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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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sie zu trösten. Nur ein Marketing-Arschloch würde den Tod eines Menschen durch gesteigertes Leserinteresse ausgeglichen sehen.
    Von Chase immer noch nichts. Weder eine E-Mail noch eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter. Er hatte einfach keine Möglichkeit, mit ihr Kontakt aufzunehmen, sagte sie sich. Das bedeutete nicht, dass er von ihr nichts mehr wissen wollte. Es bedeutete auch nicht, dass ihm irgendetwas Furchtbares zugestoßen war, oder?
    Von unterschiedlichen Gefühlen aufgewühlt, die sie vermutlich am Schlafen hindern würden, verkroch sie sich in ihrer Koje. Kummer wegen Dans Tod. Wut und Schuld wegen der Schüsse auf Bergit. Frust, weil es ihr nicht gelungen war herauszufinden, wer Dan ermordet hatte, und weil sie mit Chase nicht in Verbindung treten konnte. Sorgen, weil die
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ihren Pass und den Ohrring hatte und weil Schläger wie Carlos Santos ihren Aufenthaltsort kannten. Bewaffnete Schläger.
    Aber wie hatte J . J. so schön gesagt: Sie hatten heute eine Nahtoderfahrung überlebt. Zing und WildWest – und die arme Bergit – waren noch mal davongekommen. Es gab nur ein Problem: Ihr Team wurde allmählich schrecklich kriegsmüde.
    Chase wünschte sich, er hätte noch eine Weste unter seiner Windjacke angezogen. Nach Einbruch der Dunkelheit war es in der Wüste von Arizona verdammt kalt. Nicole und er kauerten zusammen mit Dread, Randy, Joanne, Marshall und Ryder hinter einer behelfsmäßigen Deckung. Sie hatten ein hübsches Waffenarsenal dabei – sechs halbautomatische Präzisionsgewehre, Ryders Automatik, dazu jeder noch eine Pistole und schwere Rucksäcke, vollgepackt mit Munition.
    Alle waren mit Nachtsichtgeräten ausgerüstet. Im Moment allerdings benutzte nur Marshall seins, um in die dunkle Wüste hinauszustarren. Ohne das Ding konnte Chase lediglich die Silhouetten der Riesenkakteen undeutlich erkennen. Sie sahen aus wie eine Armee Außerirdischer, die ihre stacheligen Arme hochhielten als Zeichen, dass sie sich ergaben.
    Die Sterne waren großartig anzusehen. Den Blick dafür verdankte er Summer – hatte er ihr das jemals gestanden? Wenn sie sich in ein paar Tagen trafen, musste er ihr das unbedingt sagen. Was er ebenfalls ansprechen würde: Er wollte zwar gern mehr Zeit mit ihr verbringen, doch er würde sich mit dem begnügen, was sie erübrigen konnte oder wollte. Seien es nun Tage, ein Jahr oder für immer.
    Verdeckte Ermittlungen waren gleichzeitig langweilig und anstrengend. Er kam sich vor, als würde er sich jeden Tag in einem fremden Land verstecken. Gleichzeitig fragte er sich ständig, wie es Summer wohl auf diesen verfluchten ecuadorianischen Inseln erging.
    Â»Gleich ist es so weit«, unterbrach Dread Chase’ Gedankengänge. »Sie müssen jetzt jede Minute auftauchen.«
    Â»Woher willst du das wissen?«, fragte Nicole.
    Dread hielt sein Handy hoch. »Späher an der Grenze.«
    Â»Wenn ihr illegale Einwanderer ausmachen könnt, wieso schafft das der Grenzschutz nicht?«
    Ryder schnaubte verächtlich. »Die sehen sie ganz genau.«
    Chase spürte ein unangenehmes Ziehen im Nacken. Der Heimatschutz war ständig beunruhigt, dass die höheren Dienstgrade beim Grenzschutz von Mitgliedern der Kartelle unterwandert sein oder erhebliche Bestechungsgelder angenommen haben könnten, um den beständigen Strom von Menschen oder Drogen über die Grenze zu übersehen. »Soll das heißen, der Grenzschutz verständigt uns, wenn sie anrücken?«, fragte er.
    Ryder spuckte in den Sand. Es war in der Finsternis nicht eindeutig zu erkennen, aber Chase glaubte, der Schleimbatzen habe seinen Stiefel getroffen. »Sagen wir mal, dass der Grenzschutz offiziell nicht sehr viel unternehmen kann. Sie fangen die Illegalen ein, chauffieren sie zurück zur Grenze und wiederholen die Prozedur alle paar Tage. Mehr dürfen sie von Gesetz wegen nicht tun.«
    Â»Und so was nennt sich nun Regierung«, schimpfte Joanne.
    Â»Aber innerhalb des Grenzschutzes gibt es Leute, die wissen, dass es nur einen Weg gibt, um das Problem aus der Welt zu schaffen.« Randy zog einen Flachmann aus der Brusttasche seiner Weste, schraubte den Deckel ab und trank einen Schluck. Dann hielt er das Fläschchen hoch und schaute sich in dem kleinen Kreis um.
    Chase war nach wie vor nur zur Probe aufgenommen, also griff er nach dem Flachmann, legte den Kopf in den Nacken und

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