Gefaehrliche Schatten
macht Ärger
M egan steuerte die Rostlaube über den Parkplatz bis zum Haupteingang des Zoos. Sie wollte keine Zeit verschwenden und zu Fuß in die Polarstadt gehen – so, wie sie es sah, gab es nur eine Möglichkeit, den Zoo so schnell wie möglich zu durchqueren. Darum steuerte sie das Mini-Moped auf den Fußweg, auf dem mindestens zwanzig Besucher spazierten.
«Aus dem Weeeeg !», brüllte Megan.
Ella klammerte sich an ihre Freundin. «Bist du verrückt?», rief sie.
Die Besucher sprangen in alle Richtungen zur Seite und machten Platz. Megan fuhr so schnell sie konnte hindurch. Die Rostlaube touchierte einen Papierkorb und stieß ihn polternd um. Massenweise zerknüllte Servietten und Papiertüten fielen heraus. Sie raste durch die offenen Tore des Zoos, lenkte das Mini-Moped auf den kürzesten Weg zur Polarstadt und wusste, dass sie ohne Frage einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterlassen hatte. Diese würden das Bild, das sich ihnen gerade geboten hatte, in den nächsten Wochen sicherlich nicht vergessen: wie Megan mit flatternden Zöpfen laut schreiend über das Mini-Moped gebeugt an ihnen vorbeirauschte – ein ungewöhnliches Schreckgespenst.
Megan drehte sich auf der Suche nach Richie um. Er steuerte Rosinante durch die ausweichenden Menschen, klingelte mit der Fahrradklingel und rief immer wieder: «Entschuldigung … tut mir leid … danke …»
Tiefer im Zoo spazierten die Besucher mit ihren Händen in den Taschen und dem Kinn in die Krägen ihrer Jacken gesteckt zwischen den Gehegen entlang. Von Rostlaubes Geknatter erschreckt, blickten sie erstaunt auf. Zwei junge Mädchen, die auf einem alten Mini-Moped durch den Zoo fuhren, waren kein alltäglicher Anblick.
Als sie an den Außengehegen vorbeifuhren, hoben die Tiere die Köpfe. Manche reckten die Hälse, um ihnen nachzusehen. Andere liefen an den Zäunen entlang. Bei dem Gehege der Präriehunde stellten sich mindestens dreißig Tiere auf die Hinterbeine, um besser sehen zu können. Ein Dutzend Zebras galoppierte über die grasige Ebene und rannte neben dem lauten Mini-Moped her.
Wie viel Zeit war schon vergangen?, fragte sich Megan. Wie dringend brauchte Noah Hilfe? Besorgt drehte sie am Gas, und die Rostlaube schoss in Höchstgeschwindigkeit voran.
Sekunden später jedoch bremste sie scharf. Mit quietschenden Reifen rutschte das Mini-Moped zur Seite und kam schließlich zum Stehen. Richie bremste neben ihnen.
«Nie im Leben!», sagte Ella, während sie alle drei auf die Szene vor ihnen starrten. «Wie ist das möglich?»
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39. Kapitel
Die Flamingo-Fontäne
N oah ritt auf Podgy durch den Unterwasser-Tunnel. Er hatte viele Abzweigungen, die jeweils mit einem Samtvorhang verhängt waren. Im Vorbeischwimmen las Noah die Schilder: Eisbärenpool , Der geheime Otterpark … Plötzlich bog Podgy in einen Tunnel ab, der mit Flamingo-Fontäne bezeichnet war.
Der neue Tunnel sah genauso aus wie die anderen, die Noah schon gesehen hatte, allerdings war er länger. Er führte mindestens dreißig Meter geradeaus, bevor er in einem Lichtpunkt endete. Podgy schien zu wissen, dass Noah Atem holen musste, und schwamm noch schneller. Das Wasser presste gegen Noahs Gesicht, und die Klappen an seiner Mütze flatterten hinter ihm her wie die Ohren eines schnell laufenden Hundes.
Sie erreichten das Ende des Tunnels und landeten in einem Becken. Es war viereckig und flach. Der große Pinguin sprang wie ein Delfin in die Luft, sodass Noah Atem holen konnte. Als sie wieder im Wasser landeten, fiel Noah von Podgys Rücken und stieß mit Armen und Beinen gegen den Boden des Beckens. Er stand auf und stellte fest, dass ihm das Wasser nur bis zur Brust reichte.
Als er sich zur Seite drehte, sah er einen Flamingo – es war eine große Flamingo-Statue, die auf einem Bein stand. Noah befand sich in der Flamingo-Fontäne, dem Brunnen in der Mitte des städtischen Zoos.
Noah sah, wie Podgy zurückschwamm und in dem Tunnel verschwand. Jetzt war Noah wieder allein.
Die Flamingo-Fontäne befand sich in einem kleinen gläsernen Gebäude. Noah starrte durch die Glaswand und erblickte drei Menschen: einen Jungen auf einem rosa Fahrrad und zwei Mädchen auf einem qualmenden Mini-Moped. Er traute seinen Augen kaum – es waren die Scouts!
Noah stolperte zum Rand des Brunnens und kletterte hinaus. Dann trat er durch die Glastür und humpelte zu seinen Freunden hinüber.
«Noah?», sagte Megan ungläubig.
«Megan?», fragte
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