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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Freund meines Vaters darauf antwortete: ›Ich bin Joe.‹ Oder ist das gar kein Wortspiel?«
    »Janet Harrison hatte zweimal einen verwirrenden Traum über einen Mann, der Anwalt war.«
    »Ein Anwalt. Das einzige, was wir in diesem Fall nicht haben, ist ein Anwalt. Hatte sie keine anderen Träume? Vielleicht ist es der Anwalt, der ihr Testament aufgesetzt hat…«
    »Du siehst, der Zensor ist sogar an der Arbeit, wenn du träumst. Ein Gedanke darf nicht allzu verwirrend sein, weil du sonst vielleicht davon aufwachst oder weil dein Unterbewußtsein ihn nicht durchließe.«
    »Ach ja, das berühmte Beispiel mit den Brooks-Brüdern und dem schrecklichen Anzug, nicht wahr? Tut mir leid, sprich weiter.«
    »Wir machen Wortspiele in unseren Träumen, aber auch, wenn wir wach sind. Manchmal sogar in verschiedenen Sprachen.«
    »Das klingt nach Joyce.«
    »Sehr nach Joyce. Der hat das alles ganz genau verstanden. Ich frage mich, ob Janet Harrison nicht solche Assoziationen in ihren Träumen erlebt hat, nicht in einer anderen Sprache, sondern in der gleichen, aber Lichtjahre entfernt. Wie nennt man in England einen Anwalt?«
    »Bei uns heißt er lawyer, im britischen Rechtssystem gibt es den solicitor und den… Emanuel! den barrister.«
    »Barrister. Natürlich braucht sie seinen Namen auch nur drüben auf der anderen Seite des Ganges gesehen zu haben. Als Beweis für die Polizei ist das ohne jeden Wert, und für einen Psychiater bringt es auch nicht viel, zumindest für sich gesehen. Er mag nur wie ihr Vater ausgesehen haben oder wie jemand anders, den sie kannte. Träume sind oft sehr verwickelt, und direkte lineare Beziehungen gibt es nicht oft…«
    »Ich glaube, sie kannte ihn. Ich bin sicher, und das werde ich in Kürze auch beweisen. Emanuel, ich liebe dich. Hoffentlich hört mich kein Polizist.«
    »Du bist dir bewußt, daß auch der Name Messenger eine ganze Menge Möglichkeiten enthält, um…«
    »Was für Gefühle brachte sie dem Anwalt in ihren Träumen entgegen?«
    »Ich habe in meinen Notizen nachgesehen. In der Hauptsache Angst. Angst, und dazu Haß.«
    »Keine Liebe?«
    »Die ist im Traum sehr schwer vom Haß zu unterscheiden – häufig auch im Leben. Aber wenn wir gerade von Patienten und ihren Träumen sprechen – ich muß zurück zu meiner nächsten Sitzung.«
    »Von Cary Grant hat sie nie geredet, oder?«
    »Nein. Kate, du bist vorsichtig, ja?«
    »Psychiater sind so unlogisch. Sie erzählen einem, daß nichts aus Zufall geschieht, und dann sagen sie, man soll vorsichtig sein. Nein, du brauchst mich nicht nach Hause zu fahren. Du verspätest dich dadurch nur, und Gott weiß, was das für einen lauernden Detektiv wieder für eine Bedeutung hat.«
    An diesem Tag klingelte das Telefon immer, wenn Kate gerade ein Zimmer betrat. Das Läuten, das ihr aus der Wohnung entgegenschallte, hatte den zornigen Klang, der auf häufige Wiederholungen schließen ließ.
    »Miss Kate Fansler, bitte.«
    »Am Apparat.«
    »Sie werden aus Chicago verlangt. Einen Augenblick, bitte. Jetzt bitte sprechen. Ihr Teilnehmer.«
    »Also, ich habe mit ihm gesprochen«, sagte Jerry, »aber ich fürchte, wir haben dein Geld zum Fenster hinausgeworfen; meine Zeit ist nicht viel wert. Mein Eindruck ist, was immer der wert ist, daß er es nicht war. Und seine Meinung ist, was immer die wiederum wert ist, daß es Barrister nicht gewesen ist. Unsere Unterhaltung wimmelte von literarischen Anspielungen – was er deinem Einfluß zuschrieb –, vielleicht stimmt das ja, was man über… Von wem stammt ›greetings where no kindness is‹?«
    »Von Wordsworth.«
    »Kate, du solltest mal an so einem Quiz teilnehmen.«
    »Geht nicht. Sie wollten, daß ich mit dem Quizmaster halbe-halbe mache und da habe ich abgelehnt.«
    »Soll ich dir erzählen, was er gesagt hat? Es ist schließlich dein Geld.«
    »Nein, erzähl es mir nicht – schreib es auf. Jede Kleinigkeit, an die du dich erinnerst. Irgendwo und irgendwie gibt es den Tropfen, der das Faß zum Überlaufen und uns auf die richtige Spur bringt, und vielleicht bist du in deinem Gespräch darauf gestoßen. Gut, ich gebe zu, es ist nicht sehr wahrscheinlich. Aber wie du so schön gesagt hast: Es ist mein Geld, und deine Zeit ist nicht so viel wert. Schreib alles auf.«
    »Auf kleine Hotel-Briefbögen?«
    »Jerry, du darfst nicht den Mut verlieren. Was hast du erwartet? Daß Messenger die Tür abschließt und dir mit flackernden Augen erzählt, er hätte Janet aus der Ferne mittels einer

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