Gefaehrliche Schatten
eines Yetis stammte. Er erinnerte sich an den Yeti, der erst vor einigen Wochen versucht hatte, ihn zu ertränken. An das kalte Wasser, den starken Griff des Yeti und den Hass in seinen gelben Augen.
Knurrend schlichen die Tiger um Tank herum.
«Tameron», fuhr Tank fort, «wir brauchen dich vor Ort. Wir müssen uns neu aufstellen und … unsere besten Leute zusammentrommeln. Wir müssen diesen Yeti fangen.»
«Und die anderen Descender?», fragte Tameron. «Wissen sie schon davon?»
Tank nickte stumm. Er stützte sich wieder auf den Knien ab und starrte schmerzverzerrt zu Boden. Die weißen Tiger strichen knurrend um ihn herum. Plötzlich drehte er den Kopf so schnell zu Tameron herum, dass einer der Tiger von ein paar Blutstropfen getroffen wurden. «Wir müssen gehen», brachte er heraus. Dann sprangen er und die Tiger über das Geländer und verschwanden im Dickicht.
Tameron sah die Scouts an. Seine Augen glänzten. Sein Blick war leer und auf einen Punkt zwischen Richie und Megan gerichtet. Es war, als hätten seine Augen ihr Ziel verloren – als hätte die Angst ihm die Sicht genommen. Tameron hatte Angst, schreckliche Angst. Noah überlegte, was für ein schlechtes Zeichen das war. Ohne ein weiteres Wort drehte der Descender sich um und lief den Weg hinunter, den Tank und die Tiger genommen hatten. Schon bald war er nicht mehr zu sehen.
Die Scouts standen schweigend da und betrachteten die zitternden Äste. Dies war ihr erstes Pendler-Training, und schon jetzt steckten sie mitten im Geschehen – in etwas, das sie noch nicht verstanden.
«Lasst uns von hier verschwinden», sagte Ella.
«Aber so was von», meinte Richie.
Als sie die Lichtung verließen, sah Noah den Pfad, den Tank und Tameron gegangen waren. Er konnte nicht viel erkennen, außer ein paar der Pfotenabdrücke, die die Tiger in der Erde hinterlassen hatten.
Pfotenabdrücke, denen man leicht folgen konnte.
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15. Kapitel
Die Grotten
M egan!», rief Noah von der offenen Haustür her. «Ich gehe kurz zu Richie rüber! Bin zum Essen wieder da!»
Von irgendwo im Haus der Nowickis kam Megans Stimme. «Wir sind doch gerade erst von der Schule nach Hause gekommen!» Es war Mittwoch, der Tag nach dem Vorfall im Schmetterlingsnetz.
«Ja und?»
Schweigen. «Na dann», meinte Megan. «Bis nachher, also.»
Noah zog die Tür hinter sich zu und holte sein Fahrrad aus der Garage. Auf der Straße fuhr er in die entgegengesetzte Richtung von Richies Haus. Er hatte gar nicht die Absicht gehabt, seinen Freund zu besuchen, sondern wollte zum Schmetterlingsnetz-Gehege fahren, um noch einmal einen Blick auf den Durchgang zu werfen, den Tank und Tameron genommen hatten. Seine Eltern würden nicht vor einer Stunde von der Arbeit nach Hause kommen, also hatte er genug Zeit.
Er schoss die Straße hinab und kurvte um ein paar Kinder herum, die noch auf dem Nachhauseweg waren. Dann fuhr er auf den Fußweg des Walkers Boulevard und erreichte bald darauf den Parkplatz des Zoos von Clarksville. Er stellte sein Rad ab, hielt dem Wächter am Eingang seine Dauerkarte hin und betrat den Zoo.
Er eilte über die Wege, glitt in das Schmetterlingsnetz-Gehege und ging an den Wasserfällen und Bäumen unter dem gegabelten Glasdach vorbei. Schmetterlinge flatterten überall herum. Er lächelte einem älteren Besucherpaar zu und überquerte dann die schmale Brücke zur Lichtung, wo Tameron ihr Pendlertraining abgehalten hatte.
Dann stand er an der Absperrung am Rand der Lichtung und spähte durch die Bäume, bis er die schwachen Pfotenabdrücke der Tiger wiedergefunden hatte. Sie führten bis zu einer hohen Felsformation. Noah reckte sich, um hinter die Felsen zu sehen, doch dort konnte er keine Spuren mehr entdecken.
Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, wie er nachsehen konnte.
Noah blickte über die Schulter. Das ältere Paar war weitergegangen und wandte ihm nun den Rücken zu.
Er holte tief Luft und überdachte seinen nächsten Schritt.
«Tu es nicht», sagte er zu sich selbst. «Geh einfach wieder nach Hause.»
Doch nachdem er sich ein weiteres Mal umgesehen hatte, schob er seine Bedenken beiseite und glitt unter der Absperrung hindurch. Geduckt huschte er über die Lichtung und verschwand im Gebüsch.
Irgendwo quietschte eine Tür. Noah blieb stehen und spähte durch die Büsche und Bäume. Nicht weit von ihm entfernt hatte eine fünfköpfige Familie das Gehege betreten. Drei kleine Kinder sprangen aufgeregt herum und deuteten auf
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