Gefaehrliche Schatten
seine Richtung und beobachteten Frosty, die im Wasser mit einem orangefarbenen Fass spielte und ihr Bestes tat, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Das Becken war lang und schmal, vielleicht zwanzig Meter breit und dreimal so lang. Der Tunnel lag ungefähr in der Mitte. Vor Noah, auf der anderen Seite des Tunnels, verlief das Becken geradeaus. Hinter ihm knickte das Becken nach rechts ab. In welche der beiden Richtungen Noah auch schwamm, er würde mit Sicherheit entdeckt werden. Der einzige Ausweg war die Richtung, aus der er auch gekommen war: zurück nach oben zur Wasseroberfläche.
Plötzlich fixierte Frosty Noah mit ihren schwarzen Augen. Sie unterbrach ihr Spiel mit dem Fass und reckte den Hals, um Noah besser zu sehen. Sie sah verwirrt aus.
Der Mann bemerkte, dass Frosty etwas abgelenkt hatte. Bestimmt würde er sich gleich umdrehen und Noah entdecken. Noah sank auf den Grund des Beckens und verschmolz mit den Schatten unter dem Tunnelboden. Dann blickte er nach oben. Der Mann trat direkt über ihm an die Tunnelwand und starrte hinaus.
Noah wartete … und wartete. Seine Lungen brannten.
Der Mann drehte sich wieder um und stellte sich zu seinen Jungen. Die Gruppe drehte Noah wieder den Rücken zu und betrachtete Frosty, die wieder zu spielen begonnen hatte.
Jetzt war Noahs Chance. Zentimeter vom Tunnel entfernt, schwamm er wild rudernd an die Oberfläche. Dabei wurde er plötzlich am Jackenkragen gepackt und herumgewirbelt. Etwas, das aussah wie ein riesiger weißer Baumstamm, schwamm neben ihm durch das Wasser. Ein Eisbär zog ihn nach oben. Seine Zähne hatten sich in seinen Kragen gebohrt, und der Wasserdruck presste Noah gegen den Bauch des Tieres.
Aber wenn Frosty gerade auf der anderen Seite des Tunnels mit dem Fass spielte, wer war dann dieser Bär?
Es gab nur eine Antwort: Blizzard. Der mächtige Eisbär war von irgendwoher aufgetaucht – vielleicht aus einer Höhle in den Felsen oben, vielleicht aus dem geheimen Zoo – und war gekommen, um ihm zu helfen.
Das Wasser um Noah herum hellte sich auf. Blizzard schwamm nicht nur nach oben, sondern auch seitlich, und Noah verstand, warum. Der Rechtsknick des Beckens verdeckte Noah. Wenn jemand innerhalb des Tunnels in ihre Richtung sah, würde er nur den breiten Rücken des Bären erkennen.
Blizzard umrundete die Kurve, sodass der Tunnel nicht mehr zu sehen war. Er durchbrach die Oberfläche und gab Noah frei, der gierig nach Luft sog. Dann drehte Noah sich um und stieß sich die Nase an der langen Schnauze des Tieres. Blizzards nasses Fell klebte ihm am Kopf.
Noah öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde aber im selben Moment wieder ins Wasser gezogen. Der Bär schwamm direkt zum Ende des Beckens, wo ein Stück der Wand nach innen führte. Blizzard schwamm mit Noah durch die Öffnung, und die Klappe fiel zu. Dabei schaltete sich eine Reihe von Lichtern in einem Unterwassertunnel an. Backsteine in der Größe von Schuhkartons bildeten die bemoosten Tunnelwände. Lange Algen schwammen im Wasser.
Die Grotten. Aber ein anderer Teil von ihnen.
Der Tunnel war etwa fünfzehn Meter lang und verzweigte sich mindestens zehn Mal. Bevor Noah Gelegenheit hatte, die Schilder über den Abzweigungen zu lesen, drehte Blizzard zur Seite, paddelte durch ein Tor und tauchte in der Mitte einer anderen Unterwasserhöhle wieder auf. Sie war wie ein Halbkreis geformt und nur etwa vier Meter lang. Hinter der Öffnung an jedem Ende lag ein heller Wassergraben, der von einer Wand aus Eis und einer Wand aus Glas begrenzt wurde. Noah stellte fest, dass die Höhle, in der sie sich befanden, die Ecke war, die die zwei senkrechten Wasserkanäle miteinander verband.
Etwas prallte gegen Blizzard. Ein Pinguin. Er trudelte zur Seite und knallte gegen die Höhlenwand. Mindestens fünf weitere Pinguine schwammen um sie herum und berührten sie mit ihren Flossen, während sie in den helleren nächsten Wassertunnel schwammen.
Noah erkannte, dass sie in dem riesigen Aquarium des Pinguin-Palastes waren, dem Pinguingehege des Zoos. Dieses viereckige Aquarium besaß zwei Meter tiefe Wasserkanäle, die zu einem künstlichen Eisberg führten. Es besaß Glaswände mit Betonecken. Die Besucher konnten durch das Glas sehen, aber nicht in die Ecken hinein.
Weitere Pinguine schwammen um Blizzard und Noah herum. Ein paar Pinguine tauchten unter Noahs Füßen hindurch, andere wichen zur Seite aus. Blizzard schwamm mit Noah in eine Ecke. Links von ihnen war der hohe Eisberg. Rechts
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