Gefaehrliche Sehnsucht
haben muss, dem sie dieses Geschenk verweigert hat.«
»Warum glaubt ihr das?«
»Weil wir nicht glauben, dass einer von uns das Geheimnis verraten hat«, antwortete er.
»Und die Vampire, die euch gebissen haben?«, fragte sie, »könnten nicht sie vielleicht ...«
Elijah schüttelte den Kopf. »Dayana, Roger und Kyle haben Thornhill noch in der selben Nacht verlassen«, sagte er. »Sie wissen nichts von Enyas Ring.«
»Es muss auf jeden Fall jemand sein, der über die Geschehnisse von vor über dreihundert Jahren in Thornhill Bescheid weiß. Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, warum meine Mutter und ich sonst ins Visier eines Vampirs geraten sind.«
»Wenn deine Großmutter einem Vampir diesen Schutzring verwehrt hat«, warf Elijah nachdenklich ein, »dann hatte sie bestimmt einen guten Grund dafür.«
Aidan nickte und sah Elijah an. Seine Worte führten sie wieder zu ihrer verwandelten Freundin zurück.
»Wie wird Shellys Leben aussehen?«
»Sie wird ein außergewöhnliches Leben führen«, antwortete Elijah. »Wenn es ihr gelingt, gewissen Gefahren aus dem Weg zu gehen, wird sie ewig leben und ... sie wird ihr Aussehen von jetzt an für immer behalten.«
»Du meinst, ihr Körper wird nicht altern?«
»Genau das meine ich.«
»Das heißt, auch du wirst immer so aussehen wie jetzt?«
Elijah lächelte. »Ich sehe seit dem Tag meiner Verwandlung aus wie jetzt.«
»Aber im Gegensatz zu dir hat Shelly keinen Siegelring, der sie vor der Sonne schützt«, stellte Aidan fest.
»Noch nicht«, sagte Elijah, »du wirst ihr doch helfen, oder?«
»Weiß sie, dass ich ...«
Elijah schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Sie weiß nur, dass es Hoffnung für ein Leben auch bei Tageslicht gibt.«
Aidan sah Elijah lächelnd an. »Ja, es gibt Hoffnung für Shelly«, sagte sie. »Ich werde sie damit überraschen.«
Kapitel 19
E s war eine Nacht mit kargem Mondlicht. Nur vereinzelt zwängte sich das matte Licht zwischen den schweren Wolken durch. Elijah hockte in einer dunklen Kammer im Erdgeschoss des Universitätsgebäudes und wartete. Aidan hatte ihn mit Kräutern eingerieben und mit einem Schutzzauber belegt, der ihn vor anderen Vampiren zwar nicht unsichtbar machte, aber der es ihm erlaubte, sich ihnen zu nähern, ohne von ihnen gewittert zu werden.
Langsam trat er in den breiten Gang hinaus und näherte sich der Aula. Als er sich der Stiege, die in die oberen Etagen führte, näherte, spürte er einen Luftzug. Jemand bewegte sich in dem Raum. Sofort duckte er sich hinter einer Reihe von zusammen gestellten Stühlen. Ein weiterer Luftzug ließ ihn überrascht einatmen. »Vampire. Es waren mindestens zwei im Gebäude.«
Elijah wartete ein paar Minuten, ehe er sich von seinem Versteck herauswagte. Ein Geruch nach Bergamotte und Sandelholz lag in der Luft, der Duft, der Aidan seit ein paar Monaten in Angst versetzte.
Er folgte der Spur des eigenwilligen Parfums. Sie führte ihn in den ersten Stock zu Professor Keegans Büro. Sollte Keegan der Verräter sein? In Elijahs Gehirn regte sich Widerstand gegen diesen Gedanken ...
Er verharrte mitten im Schritt, als er aus dem Büro des Professors Stimmen hörte. Die Tür stand leicht offen, aber nicht weit genug, um auszumachen, wer sich in dem Raum befand. Elijah bewaffnete sich mit seinem silbernen Dolch und stellte sich neben den Türstock. Wenn jemand herauskam, würde die Tür seine Gestalt verdecken. Er spitzte seine Ohren und konzentrierte sich auf das Gespräch aus dem Büro.
»Ich kann mich ihr nicht nähern, ohne dass sie es bemerkt. Sie ist eine Elbhexe«, hörte Elijah eine tiefe aufgebrachte Stimme, »sie kann mich spüren oder riechen. Ich weiß nicht, wie sie mich wahrnimmt. Aber sie tut es.«
»Was ist aus dir nur geworden?« Elijah hörte den spöttischen Unterton in der rauen Stimme. »Seit wann hast du Skrupel?«
»Ich habe eine Familie.« In der tiefen Stimme lag Angst.
Elijah konnte keine der beiden Stimmen Personen zuordnen. Obwohl, irgendwo in seinem Hinterkopf kam ihm eine davon bekannt vor. Aber zu wem gehörte sie? Es musste jemand sein, zu dem er schon länger keinen Kontakt mehr hatte. Aber das traf auf so viele Vampire zu. Dreihundert Jahre waren eine lange Zeit ...
»Wenn dir die Sache alleine zu heiß wird, schicke ich dir Verstärkung. Einen Werwolf.«
Elijah konnte die Angst des zweiten Vampirs förmlich bis vor die Tür spüren.
»Einen Werwolf. Bist du verrückt!«
»Meinen Freunden gebe ich immer eine
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