Gefaehrliche Sehnsucht
ihr hergehen wollte, drehte sich Leah um.
»Bleib im Haus«, sagte sie. »Ich spüre seit Tagen, dass in deiner Nähe Gefahr lauert.«
»Warum gehst du dann alleine um diese Zeit auf die Straße?«, warf Aidan beunruhigt ein.
»Ich werde nicht beobachtet«, antwortete Leah, »von mir will niemand etwas. Bei dir sieht das aber anders aus ...«
Leah blieb stehen und wartete bis Aidan in das Haus zurückgegangen war und die Tür verriegelte. Sie hörte, wie Aidans Schritte sich vom Eingang entfernten und sah, dass fast im gleichen Moment das Licht im Erdgeschoss ausging. Zufrieden setzte sie sich in Bewegung und ging die Stufen über die Veranda hinunter. Nach ein paar Schritten auf dem Asphalt hielt sie inne. Sie spürte Kälte in sich hochsteigen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie nicht alleine vor dem Haus der Taylors war. Für einige Sekunden blieb sie bewegungslos stehen. Sie suchte den Vorplatz des Hauses ab, aber es war dunkel und sie konnte nichts erkennen. Aber ... sie konnte jemanden fühlen, sie konnte mehrere Personen fühlen ...
Ein heißeres Lachen ließ sie zusammenfahren und vor Schreck erstarren. Sie wollte schreien ... Aber damit würde sie preisgeben, wo sie sich befand.
Langsam schlich sie zur Veranda zurück und die Treppe hinauf. Vorsichtig tastete sie sich zur Tür. Sie suchte den Türgriff und drückte ihn nieder.
»Aidan hat die Tür verschlossen. Ich wollte, dass sie das tut ...« Sie spürte, dass sich ihr jemand näherte. Ein Vampir. Sie erkannte es an der Kälte, die auf sie zukam. Was konnte sie tun? Wie konnte sie den Vampir aufhalten? Sie schüttelte ihre Verzweiflung ab. Sie würde nicht kampflos aufgeben. Sie setzte sich auf den Boden, zog die Beine an und konzentrierte sich auf eine Beschwörungsformel, die sie schützen sollte. Die Augen fest verschlossen, flüsterte sie die magischen Worte, immer und immer wieder. Plötzlich ging das Licht über der Tür, vor der sie saß, an. Leah blickte hinauf und sah, dass die Lampe mit einem Bewegungsmelder ausgestattet war. Wie ein gejagtes Tier starrte sie auf den Weg, der von der Straße zum Haus führte. Ein lautes Atmen drang an ihre Ohren.
»Das bin nicht ich«, dachte sie verstört. Um aus dem Lichtkegel des Eingangsbereiches zu kommen, rollte sie sich nach links und kroch unter einen dicht gewachsenen Busch. Ein Windhauch streifte kühl ihre Augen. Ihr wurde übel. Sie hasste diese Dunkelheit. Angst breitete sich in ihr aus und sie fühlte sich, als greife eine eisige Hand nach ihr.
Währenddessen hörte Aidan auf dem Weg in ihr Zimmer ein Geräusch vom vorderen Teil des Gartens. Leah konnte das nicht sein. Sie blicke auf das leuchtende Ziffernblatt ihrer Armbanduhr. Nein, Leah war schon vor zehn Minuten gegangen. Sie ging zum Fenster und blickte in die Dunkelheit hinaus. Auf der anderen Straßenseite flackerte eine Laterne. In ihrem Lichtschein konnte sie die Silhouette einer großen Gestalt erkennen. Ein kühler Hauch strömte von allen Seiten auf sie ein. Ein altes Wissen in ihrem Kopf ließ sie instinktiv fühlen, dass diese drohende Gestalt nicht alleine da draußen war. Auch vom rückwärtigen Teil des Gartens spürte sie Wellen der Gefahr auf sich zukommen. Aidan war sich sicher, es schlichen mehrere dunkle Gestalten rund ums Haus.
Was hatten sie vor? Hatten sie eine Möglichkeit gefunden, ins Haus zu kommen? In Aidans Kopf arbeitete es fieberhaft. Ihre Mutter hatte einen Kreis rund um das Haus gezogen, den niemand überschreiten konnten, der nicht eingeladen war. Sie hatte in der Zwischenzeit ihre eigenen Fähigkeiten
kennengelernt und vertieft. Sie wusste, sie war dieser dunklen Macht nicht hilflos ausgeliefert.
Aber die Tatsache, dass sie alleine im Haus war, ließ ihr Herz doch schneller schlagen und brachte ihre Haut zum Kribbeln. Ohne Licht zu machen, ging sie nach unten und holte sich die Ersatzpistole ihres Vaters aus seinem Schreibtisch. Sie belegte die Patronen mit einem alten Zauber und lud die Waffe.
Langsam schlich sie damit zum Fenster und blickte vorsichtig hinaus. Die Dunkelheit machte ihr nichts aus. Ihre großen kreisrunden Pupillen fanden schon nach Sekunden eine Gestalt im hinteren Teil des Gartens. Sein geschmeidiger Körper duckte sich vor einem großen Fliederbusch. Wie ein Raubtier verharrte er in einer kauernden Haltung und wartete. Aidans Augen klebten an ihm. Für einige Minuten vergaß sie die andere Gestalt. In ihrem Kopf fühlte sie den Hass und den Schmerz, der von dem geduckten Mann dort
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