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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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entsprechend – ich kann ihn mir gut vorstellen. Es spricht für ihn, daß er gleich die Polizei gerufen hat. Er hätte behaupten können, daß er sie untersuchen müsse, hätte die Tür schließen und ihre Handtasche durchsuchen, und in dem Fall das Foto finden können. Aber er hat nichts dergleichen getan.«
    »Das Foto muß ihn arg in Bedrängnis gebracht haben.«
    »Keine Frage, und da hat die Polizei einen Fehler gemacht. Aber sie hat natürlich geglaubt, daß es sich um ein neues Foto handelte, und so sei es ihr verziehen. Wie gesagt, er hat all das ganz offen erzählt und sich damit der Polizei völlig ausgeliefert. Er hat zugegeben, daß er es jetzt erzähle, weil die Polizei ohnehin kurz davor sei, es herauszubekommen. Er hat auch noch gesagt, daß Männer keine Frauen umbringen, nur weil ihnen deren Liebe lästig ist, und er hoffe, daß uns das auch klar sei.«
    »Waren sie denn ein Liebespaar?«
    »Das ist er auch gefragt worden, obwohl die Polizei das eine Intimbeziehung nennt. Bei der Antwort hat er gezögert – das heißt, er sagte erst ›nein‹, und dann sagte er, sie seien einmal eines gewesen, damals in der kanadischen Wildnis. Er hat dazu gelächelt und gesagt, wahrscheinlich habe sie gegenüber Emanuel davon gesprochen, also gebe er es besser zu. Er sei damals jünger gewesen und so weiter und so weiter, aber er hat mit Nachdruck betont, daß sie in New York nicht mehr ›intim‹ miteinander waren. Er sagte ganz offen, er habe nicht im entferntesten vorgehabt, sie zu heiraten, und mit ihr zu schlafen hätte ihn zu einem Rüpel und einem Dummkopf gemacht. Einem Dummkopf deswegen, weil er sie gleichzeitig ohne Aufhebens loswerden wollte.«
    »Was ist mit Messenger?«
    »Er gab zu, daß ihn das verwirrt habe. Er hatte mit ihr tatsächlich über Messenger gesprochen, damals in Kanada, und offenbar mit großer Bewunderung, aber warum sie Messenger Jahre später per Testament ihr Geld hinterlassen sollte, war Barrister nicht klar. Messenger wird sich noch einiges an Fragen gefallen lassen müssen, da gibt es kein Pardon.«
    »Und Barrister hat nicht die Hausmeister-Uniform gestohlen und ihr Zimmer durchsucht?«
    »Die Polizei hat ihn das auch gefragt, hintenherum. Da hat er nur die Hände gehoben und gesagt, so etwas hätte er nie und nimmer wagen können, – wenn man nur bedenke, was das für ein Skandal gewesen wäre, wenn man einen Frauenarzt erwischt hätte, wie er in einem Wohnheim für Frauen herumwanderte. Er gab zu, sehr erleichtert gewesen zu sein, daß sie dort wohnte. So brauchte er nicht nach Ausflüchten zu suchen, warum er sie nie auf ihrem Zimmer besuchte, und fraglos hat er den Ort gemieden wie der Teufel das Weihwasser.«
    »Es kommt mir immer noch merkwürdig vor, daß sie ihre Beziehung so geheimgehalten haben.«
    »Ich weiß, und ihm ist das auch klar. Das ist einer der Punkte, wo man ihn aufs Korn nehmen kann. Aber du würdest staunen, Kate, was für sonderbare Dinge die Leute in ihrem Leben tun, wenn du einmal hinter die Fassaden schaust. Ich könnte dir Romane erzählen. Und wenn die Polizei anfängt, Fragen zu stellen, weil jemand in Verbindung zu einem Mordfall gebracht wird, dann gibt es immer Dinge, auf die jemand nicht gerade stolz ist oder die er lieber nicht öffentlich bekannt werden lassen will, und dann lügt er und vermasselt einem die ganze Untersuchung. Zum Beispiel Nicola: Die hatte mal die Nase so voll von ihrem Ehemann, daß sie sich auf eine Affäre mit einem anderen Mann eingelassen hat – hast du davon gewußt?«
    »Nein.«
    »In Ordnung, und denk daran, du weißt es auch jetzt nicht. Nicola hat uns nichts davon erzählt, und Emanuel auch nicht. Wir haben es herausgefunden. Gut, auch bei Barrister haben wir es herausgefunden. Aber wenn es auch unlogisch klingen mag, weil er ja wirklich versucht hat, diese Beziehung auch nach dem Mord noch geheimzuhalten: Er mußte nicht notwendigerweise damit rechnen, es war noch nicht einmal wahrscheinlich, daß er das Geheimnis nicht würde wahren können, falls er sich entschließen sollte, sie zu ermorden. Jedenfalls aus meiner Sicht. Und das Motiv allein reicht nicht aus. Wenn du einmal in aller Ruhe darüber nachdenkst, wirst du mir zustimmen.«
    »Ich habe es schon zugegeben, verdammt noch mal!«
    »Wenn es um Mord geht, hebt die Polizei auch Steine auf, die lange an ihrem Platz gelegen haben. Und wenn du jemals so einen Stein aufgehoben hast, dann weißt du, was für ein Gekrieche und Gekrabbel darunter herrscht.

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