Gefährliche Stille
Ersatzkoch zu finden, damit ich den Frühstücksbetrieb in die
Gänge kriege. Wer ist denn da?«
»Sharon... Ripinsky. Er hätte meinem
Mann und mir gestern Abend ein Haus zeigen sollen. Sein Pick-up war da, aber
von ihm war nichts zu sehen.«
»Oh, Scheiße. Wo ist er denn jetzt
schon wieder versackt?«
»Um ehrlich zu sein, wir waren ein
bisschen besorgt. Diese Bemerkung, die er da gestern gemacht hat, dass er oder
irgendwelche anderen Leute gekillt werden könnten —«
»Ach, das waren nur wieder mal Jimmys Schoten.
Den killt keiner, höchstens wegen seiner Kocherei.« Im Hintergrund rief jemand
etwas. »Immer mit der Ruhe, Al.« An mich adressiert, sagte sie: »Das war das
Haus an der County Road dreißig, oder?«
»Genau.«
»Na ja, einer von den Jungs, die gerade
hier sind, wohnt in der Gegend. Ich werd ihn bitten, einen kleinen Abstecher zu
machen. Jimmy kippt gern mal ein paar und wandert dann in der Gegend rum. Zehn
zu eins, dass er blau war, Sie beide total vergessen hat und einen kleinen
Spaziergang gemacht hat. Ich hoffe bei Gott, dass er nicht irgendwo im
Straßengraben liegt.«
Was mehr oder weniger das war, was ich
als Reaktion der Deputies prophezeit hatte, hätten wir ihn als vermisst
gemeldet.
Als ich aufgelegt hatte, ging ich die
Geschehnisse des Vorabends noch mal durch, und mir fiel die 408-Vorwahl auf dem
Zettel ein, den ich in Jimmys Jacke gefunden hatte. Mein Handy funktionierte
auch hier in Sage Rock nicht, aber es zeigte die 408-Nummer an, da ich diese
zuletzt gewählt hatte. Ich wählte sie noch einmal auf dem Bungalow-Apparat und
hatte ein Tonband dran, das mir erklärte, die Geschäftszeiten von Agribusiness
seien Montag bis Freitag von neun bis fünf. Der Firmenname kam mir irgendwie
bekannt vor, aber ich kam nicht drauf, woher.
Die meisten Leute konnte man sonntags
um diese Zeit noch nicht anrufen, aber wenigstens eine Person auf meiner
mentalen Liste war es gewöhnt, von mir zu Unzeiten belästigt zu werden. Ich
wählte Micks Privatnummer, hörte Keim stöhnen, als sie meine Stimme vernahm. »Sie«, sagte sie zu meinem Neffen.
»Okay, jetzt ist der Punkt erreicht!«,
rief er aus. »Lass uns die T-Shirts morgen ordern. Was meinst du? Zehn
Dutzend?«
»Versuch’s mit hundert Dutzend.« Keims
Stimme klang jetzt erstickt, als hätte sie ihm den Hörer gegeben und sich ein
Kissen über den Kopf gezerrt.
»Wo zum Teufel steckst du?«, knurrte
mich Mick an. »In irgendeiner Zeitschleife?«
»Nein. Diese Checks, um die ich dich
gebeten habe —«
»Sorry, ich musste Überstunden machen,
für den Fall, den Ted mir zugeteilt hat. Ein Auftrag von Glenn Solomon. Er — Glenn
— ist irritiert, dass du’s nicht persönlich übernimmst.«
»Wenn du ihn sprichst, sag ihm, ich
erklär’s ihm bei einem Mittagessen, sobald ich wieder da bin. Aber diese Checks
— kannst du das heute noch machen?«
»Klar, wenn du willst, dass Sweet
Charlotte mich umbringt. Wir haben Sonntagspläne.«
»Sag ihr, ich mach’s wieder gut — ein
edles Essen für euch beide, wo immer man derzeit diniert.«
»Top!« Mit Argumenten konnte man Mick
immer erweichen, sofern sie das Wort »Essen« enthielten.
»Und vorher lass bitte zwei noch
wichtigere Checks durchlaufen. Ich sag dir jetzt, was ich brauche.«
»Aber du sagst mir nicht, wieso du’s
brauchst.«
»Was soll das heißen?«
»Mom hat angerufen. Ich musste von ihr
erfahren, dass du das mit deiner Adoption rausgekriegt hast. Du hättest es mir
auch selbst anvertrauen können.«
»Tut mir Leid. Hätte ich sollen, aber
ich dachte, du hättest genug damit zu tun, Pas Tod zu verarbeiten.«
»Und ich dachte, du hättest vor
längerer Zeit mal beschlossen, mich als erwachsenen Menschen zu behandeln.«
»Ich sagte ja, es tut mir Leid.«
»Das will ich doch schwer hoffen. Und
ich will auch hoffen, dass du mir die ganze Geschichte erzählst, wenn du wieder
da bist. Also, was sind das für Checks?«
»Ich brauche mehr Informationen über
Jimmy D. Bearpaw. Wer genau ist er? Welche Rolle spielt er innerhalb des
Modoc-Stammesrats? Ist er vorbestraft? Wo ist er geboren? Wenn nicht in Modoc
County, wann ist er hierher gekommen? Und was du sonst noch auftreiben kannst.«
»Alles klar.«
»Dann brauche ich Informationen über
eine Ortschaft hier oben, die in den fünfziger Jahren zur Geisterstadt wurde:
Cinder Cone. Wer dort gewohnt hat, wann die Leute weggegangen sind, wem das
Land gehörte, bevor es vom Innenministerium gekauft wurde.«
»Ich tu, was
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