Gefaehrliche Sehnsucht
unserer Filiale in San Francisco gebraucht ... Aber nun bin ich wieder da«, antwortete sie. »Ich hoffe, ich habe nicht zu viel Unterrichtsstoff versäumt. Kann ich deine Mitschrift der Vorlesung von Professor Keegan bekommen.«
»Natürlich«, sagte Aidan. »Ich werde dir eine Kopie davon machen.«
»Im Moment bin ich ein wenig überfordert«, klagte Leah. »Vielleicht war die Idee neben dem Studium zu arbeiten, doch nicht so gut.«
»Kannst du deine Arbeitsstunden nicht ein wenig reduzieren?«
»Doch. Ich habe mit meinem Chef schon darüber gesprochen.«
»Und? War er damit einverstanden?«
»Ja. Ich arbeite jetzt nur mehr zwei Tage in der Woche.«
»Hier in Shadow Fields oder in San Francisco?«, fragte Aidan.
»Normalerweise arbeite ich immer hier in der Stadt. Aber wir bekommen in den nächsten fünf Wochen in unserer Filiale in San Francisco eine neue Software«, jammerte Leah. »Das heißt für mich, während dieses Zeitraumes, jede Woche zwei Tage San Francisco.«
»Du hast es gut«, lachte Aidan. »Für ein paar Tage in San Francisco würde ich alles geben.«
»Du kannst dich gerne bei uns bewerben. So viel ich weiß, suchen wir für unsere Filiale dort noch Personal.«
»Ich werde für ein paar Monate dorthin ziehen, wenn ich mein Studium beendet habe«, antwortete Aidan. »Von deiner Arbeit verstehe ich nichts und mit dem Lohn einer Putzfrau würde es mir dort nicht gefallen.«
Leah musste über Aidans Aussage lachen. Aber der Gedanke, ihre Freundin würde Shadow Fields wieder verlassen, gefiel ihr nicht.
»Erst mal bleibst du hier in der Stadt«, schimpfte sie. »Wir mussten hier lange genug ohne dich zurechtkommen.«
Aidan fühlte sich geschmeichelt. Gleichzeitig erkannte sie in diesem Augenblick, warum sie sich in den Jahren in Dallas oft einsam gefühlt hatte. Freunde wie Leah, mit denen man jede Situation meistern konnte, waren eine Seltenheit.
»Ja. In den nächsten Jahren wird mir nichts anderes übrig bleiben, als hier in dieser langweiligen Stadt zu wohnen«, lachte sie. »Aber, um uns ein wenig Abwechslung zu verschaffen, treffen wir uns am Wochenende bei mir ... und ohne dich würde auf der Party etwas fehlen. Kommst du?«
Leah lächelte. »Wie könnte ich meiner allerbesten Freundin etwas abschlagen?«, erklärte sie. »Wird Shelly auch kommen?«
Aidan hielt für einen Moment lang die Luft an.
»Ich denke schon«, stotterte sie. »Warum fragst du das?«
»Warum sollte ich nicht fragen?«
»Ich weiß nicht ...«, sagte Aidan.
»Ich ...«
»Schon gut«, unterbrach sie Aidan. »Die Party beginnt nach Sonnenuntergang. Aber ich könnte bei den Vorbereitungen Hilfe gebrauchen. Kannst du schon am Nachmittag zu mir kommen?«
»Ich werde da sein«, sagte Leah, bemüht ihrer Stimme einen festen Ton zu geben.
Aidan erzählte ihr noch von ihrer Bekanntschaft mit Stuart. »Er wird am Samstag auch kommen. Ich hatte das Gefühl, dass er Freunde brauchen könnte.«
»Denkst du, er könnte mir gefallen?«, kicherte Leah.
»Ich weiß nicht, ob er dein Typ ist«, sagte Aidan. »Aber so meinte ich es auch nicht. Er wirkte ... einsam ... und ich hatte die spontane Idee, ihm dabei zu helfen, wieder hoffnungsvoller nach vorne zu blicken.«
»Ich werde mich bemühen, ihn zu mögen«, sagte Leah.
Aidan blickte auf die Uhr und sah, dass sie sich auf den Weg zum Treffen mit ihrer Mutter machen musste.
»Ich muss Schluss machen«, sagte sie, »bis dann.« Ohne auf Leahs Antwort zu warten, beendete sie die Verbindung. Sie überlegte kurz, ob sie mit dem Fahrrad oder mit der Straßenbahn ins Stadtzentrum fahren sollte. Ein Blick aus dem Fenster überzeugte sie davon, dass es besser war, das Fahrrad in der Garage zu lassen.
Sie griff nach ihrer Jacke, schlüpfte in bequeme Schuhe und machte sich auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle. Zwanzig Minuten später erreichte sie auf direktem Weg das Stadtzentrum und nach ein paar Minuten Fußmarsch bewegte sie sich auf den Stadtturm zu. Schon von weitem sah sie ihre Mutter inmitten eines Besucherstromes vor dem Turm auf und ab gehen. Sie schien ihr Kommen zu fühlen, denn gerade in dem Augenblick, als sie in den Stadtplatz einbog, drehte sie sich abrupt zu ihr um. Schnell kam sie auf sie zu und packte sie sanft am Arm.
»Komm, schnell«, flüsterte sie, »ich habe das Gefühl, dein Vater ist in der Nähe.«
Aidan sah sich suchend um, aber sie sah keinen Mann in Polizeiuniform. Ohne sich dagegen zu sträuben, ließ sie sich von ihrer Mutter zur Eile
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