Gefaehrliche Sehnsucht
Gesichtsausdruck erkannte Riley, dass sie ihre neue Situation begriffen hatte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, spitzte sie ihre Ohren.
»Es kommt jemand«, sagte sie leise.
Riley schüttelte bejahend den Kopf. »Aber er ist erst in ein paar Minuten hier.«
Shelly fühlte sich innerlich zerrissen. Sie begann in sich eine Kraft zu fühlen, die völlig neu für sie war. Aber gleichzeitig spürte sie, dass sie etwas verloren hatte. Etwas, das sie im Moment noch nicht definieren konnte.
»Seit wann bist du ein Vampir?«, fragte sie und blickte Riley böse an. .
»Schon seit über drei Jahrhunderten«, gestand er.
»Wie viele Menschen hast du getötet und wie viele zu Vampiren gemacht?«, fragte sie. »Du bist doch der Übeltäter, hinter dem die ganze Stadt her ist, oder?«
»Nein. Das bin nicht ich«, sagte er. »Es ist schon lange her, dass ein Mensch wegen mir gestorben ist. Ich ernähre mich ausschließlich von Blutkonserven.« Um seine Aussage zu bekräftigen, nahm er sie bei der Hand und zog sie mit sich in einen rückwärtigen Raum ohne Fenster. Er öffnete den großen Kühlschrank und nahm ein paar Blutkonserven heraus.
»Davon ernähren wir uns«, sagte er. »Und du dich in Zukunft auch.«
»Ich kann doch zu Hause keine gefüllten Blutsäcke in den Kühlschrank legen«, sagte sie. »Was glaubst du, was meine Eltern davon halten würden.«
»Dein Leben wird sich zwangsläufig ein wenig verändern«, sagte Riley. »Du musst dich tagsüber in dunklen Räumen aufhalten. Deine Haut würde durch die Sonnenstrahlen verbrennen. Du kannst dich nur mehr nachts im Freien aufhalten.«
»Aber du bist doch auch tagsüber draußen«, warf Shelly ein. »Was ist bei dir anders als bei mir?«
Riley hielt ihr die Hand mit seinem Siegelring vor die Nase. »Dieser Ring hilft mir, das Vampirdasein leichter zu ertragen. Eine Elbhexe hat ihn mir geschenkt«, erklärte er. »Eine Elbhexe, die mich auch als Mensch gekannt und gemocht hat.«
»War sie deine Freundin?«
Riley schüttelte verneinend den Kopf.
»Onkel John ist mit ihr aufgewachsen. Sie waren ihr ganzes Leben lang befreundet.«
»Wann und wo war das?«, fragte Shelly neugierig.
»Wir haben in Schottland gelebt, ein wenig außerhalb der kleinen Stadt Thornhill«, antwortete Riley in Gedanken versunken. »Und wir hatten ein glückliches Leben, bis mein Vater ein zweites Mal heiratete. Er wusste nicht, wen er sich da ins Haus geholt hat. Sie war ein Vampir.«
Er ging zur Bar und schenkte sich einen Scottish Single Malt Whiskey ein.
»Sie hat uns im Sommer 1664 unser menschliches Leben genommen.«
»Wahnsinn. Ihr seid über dreihundert Jahre alt«, Shelly war sprachlos. Es dauerte eine Weile bis sie begriff, was das Vampirdasein nun auch für sie bedeutete.
»Ich möchte auch so einen Ring haben«, sagte Shelly. »Ich kann mich doch nicht Jahrhunderte lang vor dem Tageslicht verstecken.«
Sie sah Riley durchdringend an. »Wo finde ich eine Elbhexe?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Riley. »Ich werde das mit meinem Clan besprechen ... Aber du musst ein wenig Geduld haben ...«
»Clan? Wen meinst du damit?«
»Wir beiden sind nicht die einzigen Vampire hier in der Stadt«, sagte Riley. »Es gibt noch mehr von uns. Den ganzen Clan von Thornhill ... und den Vampir, der dich fast getötet hat ... Aber darüber sprechen wir, wenn es dir besser geht ... Ich würde vorschlagen, wir gehen jetzt zu Aidans Fest zurück. Sie haben mich losgeschickt, um dich zu suchen und werden uns sicher schon vermissen.«
Riley blickte Shelly streng an. »Behalte das Geheimnis deiner Verwandlung für dich ... und lass dir ja nicht einfallen, jemanden zu beißen.«
Entsetzt riss Shelly die Augen auf.
»Glaubst du, ich wäre dazu fähig?«, fragte sie und blickte verdattert in Rileys grinsendes Gesicht.
»Du musst stark sein und dich beherrschen ... Wenn du Blut willst, denk daran, dass hier im Haus jede Menge davon für dich da ist.«
Shelly nickte und verließ mit Riley das Darkwood Manor in der Oak Road.
Als die beiden sich in der Park Road wieder zu den anderen gesellten, fiel vorerst niemanden auf, dass es auf dem Fest nun einen Menschen weniger und einen Vampir mehr gab.
Nur Aidan wunderte sich über Shellys eigenartiges Verhalten.
»Was ist los mit euch beiden? Hattet ihr Streit? Du gehst Elijahs Cousin doch sonst nicht so aus dem Weg«, fragte sie ihre Freundin.
Shelly blickte sich nach Riley um. Als sie ihn entdeckte, sah sie, dass er sie beobachtete.
Sie
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