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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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dass du nicht mehr mein Stellvertreter sein willst?«, fragte Amelie. »Denn so verstehe ich das.«
    »Amelie...« Olivers Stimme klang wütend und frustriert. Zumindest er hatte nicht vergessen, dass noch andere Leute im Raum waren, denn er warf den drei Menschen einen schnellen Seitenblick zu. »Schick sie hinaus. Wir müssen das bereinigen. Das ist schon längst fällig.«
    »Richard und Hannah sind gleichwertige Mitglieder dieses Rats. Ich werde sie nicht wegschicken wie Dienstboten.«
    Er lachte und Claire sah seine spitzen Vampirzähne aufblitzen. »Gleichwertig? Mach dir doch nichts vor. Betrachtest du irgendeinen von ihnen als uns gleichwertig? Du trittst diese Stadt Stück für Stück an Narren und Sterbliche ab und darunter haben wir alle zu leiden. Das wird uns zugrunde richten. So kann es nicht weitergehen!«
    »Setz dich«, sagte Amelie. »Und zwar sofort.«
    »Nein. Du zerstörst uns, Amelie, und ich kann nicht – ich werde nicht zulassen, dass das so weitergeht.«
    Sie starrten sich gegenseitig regungslos an und Claire wagte kaum zu atmen.
    Oliver blinzelte nicht. Schließlich sagte er: »Deine menschlichen Haustiere lehnen sich gegen uns auf. Sie lehnen sich gegen dich auf. Der Junge in dem Käfig da unten ist Beweis genug, wie die Menschen deine Regeln und auch dich missachten. Und sie haben recht, denn wir sind Killer und sie sind unsere natürlichen Opfer. Wenn wir ihnen die Herrschaft überlassen, werden sie uns zerstören. Sie haben keine andere Wahl.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte Claire. Sie hatte nicht vorgehabt, das zu sagen, aber jetzt war es raus und der Satz stand im Raum und Olivers Aufmerksamkeit lastete auf ihr wie eine gefrorene Schneedecke. »So muss es nicht zwangsläufig sein.«
    Er starrte sie an und sie wünschte, sie hätte die Klappe gehalten. »Wie sieht denn deine Lösung aus, kleine Claire? Uns in den Zoo zu sperren wie die Raubtiere, die euch bedrohen? Diejenigen ausrotten, die ihr nicht kontrollieren könnt? Genau das tun die Menschen nämlich. Wir wissen das. Wir hatten früher genauso unsere Fehler wie die Menschen.« Oliver sah wieder Amelie an. »Ich hätte damals, als ich noch geatmet habe, alle Vampire aus dem Land gejagt. Wenn ich gekonnt hätte.«
    Sie lächelte schmallippig. »Ich weiß sehr gut, was du getan hättest«, sagte sie. »Du hast damals mit den Menschen, die andere Überzeugungen hatten als du und die Deinen, genau dasselbe gemacht. Aber nicht alle Menschen haben einen Hang zum Völkermord wie du.«
    Er schlug heftig auf den Tisch, dass der vibrierte. »Ich habe getan, was richtig war!«
    »Du hast getan, was für diejenigen richtig war, die deiner Meinung waren, aber das alles ist jetzt Vergangenheit. Wir reden hier von unserer Zukunft, Oliver, wir können so nicht weiterleben. Wir können uns nicht immer im Dunkeln verstecken und fliehen wie die Ratten, wenn wir entdeckt werden. Heutzutage können wir uns nicht mehr unter den Menschen verstecken, nicht lange jedenfalls. Das weißt du genau.« Sie zögerte, dann sagte sie leise: »Du musst mir vertrauen, so wie früher.«
    Er stieß ein eingerostetes grobes Lachen aus und wandte sich zum Gehen.
    Amelie fuhr um den Tisch herum wie ein weißer Blitz und versperrte ihm die Tür, bevor er dort war. Er hielt nur einen Schritt vor ihr inne. Als Claire sie so dicht voreinander stehen sah, fiel ihr auf, wie groß er war, um wie viel er Amelie überragte. Amelie sah plötzlich zerbrechlich aus. Und verletzlich.
    »Zwing mich nicht dazu«, sagte Amelie. »Ich schätze dich. Zerstör den Frieden zwischen uns nicht.«
    Er streckte die Hand aus und packte sie am Arm. Der Bodyguard kam auf sie zu. Amelie schüttelte den Kopf und der Bodyguard blieb stehen, hielt sich aber bereit. »Aus dem Weg«, sagte Oliver. »Es hat keinen Sinn. Ich beuge mich dir schon viel zu lange, und wenn ich das weiterhin tue, werden wir alle darunter leiden. Du kannst uns nicht ändern, Amelie. Du kannst mich nicht ändern. Versuch es gar nicht erst, um Gottes willen.«
    »Setz. Dich. Hin.«
    »Nein, ich war lange genug dein dressierter Hund.«
    Sie riss sich aus seinem Griff los, presste sein Gesicht zwischen ihre Hände und hielt ihn fest. Ihre Augen ... ihre Augen wurden ganz weiß. Reines, kaltes, eisiges Weiß. Claire sah weg, denn jetzt heulte eine wilde Macht durch den Raum, wie sie sie noch nie bei Amelie gespürt hatte. Hannah und Richard
    waren von ihren Stühlen aufgestanden und drückten sich an die gegenüberliegende Wand.

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