Gefaehrliche Spur
war sein A p petit am Morgen nicht geringer.
Sie stand widerstrebend auf und ging ins Bad, in das Tom ihr den Vortritt ließ. Als sie anschließend ihre Alltagskleidung wieder anzog, während er unter die Dusche ging, hatte sie das Gefühl, dass ein Zauber zerstört w u rde. Auch Tom zog Jeans und Pullover an, bevor sie gemeinsam zum Frühstück gingen, das Silvia auf der Terrasse bereitgestellt hatte. Die Luft war am Morgen i m mer noch kalt. Da aber das große Feuer neben der Terrasse in der Nacht zwar heruntergebrannt war, aber noch heiße Glut besaß, verbreitete es gen ü gend Wärme, dass niemand fror.
Tom ließ es sich nicht nehmen, Rya zu verwöhnen, indem er ihr Kaffee nachschenkte und ihr den Teller füllte mit allem, von dem er gestern mitb e kommen hatte, dass es ihr schmeckte. Das tat er auf eine so selbstverständl i che Weise, dass Rya den Eindruck gewann, dass er sich keine besondere M ü he dafür geben musste, sondern dass er immer so aufmerksam war. Und immer wieder legte er den Arm um ihre Schultern oder streichelte ihre Hand und lächelte sie in einer Weise an, die sie ebenso wie der jede Geste begle i tende Blick überzeugte, dass die vergangene Nacht nicht nur sie verändert hatte. Dass Tom ihre Gefühle erwiderte, auch wenn er kein Wort darüber verlor.
Das tat sie auch nicht. Weil ihr Verstand nicht glauben wollte, dass eine Nacht genügte, sich in einen Fremden zu verlieben. Außerdem wollte sie Tom nicht in Verlegenheit bringen oder in die Flucht treiben. Sie hatte schon einmal ungewollt bei ihm eine Grenze überschritten, als sie ungefragt seine Kleidung reinigen ließ. Wie würde er reagieren, wenn sie ihm sagte, dass sie ihn liebte? Vor allem: Wie sollte es mit ihnen weitergehen?
Silvia gesellte sich zu ihnen, als sie beide mit dem Frühstück fertig waren. Auch sie hatte wieder normale Kleidung an und trug Jeans und einen Pull o ver.
„ Wir werden heute Nachmittag über deinen Antrag beraten, Tom“, sagte sie. „Ich bin zuversichtlich, dass es klappt.“
„ Ich auch, Silvia. Aber ich ziehe meinen Antrag zurück.“
Silvia starrte ihn ebenso verblüfft an wie Rya. „Warum?“
Tom lächelte. „Will Salinger, der Manager der Tanztruppe, die im Dark D i amond gastiert, hat mir einen festen Job versprochen. Wenn er sich noch ein paar weitere Tage von meiner Zuverlässigkeit überzeugt hat, will er mir was vom Lohn vorschießen, damit ich irgendwo ein kleines Zimmer mieten kann. Bis dahin erlaubt er mir, in dem Bus zu schlafen, mit dem sie das Equipment transportiert haben.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis ich wieder ein normales Leben führen werde.“
Silvia legte ihm die Hand auf die Schulter. „Das freut mich für dich, Tom. Herzlichen Glückwunsch.“
„ Danke, aber warten wir ab, ob es auch wirklich klappt. Wenn nicht, ko m me ich auf meinen Antrag bei euch zurück.“
„ Jederzeit. Alles Gute. Euch beiden“, fügte sie augenzwinkernd hinzu und ging zu Sabrina hinüber.
„ Was hat sie damit gemeint?“, fragte Rya und fühlte, dass sie rot geworden war.
Tom blickte sie lächelnd an, legte die Hand gegen ihre Wange und gab ihr einen Kuss. Aber er sagte nichts. Stattdessen stand er auf, räumte sein und Ryas Geschirr ab und brachte es in die Küche. Anschließend holte er seinen Rucksack und seinen Mantel und verabschiedete sich in die Runde der Anw e senden in einer Weise, die wohl für die Wicca üblich war: „Fröhlich sind wir zusammengetroffen, fröhlich gehen wir auseinander und fröhlich werden wir uns wiedersehen. Seid gesegnet!“
Die anderen erwiderten seinen Segen.
„ Ich … ich bringe dich in die Stadt zurück“, bot Rya an. „Wenn du willst.“
Er nickte. „Das wäre nett.“
Sie verabschiedete sich auf dieselbe Weise wie Tom von Silvia und den a n deren und verließ mit Tom das Haus.
Auf dem Weg in die Stadt schwiegen sie beide. Rya wusste nicht, was sie hätte sagen, wie sie ihm hätte begreiflich machen können, was sie für ihn fühlte. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie das wirklich empfand oder sich nur einbildete. Außerdem klang ich liebe dich in dieser Situation dä m lich, besonders wenn es aus heiterem Himmel kam. Und Tom hatte offenbar nichts zu sagen, denn er starrte schweigend aus dem Fenster.
Als sie den Parkplatz des Dark Diamond Hotels erreichten, hatte er immer noch nichts gesagt. Rya parkte den Wagen und stellte den Motor ab. Das veranlasste Tom endlich, sie
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