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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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geheimen Strahlenpistole umgebracht, die er gerade entwickelt habe? Wir werden die Antwort finden, die uns diesen Fall löst, aber ich glaube, sie wird anfangs nur als kleine Wolke am Himmel erscheinen, gerade faustgroß. Halte euer Gespräch fest – leih dir eine Schreibmaschine, such dir über einen Verleih eine Stenotypistin, kritzel es auf einen Hotel-Briefbogen und kopier es dann – mir ist das egal. Aber komm mit dem nächsten Flugzeug, das du erwischen kannst, wieder zurück. Wir sehen uns morgen früh.«
    Barrister hatte Janet Harrison gekannt – davon war Kate jetzt überzeugt. Daß seine Praxis der von Emanuel direkt gegenüberlag, mochte ein ganz besonders verrückter Zufall sein, aber kein Zufall war es, daß er früher den Mann kannte, dem Janet Harrison ihr Geld hinterlassen hatte. Und es konnte auch kein Zufall sein, daß man ihn mit Janet Harrison in einem Restaurant gesehen hatte (Kate war sich sicher, daß er das war). Schließlich konnte es kein Zufall sein, daß Janet Harrison in ihren Träumen so raffinierte Assoziationen produziert hatte – auch wenn sie sich nicht darum reißen würde, Reed oder gar ein Gericht davon überzeugen zu müssen.
    Hatten sie sich in New York kennengelernt? Gewiß gab es keinerlei Hinweise, die das belegten, aber es war doch ziemlich sicher. Wahrscheinlich hatte Barrister einmal Messenger erwähnt und nicht geahnt, daß Janet Harrison sich zu dieser phantastischen Geste hinreißen lassen und zu seinen Gunsten ein Testament machen würde. Kate konnte sich nicht erinnern, woher Barrister stammte, aber sie war sich ziemlich sicher, daß es nicht Michigan war – und plötzlich begann etwas in Kates Hinterkopf zu rumoren. Ein kleines irritierendes Geräusch wie das Kratzen einer Maus hinter der Wandtäfelung.
    Aber was es auch war, es ließ sich nicht fassen. Doch halt – wenn Janet Barrister in New York kennengelernt hatte, dann mußte das sehr bald nach seiner Ankunft gewesen sein, denn das Foto in ihrer Tasche zeigte einen jüngeren Mann. Vielleicht war es auch nur das einzige Foto, das Barrister von sich hatte – vielleicht hatte sie es ihm gestohlen. Aber warum hatte sie es so sorgfältig in ihrem Führerschein verborgen? Also, angenommen, sie hatte es gestohlen. Ich darf mich nicht im Kreis drehen, dachte Kate und war schon dabei. Bleiben wir bei der einzigen Sache, die feststeht – fest genug, jedenfalls für mich: Barrister hat Janet Harrison gekannt. Natürlich mußten sie ihn diesem Sabbel-Mädchen gegenüberstellen, aber für sie, Kate, stand fest, was dabei herauskommen würde.
    Kate bereitete sich ihr Abendessen und wartete auf Reeds Anruf. Zweifellos würde er betonen, daß Kate als Detektivin eine exzellente Literaturkritikerin war. Wenn Reed auch stets zu höflich gewesen war, so etwas zu sagen, jedenfalls nicht ausführlich, so wußte Kate doch, daß er Literaturkritiker für Menschen hielt, die in ziemlich dünner Luft einherschwebten, weit über den irdischen Dingen. Intellektuelle eben, würde er wahrscheinlich sagen… Und wieder machte sich die Maus hinter der Wandverkleidung bemerkbar. Es war genau das gleiche Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie – ja, an was? – gedacht hatte. Richtig, woher Barrister stammte.
    Was hatte er geantwortet, damals, in Nicolas Wohnung, als Kate ihn gefragt hatte: »Sind Sie nicht aus New York?« Und er hatte mit den Worten irgendeines intellektuellen Kritikers gesagt: Er sei ein junger Kerl aus der Provinz. Mit den Worten eines bestimmten hochgestochenen Kritikers, der über eine bestimmte Art von Romanen redete. Dieser hochgestochene Kritiker hatte einen Namen: Trilling. Aber wußte Barrister das? Las Barrister die ›Partisan Reviews‹ kannte er seine Essay-Sammlung mit dem Titel ›The Opposing Self‹? Unmöglich war es nicht – aber der Ton, in dem er es gesagt hatte, hatte etwas Verächtliches gegenüber diesen Dingen gehabt. Wo hatte er Trillings Satz über eine bestimmte Art von Literatur aufgeschnappt?
    Er hatte ihn von ihr, von Kate Fansler, und zwar über den Umweg via Janet Harrison, eine von Kates Studentinnen. Daran gab es überhaupt keinen Zweifel. Das war zwar wieder nicht die Art von Beweis, die so überzeugend war, daß irgendein Polizist davon offiziell Notiz nahm, aber für Kate stand es fest. Janet Harrison hatte diesen Satz von Kate gehört, er hatte sie beeindruckt, und so hatte sie ihn Barrister gegenüber wiederholt. Das bedeutete nicht nur, daß Barrister Janet Harrison gekannt

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