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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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werden. Deine Kollegen fanden die Vorstellung, du könntest für deine Arbeit etwas von einer Studentin gestohlen haben, lächerlich, und sie haben sich mit einigem Eifer darüber ausgelassen, soweit ich das mitbekommen habe, wie kompliziert wissenschaftliche Forschung vor sich geht. Auch die Idee – bitte, nicht aufregen! –, daß du noch immer in Emanuel verliebt seist, falls du das jemals gewesen sein solltest, wurde aufgrund der Tatsache unhaltbar, daß du inzwischen ja ein anderes Liebesverhältnis gehabt hast.«
    »Ich verstehe. Haben Sie herausbekommen, mit wem?«
    »Ja, natürlich, man hat ihn gesehen. Kate, dies ist ein Mordfall. Es tut mir leid, daß ich das erwähnen muß – aber mir ist es lieber, du hörst es zuerst von mir und bist vorbereitet. Du hast derzeit nicht vor zu heiraten, oder? Entschuldige – ich sollte dich das nicht fragen. Jedenfalls gibt es keinen Grund, warum du es getan haben solltest, und natürlich gab es, abgesehen vom fehlenden Motiv, nur Hinweise, die dich als Täterin unwahrscheinlich erscheinen ließen. Du bist doch nicht ärgerlich, oder?«
    »Nein, nicht ärgerlich, und die Hochzeitsglocken läuten auch nicht. Also brauchst du auch nicht nervös zu werden und in deiner Aktenmappe herumzukramen. Ich bin froh über deine Offenheit, und ich möchte mehr über Barrister wissen. Was genau hat er gesagt? War es die große Leidenschaft zwischen den beiden?«
    »Er hat sie zu der Zeit kennengelernt, als das Foto gemacht wurde – er brauchte es zu irgendeinem offiziellen Anlaß. Ich glaube, er hätte die Frage des Zeitpunktes gern in der Schwebe gelassen, aber einer unserer Leute hat Janet Harrisons Leben ausgeforscht – du unterschätzt wirklich die Hüter unserer Rechtsordnung, meine Liebe – , und der hat herausgefunden, daß Janet Harrison einmal eine ausgedehnte Reise in die kanadische Wildnis unternommen hat. Ich nehme an, Barrister wußte, daß wir bald darauf stoßen würden, wenn wir es nicht ohnehin schon wußten – und wir wußten es tatsächlich noch nicht: Er war zur selben Zeit in derselben Wildnis. Also hat er uns erzählt, daß sie zusammen dort waren. Ich vermute, es war eine dieser Romanzen, wie man sie auf einer Kreuzfahrt oder in Italien erlebt, abgehoben vom Alltagstrott, und die kaum über den Tag der Rückkehr hinaus hält. Barrister ging danach nach New York, und für ihn war die Affäre damit beendet, zumindest als ernstere Bindung. Aber Janet Harrison beschloß, sich als Krankenschwester ausbilden zu lassen, offensichtlich als Vorbereitung auf die Rolle der Arztfrau, und dann mußte sie nach Hause zurückkehren, als ihre Mutter starb. Es passierte dies und das, die Jahre vergingen, und obwohl sie nie direkt von ihm gehört hatte, ging sie nach New York. Sie brauchte irgendeinen Vorwand, also entschied sie sich, Englische Literatur an deiner Universität zu studieren. Wir wissen nicht, warum sie das dem Geschichtsstudium vorgezogen hat, denn im College war das ihr Hauptfach.«
    »Ein möglicher Grund fällt mir dazu schon ein: Sie mag geglaubt haben, Romane zu lesen wäre leichter als Geschichtsdaten zu lernen. Die Historiker verlangen von ihren Studenten nämlich ein spezielles ›Graduate Record Exam‹, und das tun die Literaturwissenschaftler nicht. Also sah sie geringere Schwierigkeiten, am Institut für Englische Literatur anzukommen – dafür reichte ihr College-Zeugnis.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Jedenfalls war sie dann hier. Sie war von Natur aus ein Mensch, der sich praktisch niemandem anvertraute, sagt er – das haben wir ja, weiß Gott, auch herausbekommen –, und ihm ist es gelungen, ihre Beziehung geheim zu halten. Die beiden haben sich nur hin und wieder getroffen, obwohl sie wirklich eine Plage gewesen ist. Das gibt er zu. Offenbar entschloß sie sich dann, einen Analytiker aufzusuchen und mit seiner Hilfe von ihrer Vernarrtheit loszukommen – Barrister hat da ein anderes Wort benutzt. Daß sie so zu Emanuel kam, war reiner Zufall – obwohl Barrister wußte, daß sie dich sehr bewunderte und dich deswegen bat, ihr einen Analytiker zu empfehlen. Er hoffte, daß sie geheilt würde, und hat sogar angeboten, wie er uns erzählte, ihr bei den Honorarzahlungen zu helfen. Er war ganz offen, Kate, und ich fürchte, sehr glaubwürdig. Er unterschätzt wie du die Polizei, und er hat geglaubt, wenn sie so ein nettes Motiv hätte, wäre er dran. Der Schock, als Nicola ihn rief und bat, einen Blick auf die Leiche zu werfen, war

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