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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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war, Kinder zu ärgern, als viel mehr daran, die anderen davon zu überzeugen, dass sein winziger Kopf doch zum Denken fähig war.
    Walt zog mit schwingenden Schultern vorbei. Seine Gefolgsleute nickten der Menge zu und marschierten ihm nach. Sie trugen jeder ein Tablett mit Essen zwischen Daumen und Zeigefinger, um ihre Stärke zu demonstrieren.
    «Oh – na toll», kommentierte Richie, als er in seine Milchtüte spähte. «Ganz toll. Jetzt habe ich eine …» seine Stimme ebbte ab, während er nach den richtigen Worten suchte, «eine bescheuerte Bohne in meiner Milch.»
    Ella schob ihren Milchkarton über den Tisch. «Hier», sagte sie. «Du kannst meine Milch haben.»
    Richie schob die Packung zurück. «Ich will deine Milch nicht.» Er starrte auf den weißen See in seinem Trinkkarton – ein kleiner weißer See mit einem grünen Boot darauf. «Ich will meine eigene – aber ohne Bohne drin.»
    In diesem Moment schrie ein Schüler am anderen Ende des Tisches auf. Es war Joey Reiser, der kleinste und schwächste Junge in der Geschichte der vierten Klassen. Der Wilde Walt stopfte Joey gerade Kartoffelbrei vorne in den Hemdausschnitt. Noah sah sich um: Keine Aufsicht war zu sehen. Walt wusste seine Gelegenheiten zu nutzen.
    Walt nahm eine zweite Handvoll Kartoffelbrei, diesmal vom Teller eines Fünftklässlers, der danebensaß, und stopfte sie Joey hinten ins Hemd. Walts Anhänger lachten begeistert.
    «Warum ist dieser Typ bloß so ein Idiot?», murmelte Megan.
    «Er ist sauer, weil sein Hirn bloß die Größe einer Rosine hat», meinte Ella.
    «Sollten wir nicht etwas unternehmen?», fragte Megan.
    «Ja», sagte Richie und starrte auf seinen Teller. «So tun, als ob wir nichts sehen. Ich habe keine Lust, dass Walt zurückkommt und mir das Hemd mit Mittagessen vollstopft. Ich bin nicht in Stimmung für Kartoffelbrei im Bauchnabel.»
    Ohne nachzudenken, schrie Noah: «Walt! Wann wirst du eigentlich mal erwachsen?»
    Walt schwang sein fleischiges Gesicht in die Richtung, aus der die Beleidigung gekommen war. Sein Blick bohrte sich in Noahs. Während sein Arm immer noch in Joeys Hemd steckte, fauchte er: «Was … hast … du … gerade … gesagt?», und machte hinter jedem Wort eine bedeutungsvolle Pause.
    Alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Die Schüler keuchten und ließen nervös die Gabeln fallen. Keiner konnte es glauben – jemand hatte sich gerade eben gegen den Wilden Walt aufgelehnt.
    «Äähhh … Noah?», wimmerte Richie. «Du solltest deine Strategie vielleicht noch mal überdenken.»
    Vielleicht hatte Richie recht. Niemand, der bei Verstand war, würde sich mit Walt anlegen. Noah wandte sich ab und starrte auf sein Tablett.
    Walt grinste höhnisch. Dann grunzte er und sagte: «Hab ich’s mir doch gedacht.»
    Als Walt seinen Lieblingsspruch aufsagte, wurde Noah wütend. Er stand auf. In letzter Zeit hatte er zu viel durchgemacht, um sich vor einem Rüpel aus der fünften Klasse zu verstecken. In den letzten paar Wochen hatte Noah gegen Yetis gekämpft, war auf dem Rücken eines Pinguins geflogen, auf einem Eisbären geritten, hatte in einem Iglu geschlafen, war Hunderten von verrückten Affen entkommen und hatte allein ein verbotenes Gebiet in einem geheimen Königreich erforscht. Im Vergleich zu alldem war der Wilde Walt nichts.
    Noah ging den Tisch entlang und stellte sich direkt vor Walt hin, dessen Hand immer noch in Joeys Hemd steckte. Leise sagte er: «Ich würde dir gern diesen Pickel ausdrücken, den du Kopf nennst.»
    Walt wurde vor Überraschung ganz blass. In der Cafeteria wurde es totenstill.
    Hinter ihm hörte Noah, wie Richie Megan und Ella zuflüsterte: «Also, Mädels, verabschiedet euch von eurem Leben.»
    Plötzlich erklang die Stimme eines Erwachsenen: «Jungs!»
    Im Eingang der Cafeteria stand Mr Kershen, der strenge Lehrer mit Schnurrbart. Bei seinem Anblick zog Walt schnell den Arm aus Joeys Hemd und stellte sich mit unschuldiger Miene neben Noah.
    Mr Kershen warf einen Blick auf Joeys breiverschmiertes Hemd und schrie: «Walt! Was ist hier los?» Schnell hatte er die Situation erfasst. «Du meldest dich sofort im Büro des Direktors!»
    Walt stöhnte. Als er an Noah vorbeiging, schnaubte er: «Das wirst du mir büßen, du Action Depp, das wirst du mir büßen.»
    Noah streckte den Fuß aus. Und der größte Rowdy der Schule stolperte mit wedelnden Armen nach vorn. Er knallte gegen einen leeren Stuhl und dann gegen den Tisch. Ein offener Karton mit Kakao ergoss

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