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Gefährliche Stille

Gefährliche Stille

Titel: Gefährliche Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Saskia
als bereitwillige Empfängerin von Erpressungsgeldern? Nein, undenkbar. Wenn
du in Cinder Cone gewesen wärst, würdest du anders denken.
    Vielleicht.
     
     
     
     

9
Uhr 47
     
     
    Die Tür des Modoc-Stammesratsbüros
stand offen, und ein jüngerer Mann, der einen Cowboyhut mit silbernem Band und
langen Schmuckfedern trug, saß, über einen Laptop gebeugt, am Auskunftstresen.
Als ich nach Jordan Stump fragte, sagte er: »Der ist heute nicht hier. Musste
seine Enkelin und ihre Kinder nach Alturas bringen.«
    Also hatte sie doch noch beschlossen,
ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen.
    »Ich bin Carleton Westley«, fuhr der
Mann fort. »Kann ich irgendwas für Sie tun?«
    Ich erklärte, dass Stump sich erboten
habe, wegen meiner Verwandten herumzufragen, und Carleton Westley sagte: »Oh,
ja, er hat was für Sie hinterlassen.« Er kramte in den Papieren auf dem Tresen
herum und streckte mir den Zettel hin.
    Wie ich erwartet hatte, besagte er,
dass niemand hier in der Gegend irgendwelche Tendoys kenne. Ich steckte den
Zettel ein und kam zu dem wahren Anlass meiner Anwesenheit. »Kennen Sie Jimmy
D. Bearpaw?«
    »Klar, den kennt jeder. Suchen Sie
ihn?«
    »Ja. Er wollte meinem Mann und mir
gestern Abend ein Haus in der Nähe der County Road dreißig zeigen, aber er ist
nicht aufgetaucht. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Als ich das letzte Mal im Café zu
Mittag gegessen habe, vor zwei Tagen vielleicht. Seither nicht mehr.«
    »Wir sind ein wenig besorgt.«
    »Wieso? Jimmy ist nicht grade der
Zuverlässigste, hat’s wahrscheinlich einfach vergessen.«
    »Das sagt Angela auch, aber gestern hat
Jimmy so eine Geschichte erzählt, von irgendeiner Anwältin, die beinahe
ermordet worden wäre. Er hat gesagt, er, Sie und Jordan Stump könnten die
Nächsten sein.«
    »Ach, Quatsch! Sorry, Ma’am, aber was
stellt er sich vor? Dass so ein Baufritze im Anzug hier aufkreuzt und uns alle
mit einer Uzi niedermäht? Das war ein Unfall, die Sache mit Mrs. Blackhawk.«
    »Vielleicht nicht.«
    Westley sah mich stirnrunzelnd an.
»Sagen Sie bloß nicht, Sie sind auch so wie Jimmy und wittern hinter jedem Baum
eine Verschwörung.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Jimmys Problem ist, dass er zu viele
Sender kriegt, mit seiner Satellitenschüssel. Hat Jordan vielleicht so
ausgesehen, als ob er Angst hätte? Seh ich so aus? Blödsinn. Wir sind nicht
wichtig genug, um umgelegt zu werden. Wenn dieser Baufritze ein verkappter
Killer ist, dann nimmt er unsere Gönner aufs Korn — angenommen, er würde
rauskriegen, wer die sind. Und wie er das schaffen sollte, ist uiir
schleierhaft, wenn wir’s nicht mal schaffen. Und außerdem, wissen Sie was? Wir
werden diesen Scheißprozess sowieso verlieren. Modocs ziehen immer den
Kürzeren.«
    »Wessen Idee war das mit dem Prozess?«
    Carleton Westley stemmte seinen Stuhl
ein Stück zurück und legte ein Paar in Pseudoschlangenlederstiefeln steckende
Füße auf den Tresen. »Jimmys natürlich. Wie alles.«
    »Was alles?«
    »Na ja, was meinen Sie, wer hinter dem
Plan steckt, die Modocs wieder hierher zurückzuholen? Jimmy. Wer die Briefe
verschickt hat, dass Leute wie Jordan und ich von Oklahoma hierher ziehen
sollten? Jimmy. Wissen Sie, warum ich gekommen bin?«
    »Warum?«
    »Weil Jimmy gesagt hat, Land sei hier
billig. Ich dachte, ich kaufe mir eine Ranch, züchte Rinder. Der Stammesrat hat
versprochen, uns Darlehen zu beschaffen und so was.« Er verzog angewidert den
Mund.
    »Und was geschah dann?«
    »Bis er uns hier an die Arbeit gesetzt
hat, war Jimmy D. der Stammesrat. Er und sonst niemand. Von Darlehen
hatte er keinen Schimmer. Und außerdem ist das hier Kalifornien. Land ist hier
im Norden zwar billig, verglichen mit anderen Gegenden, aber es ist immer noch
viel zu teuer. Also mache ich jetzt hier dasselbe, was ich in Oklahoma gemacht
hab, nämlich so ziemlich alles, wofür mich jemand anheuert. Diesen Monat fahre
ich den Abschleppwagen für Verns Autowerkstatt.«
    »Werden Sie hier bleiben?«
    »Keine Ahnung. Auf dem Land meiner
Vorfahren zu sein gefällt mir schon irgendwie, obwohl ich noch nicht viel über
die Modocs weiß. Eine Zeit lang hab ich gedacht, es würde besser werden, wenn
diese Ferienanlage kommt — das gäbe Arbeitsplätze für uns. Aber dann musste
Jimmy hingehen und Klage gegen die Sache einreichen. Wir werden verlieren, und
sie werden dort keinen einzigen Modoc einstellen.«
    »Saskia Blackhawk hat als Anwältin
einen guten Ruf. Vielleicht gewinnen Sie ja doch.«
    »Bei

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