Gefaehrliche Spur
hatte auch ohne telepathische Fähigkeiten genug mitbekommen. Und er hatte Wayne eine Zeit lang kräftig damit aufgezogen, dass es ihn Knall auf Fall heiß erwischt hatte. Jetzt hatte es ihn selbst e r wischt.
Also was gibt es bei euch Neues?
„ Eine Menge.“ Wayne wartete, bis ihm die Bedienung Kaffee eingeschenkt und seine Bestellung aufgenommen hatte, ehe er leise weitersprach. Zum Glück befanden sich keine Gäste in ihrer unmittelbaren Nähe, sodass er rel a tiv offen sein konnte. „Der Geschäftsführer der Brown Foundation, Mark Kelsoe, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Betrüger. Die Künstler, an die er etliche Millionen verteilt hat, existieren nicht. Zumindest nicht diejenigen, die O’Hara bisher hat überprüfen lassen. Sie existieren nur als Briefkastenadressen.“
Das überraschte Travis. Bei Organisationen wie der Foundation kann doch norm a lerweise nicht einer allein entscheiden, wer eine Zuwendung bekommt. Wie hat er das g e macht?
„ Genau das ist der Knackpunkt. Nach unserem bisherigen Stand der E r mittlungen ist er selbst sehr überraschend an seinen Posten gekommen. Er tauchte plötzlich auf, bekam einen kleinen Job in der Foundation und wurde überraschend innerhalb von wenigen Wochen zum Geschäftsführer, nac h dem sein Vorgänger ebenso überraschend bei einem Unfall ums Leben kam. Kommt dir das bekannt vor?“
Und ob! Das deutet wieder auf einen Teufelspakt hin .
„ Das denken wir auch. Und ebenso überraschend entscheidet das für die Zuteilung der Stipendien zuständige Gremium seit dem Tag von Kelsoes Inthronisierung als Geschäftsführer immer und ausschließlich für die Kand i daten, die er vorschlägt. Wieder dasselbe Schema. Theoretisch käme natürlich auch Bestechung infrage, aber das würde irgendwann auffallen und ließe sich nachweisen.“
Mich wundert, dass das nicht sowieso schon aufgefallen ist. Die Kandidaten müssen doch Portfolios als Bewerbung einreichen. Oder nicht?
„ Ja, aber die liegen alle vor. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, das sind Fälschungen. Kelsoe bezahlt irgendwelche unbekannten Künstler, die diese Alibi-Kunstwerke für ihn anfertigen, ohne dass sie wissen, wofür die sein sollen.“
Aber irgendwann muss doch mal jemand nachgefragt haben .
„Nicht unbedingt. Wenn unsere Vermutung stimmt …“ Wayne unterbrach sich, als die Bedienung sein Essen brachte und wartete, bis sie wieder außer Hörweite war, ehe er fortfuhr, in sein ausgeschaltetes Smartphone zu sprechen. „Ich drücke es mal so aus: Unsere speziellen Freunde sind nicht die Einzigen, die gewisse Kunststücke beherrschen.“
Mit den speziellen Freunden meinte er Bronwyn, Devlin, Gressyl und Sam und mit den Kunststücken ihre magischen Kräfte. Er hatte recht . Auch bei einem Teufelspakt konnte man Dinge auf magische Weise erreichen. Wenn Travis sich in Erinnerung rief, was diese Vier so alles fertigbrachten, war es durchaus denkbar, dass Kelsoe einen Dämon beschworen oder sich ein and e res Anderswesen dienstbar gemacht hatte, mit dessen Hilfe er die Menschen zwang, nach seinem Willen zu handeln. Mit einem entsprechenden Zauber konnte er sogar verhindern, dass jemand aus dem Gremium auch nur auf den Gedanken kam, dass irgendetwas nicht stimmen könnte.
Aber er kann an der Sache kaum allein beteiligt gewesen sein , wandte er ein. Was ist mit MyKiP?
„ Das prüfen wir noch. Bisher ist kein Zusammenhang erkennbar, aber wir denken auch, dass es einen geben muss. Andernfalls wäre es nicht erforde r lich, dass die Kandidaten ausschließlich bei MyKiP abschließen und bei ke i ner anderen Versicherung. Wenn es nur darum ginge, dass die Brown Fou n dation das Geld durch eine Lebensversicherung erbt, hätte Kelsoe die Leute nur zu animieren brauchen, irgendwo eine entsprechende Versicherung abz u schließen. Portland ist schließlich voll von Versicherungsgesellschaften. Da aber jede Versicherung ihren Anteil am Abschluss jedes Vertrages bekommt und jeder Vertreter seine Provision, ist gerade bei so einem Riesenbetrag pro Versicherung der Gewinn enorm. Ich bin mir deshalb ziemlich sicher, dass MyKiP mit drin hängt. Oder wenigstens einer aus dem Stall. Da jeder Vertrag von einem anderen Vertreter abgeschlossen wurde – MyKiP hat übrigens nur fünf – kommt der fette Brocken dem Inhaber zugute: Mylon King.“
Das ergab Sinn. Rechnete man die Tatsache dazu, dass Kelsoe zur selben Zeit Geschäftsführer bei der Brown Foundation geworden war, wie
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