an der Kommode ab. Das Geld liegt darauf. Direkt neben meinem Reise pass.
    Als ich mich endlich hinter dem Baum im Dschungel erhob, zeigte sich bereits das erste Licht des Morgens. Beinah hätte ich mich nicht mehr umgedreht. Ich ging ein paar Schritte den Pfad entlang, bevor ich mich überwinden konnte, einen Blick zurück zu werfen auf all die Dinge, die am Ufer verstreut lagen. Eine Horde Affen mit feuchtem Pelz durchsuchte die Überreste, kämpfte um die Nahrungsmittel aus dem Kiosk und verschlang sie. Ich zog meine Waffe. Das Pärchen schien alles zurückgelassen zu haben. Einschließlich des Floßes. Sie mussten es eilig gehabt haben, mit Benicio zu verschwinden. Ich hatte keine Ahnung, wohin sie gegangen waren oder wie sie ihn fortgeschafft hatten.
    Ich hob die Arme und knurrte die Affen an in der Hoffnung, nicht schießen zu müssen. Die Affen stoben davon und ichdurchsuchte mit einem Fuß den Müll, ohne überhaupt zu wissen, wonach ich suchte. Irgendetwas Persönliches. Irgendein Zeichen, das Benicio zurückgelassen hatte und das mir alles erklären würde. Was ich fand, als ich eine aufgerissene Schachtel mit Keksen zur Seite schob, war mein Reisepass.
    Jetzt starre ich das schmutzige blaue Büchlein auf der Kommode an, den hochgeprägten goldenen Adler, grimmig, Zeichen einer Supermacht, zu der ich irgendwie gehöre, aber in einer Weise, die mir so abstrakt erscheint, als sei sie nicht real. Eigent lich müsste der Pass mein Ticket nach Hause sein. Aber er könnte auch mein Todesurteil bedeuten oder mich zumindest ins Gefängnis bringen. Was wird passieren, wenn ich versuche, wieder in die Staaten einzureisen? Stehe ich schon als
gesucht
in ihrer Datenbank?
    Ich habe zweitausend Dollar. Falls Benicio mich tatsächlich benutzt hat, war seine Art, es zu verschleiern, schon seltsam. Er hat so viel riskiert. Bis zur letzten Sekunde, als er meinen Namen gerufen hat, versucht hat, mich zu retten, sich selbst zu retten. Kann er mir all das, was ich in seinen Augen gesehen habe, als wir miteinander geschlafen haben, nur vorgespielt haben? Und dieses Gefühl, das ich tief in seinem Inneren gespürt habe?
Ich habe ein paar kleine Rollen in Filmen gespielt, von denen du wahrscheinlich noch nie etwas gehört hast.
Er ist Schauspieler. Aber einen Oscar hat er noch nicht gewonnen.
    Ich zucke zusammen, als es an der Tür klopft. Ich bin nackt und habe ein Handtuch um den Kopf geschlungen. Ich greife nach der Waffe auf der Kommode.
    »Miss Donnelly?«, ruft eine Frau.
    Ich antworte nicht.
    »Geht es Ihnen gut? Ich habe Sie nicht gesehen, seit Sie eingecheckt haben.«
    »Alles in Ordnung!«, rufe ich.
    »Ich habe hier ihr Frühstück«, sagt die Frau, die vielleicht gekommen ist, um mich zu töten. »Ich habe Ihnen auch gestern eins gebracht, aber Sie haben nicht geantwortet. Ich dachte mir, ich versuche es noch einmal.«
    »Eine Sekunde. Ich bin gleich da.«
    »Soll ich es einfach vor der Tür stehen lassen?«, erkundigt sie sich.
    Ich spähe durch ein kleines Fenster, das sich in der Ecke der Küchenzeile befindet. Ich kann mich vage an die junge kanadische Frau erinnern, die mich an der Rezeption eingecheckt hat. Sie steht jetzt mit einem Tablett draußen vor meiner Tür und blickt gelangweilt zur Seite.
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, einen falschen Namen zu benutzen, aber sie hatte darauf bestanden, meinen Ausweis zu sehen. Es ist ein Wunder, dass sie mich überhaupt aufgenommen hat, wenn man bedenkt, in welchem Zustand ich mich befunden hatte.
    Schnell schlüpfe ich in meine feuchten Shorts und meine Bluse. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was ich ihr erzählt habe.
    »Ich kann es hier stehen lassen, wenn Sie möchten«, bietet sie noch einmal an.
    Ich stecke die Waffe hinten in den Bund meiner Shorts, wickle mir das Handbuch neu um den Kopf und öffne die Tür. Die Frau erinnert mich an Olivers Freundin Maggie, so wie sie mal in fünfzehn Jahren aussehen wird. Das rote Haar ist leichtausgeblichen, erste Lachfalten ziehen sich um ihren Mund. Sie ist immer noch hübsch. Vielleicht sogar im Lauf der Jahre noch hübscher geworden. Wie war noch ihr Name? Doch mir fällt nur ein, wie sie darauf bestanden hat, dass ich die Nummer meines Reisepasses aufschreibe.
    »Vielen Dank«, sage ich und nehme ihr das Tablett ab. »Wie sagten Sie noch, war Ihr Name?«
    »Willow.«
    »Willow?«
    »Meine Eltern waren Hippies. Früher habe ich ihn gehasst, aber mit der Zeit habe ich mich an ihn gewöhnt.«
    »Nein, er ist

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