Gefaehrliche Spur
sinnlich.
Sie hatte tief und fest geschlafen. Die ganze Nacht hindurch. „Wenn der richtige Mann in deinem Bett liegt, schläfst du ruhig, weil du dich geborgen fühlst.“ Sie hatte so ruhig geschlafen wie seit Ewigkeiten nicht mehr; und beim letzten Mal war sie allein gewesen. Und sie fühlte sich geborgen in Toms Armen. Mehr noch: Sie hatte das irrationale Gefühl, dass er ein Teil von ihr war und sie ein Teil von ihm. O Gott! Sie konnte sich unmöglich in Tom verliebt haben. Er war ein Fremder, den sie noch keine Woche kannte, ein Obdachloser, ein …
Ein Mann, wie es keinen zweiten gab. Rya versuchte sich einzureden, dass sie sich nur deshalb zu ihm hingezogen fühlte, weil er sie in einem schwachen Moment getröstet hatte, ohne die Situation auszunutzen. Weil sie mit ihm geschlafen hatte und das ein außergewöhnliches Erlebnis gewesen war. Pure körperliche Anziehung das eine, psychische Ausnahmesituation das andere. Aber das entsprach nicht der Wahrheit. Nicht nur. Tom war etwas Besond e r e s. Er strahlte etwas aus, das sie unwiderstehlich anzog. Und das sie nie mehr missen wollte.
Tom tat einen tiefen Atemzug und schlug die Augen auf. Als er Rya sah, lächelte er. Es wirkte so glücklich, als wäre er im siebten Himmel erwacht. Er zog sie an sich und küsste sie sanft.
„ Guten Morgen, meine wunderbare Göttin.“
„ Guten Morgen, du göttlicher Mann.“
Er drückte sie noch enger an sich und legte seine Wange gegen ihre. Rya staunte über das Wunder, das mit ihr geschehen war. Noch gestern Morgen hatte sie jede Nähe zu Menschen gemieden, so weit es nur ging. Hatte g e glaubt, dass sie frühestens in einigen Monaten oder sogar Jahren in der Lage sein würde, Berührungen zu ertragen, aber nie wieder so intensive Intimität mit einem Mann würde aushalten können, dass sie mit ihm ins Bett ging. Gar nicht zu reden davon, dass sie die ganze Nacht an seiner Seite würde schlafen können. Doch es war geschehen. Und sie fühlte sich großartig. Sie lachte, kuschelte sich an Tom und freute sich, dass er ebenfalls lachte und sie lieb e voll hin und her wiegte.
„ Ich könnte den ganzen Tag hier mit dir liegen bleiben“, sagte sie schlie ß lich.
„ Verlockender Gedanke. Der gefällt mir. Sehr sogar. Aber leider …“
Sie seufzte. „Ich weiß. Wir sind hier nicht zu Hause.“
„ Und haben Jobs zu erledigen. Mr. Salinger, der Tanztruppenmanager, e r wartet mich und den Rest der Crew nachher zu einer Besprechung für die Vorstellung heute Abend. Wenn ich den Job nicht nur stundenweise als Au s hilfe haben, sondern behalten will, sollte ich unbedingt pünktlich erscheinen.“
Und sie hatte weiter nach Marty Kirk zu suchen. „Tom, was ich dir gestern schon vorschlagen wollte. Ich könnte dich bei Your Eyes unterbringen. Du würdest wunderbar in die Personenschutzabteilung passen. Oder du könntest dich zum Ermittler ausbilden lassen. Dann hättest du einen festen Job.“ Dass sie ihren behalten würde, dessen war sie sich nach der vergangenen Nacht sicher. Erwartungsvoll sah sie Tom an.
Tom gab ihr einen Kuss. „Falls das mit der Tanztruppe nicht klappt, ko m me ich darauf zurück. Aber wenn ich dort meine Zuverlässigkeit demonstri e re und gut arbeite, bekomme ich eine gute Referenz, mit der ich mich bei deinem Chef vorstellen kann. Ich möchte ungern als Obdachloser bei ihm um einen Job bitten. Wenn ich Chef einer Detektei wäre, würde ich jemanden wie mich nicht einstellen, der nicht einmal eine Wohnung hat.“ Er streichelte ihre Wange. „Lass mich auf meine eigene Weise aus meinem Tal herau s kommen, Rya. Die Zukunft läuft uns nicht weg.“
Er hatte recht . Aber warum machte ihn das traurig? Doch dieser Eindruck war so flüchtig, dass sie sich nicht sicher war, ob sie sich nicht getäuscht ha t te.
Tom schlug die Decke zurück. „Bestimmt wartet ein Frühstück auf uns. Aber vorher wird es einen Run auf die Badezimmer geben. Wer zuerst drin ist, kann zuerst essen.“
„ Wir können uns ein Badezimmer teilen“, schlug sie vor.
Tom schüttelte lächelnd den Kopf. „So verlockend das auch ist, aber wir wissen beide, wo das enden wird. Wenn wir fertig sind, ist möglicherweise kein Frühstück mehr übrig. Eric futtert wie ein Scheunendrescher. Und nicht nur er.“
Das stimmte. Eric, der bärtige Hüne, der Maikönig geworden war, hatte gestern das reichhaltige Buffet fast zur Hälfte allein abgeräumt. Rya hatte sich gefragt, wo er die Menge gelassen hatte. Höchstwahrscheinlich
Weitere Kostenlose Bücher