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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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sich auf blühende Büsche und ruhten sich auf den Blättern aus. Ihre flirrenden Farben wirkten wie ein Regenschauer aus Farben, der gerade durch das Gehege niedergerauscht war.
    Noah ging hinter Tameron und hatte dadurch einen guten Blick auf den Rucksack, der ihm über der Schulter hing. Der grüne Leinensack war so groß, dass sein unteres Ende bis über Tamerons Taille reichte. Reißverschlüsse zogen sich in alle Richtungen darüber, und er war so vollgestopft, dass er kurz vorm Platzen zu sein schien. Überall auf dem Rucksack befanden sich überfüllte kleine Taschen.
    Noah stieß Richie mit dem Ellenbogen an, deutete auf den Rucksack und flüsterte: «Was denkst du darüber?»
    Richie zuckte die Schultern. «Nichts. Wieso?»
    «Findest du es nicht ein bisschen merkwürdig, dass er dieses Ding immer mit sich rumschleppt? Was hat er denn da drin? In dem Teil hätte ein ganzes Kind Platz!»
    Richie zuckte noch einmal die Schulter.
    Tameron führte die Scouts über eine schmale Holzbrücke zu einer Lichtung, auf der eine große Tafel stand. Vier Klappstühle waren in einem Halbkreis Richtung Tafel ausgerichtet. Tameron ließ seinen Rucksack fallen, trat zur Tafel, nahm einen Filzstift und schnipste den Deckel mit einer Daumenbewegung ab.
    «Der Unterricht fängt an», gab er bekannt. «Sucht euch einen Platz.»
    Die Scouts ließen sich auf je einen Stuhl fallen.
    «Ich möchte, dass ihr mir genau zuhört, weil ich es nämlich nicht ausstehen kann, wenn ich mich wiederholen muss. Denn das bedeutet, dass ich meine Zeit verschwende. Und ich habe keine Zeit zu verschwenden.»
    Richie hob einen Arm.
    Tameron sah Richie unter seiner Mütze hervor an. Mit gerunzelter Stirn murmelte er: «Wie zum …» Er unterbrach sich und fing noch einmal neu an: «Wie kannst du jetzt schon eine Frage haben?»
    Richie wackelte mit den Fingern. «Mr Tameron …»
    Tameron seufzte. «Junge, Tameron ist mein Name.»
    «Sie wollen, dass ich Sie Junge Tameron nenne?», fragte Richie verwirrt.
    Tameron stemmte die Hand in die Hüfte. «Junge, wie lautet mein Name?»
    «Tameron.»
    «Warum würde ich dann wohl wollen, dass du mich Junge Tameron nennst? Nenne ich dich vielleicht Junge Richie ?»
    «Nein.» Irgendwo in seinem Kopf öffnete Richie einen Spalt für seine Gedanken und starrte hinein. «Aber das wäre irgendwie cool, finde ich.»
    Tameron trat einen Schritt auf Richie zu und sagte tonlos: «Nenn mich Tameron. Nicht Mr Tameron. Nicht Junge Tameron. Nur Tameron, okay? Hast du das begriffen?»
    Richie nickte eifrig.
    Schweigend starrten die beiden sich an und schienen auf etwas zu warten.
    «Junge», sagte Tameron.
    «Ja?»
    «Wie lautet deine Frage?»
    «Ääääähh …» Richie dachte eine Weile nach. Er sah hinauf zum hohen Glasdach und sagte schließlich: «Äähhmmm … ich … ich hab’s vergessen. Sorry.»
    Tameron schüttelte den Kopf und wandte sich zu den anderen Scouts um. «Und Darby erzählt ständig, wie schlau dieser Typ ist!»
    «Er hat helle Momente», meinte Ella. «Den Rest der Zeit … na ja, wir glauben, sein Hirn muss sich zwischen seinen Einstein-Einfällen immer wieder ausruhen.»
    «Egal.» Tameron stellte sich vor die Tafel. «Wir haben eine Menge zu tun. Heute fangen wir mit den Grundlagen an. Wir reden darüber, was ihr braucht, um schnell, effektiv und» – er zog das letzte Wort in die Länge – «leeeiiiiisee zu pendeln.
    Regel Nummer eins für Pendler lautet: Lasst euch niemals sehen. Niemals. Wenn ihr dabei gesehen werdet, wie ihr pendelt, könnt ihr gleich das ‹geheime› aus dem geheimen Zoo streichen – und das darf niemals passieren. Habe ich mich klar ausgedrückt?»
    Die Scouts nickten.
    «Gut», sagte Tameron. «Wie lautet Regel Nummer eins, Richie?»
    Richie grinste. «Dich nicht Junge Tameron zu nennen.»
    Tameron verzog keine Miene.
    «Das war ein Witz», fügte Richie schnell hinzu.
    Tameron lächelte immer noch nicht.
    Richie hustete nervös in seine Faust und murmelte: «Wieso versteht niemand meine Witze?»
    «Richie?», wiederholte Tameron.
    «Ja?»
    «Wie lautet Regel Nummer eins?»
    Leise antwortete Richie: «Nicht beim Pendeln gesehen zu werden.»
    Tameron nickte einmal und drehte sich dann wieder zur Tafel um. Mit seinem Stift schrieb er DIE GROTTEN .
    «Grotten», wiederholte er. «Wer weiß, was dieses Wort bedeutet?»
    Noah, Megan und Ella drehten sich zu Richie um, dessen Hand bereits in der Luft war. Seine wackelnden Finger sahen aus, als würden sie ein

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