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Gefährliche Stille

Gefährliche Stille

Titel: Gefährliche Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wieder nach Hause
käme.«
     
    Das muss ich noch mal genau wissen,
Austin. Und wenn ich es weiß, kenne ich vielleicht endlich die ganze Wahrheit.
    Sonntag,

24. September
13 Uhr 10

13 Uhr 10
     
     
    »Bitte, kommen Sie rein«, sagte Elwood
Farmer.
    In seinem kleinen Wohnzimmer hatte sich
seit meinem letzten Besuch nichts verändert: Ein Feuer loderte im Kaminofen;
die Werke seiner Schüler schmückten die Wände; er trug dasselbe karierte
Holzfällerhemd, ja, es hätte sogar dieselbe Zigarette sein können, die zwischen
seinen Lippen klemmte.
    Und doch war jetzt alles anders.
    Er bedeutete mir, mich in einen der
gepolsterten Schaukelstühle beim Feuer zu setzen. »Ich habe Sie schon
erwartet.«
    »Der Mokassintelegraf?«
    Er nickte.
    »Dann wissen Sie wohl, dass ich meine
Mutter gefunden habe.«
    Er musterte mich mit zusammengekniffenen
Augen durch den Rauch seiner Zigarette, wartete.
    »Als ich das letzte Mal hier war,
sagten Sie, dass die Verwandtschaftsverhältnisse in der indianischen Welt nicht
so übersichtlich seien wie bei den Weißen. Das habe ich allerdings auch festgestellt.
Meine Mutter ist die Großnichte der Frau, die ich immer für meine Großmutter
gehalten habe. Womit mein Adoptivvater ein Vetter soundsovielten Grades von mir
ist. Ich will gar nicht darüber nachdenken, in welchem Verhältnis meine
Adoptivgeschwister zu mir stehen.«
    »Ist das wichtig?«
    »Vor ein paar Wochen hätte ich noch
gesagt, ja, aber jetzt nicht mehr. Ihr Neffe Will hat mir prophezeit, dass ich
zu dieser Einstellung kommen würde. Und er hat auch gesagt, irgendwann würde
ich herausfinden, was noch wichtiger sei als meine eigene Identität.«
    »Und haben Sie’s rausgefunden?«
    »Ich arbeite dran.« Ich griff in meine
Tasche, zog ein kleines Geschenkpäckchen heraus. »Das hier möchte ich Ihnen
schenken.«
    Freude breitete sich über sein faltiges
Gesicht, als er es nahm. Ich sah zu, wie er das Papier aufriss und das
Silberrähmchen mit dem Foto daraus befreite. Er studierte das Foto einen
Moment, sah mich dann fragend an.
    »Ich habe mir einen Abzug von dem
Originalnegativ aus dem Newsweek-Archiv besorgt«, erklärte ich. »Es hat Sie so
viel gekostet, Ihres herzugeben — das ich immer wie einen Schatz hüten werde.«
    Er sah auf das Bild, und seine Finger
streichelten das Silber des Rahmens, wie meine den Büffelknochen gestreichelt
hatten.
    »Ich weiß, warum es Ihnen so viel
bedeutet hat«, setzte ich hinzu. »Agnes Running Horse dachte, es sei wegen
Barbara Teton, und das stimmt sicher auch. Aber der andere Grund ist
meine Mutter.«
    Er starrte weiter auf das Foto.
    »Sie hätten mir sagen können, wer sie
war und wie Sie zu ihr standen, und mir eine Menge Aufwand ersparen können. Und
Sie hätten verhindern können, dass ich die DeCarlos überhaupt in das Ganze
hineinziehe.«
    Er sah auf, seltsam gelassen und
unverblüfft. »Sie haben es also herausgefunden.«
    »Ja. Austin war auf der Ranch seines
Vaters in Kalifornien, als ich gezeugt wurde. Sie waren über die Weihnachtszeit
in Fort Hall. Kia war sauer auf Austin, weil er nach Hause gefahren war. Sie
hatten sich gerade mit Barbara Teton entzweit. Also haben Sie und Kia sich
gegenseitig getröstet.« Er stellte das Foto auf das Tischchen zwischen uns und
stand auf, um nach dem Ofen zu sehen. Als er sich wieder hinsetzte, sagte er:
»Tja, im Wesentlichen wissen Sie’s. Ich kam nach Hause, um Barbara zu bitten,
meine Frau zu werden und mit nach New York zu kommen. Aber das hat sie
abgelehnt; sie wollte, dass ich ins Reservat zurückkäme. Aber ich lebte
inzwischen in einer anderen Welt, und es gab für mich kein Zurück.«
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich
gesagt?«
    Er fischte eine Zigarette aus seiner
Brusttasche, betrachtete sie, steckte sie dann wieder zurück. »Weil ich mir,
bis Sie heute hierher kamen, nicht sicher war, ob ich ein Kind habe.«
    »Aber Sie müssen es doch vermutet
haben.«
    »Ja. Vor ein paar Jahren hat mir meine
Cousine Agnes erzählt, dass Kia schon im zweiten oder dritten Monat war, als
sie mit Austin auf und davon gegangen ist. Ich habe Sie zu ihr geschickt, weil
ich dachte, Kia hätte ihr vielleicht erzählt, dass ich der Vater war.«
    »Hat sie nicht.«
    »Dann nehme ich an, dass Kia entweder
geglaubt hat, Sie seien Austins Kind, oder dass sie es glauben wollte.«
    »Sie weiß genau, wessen Kind ich bin.
Sie hat mir gesagt, dass ich auf den Tag genau neun Monate nach meiner
Zeugung zur Welt gekommen sei. Es ist doch

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