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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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»Das müssen Sie sie schon selber fragen. Sie haben mich nicht verhaftet.«
    Wieder eine Pause. »Zusammenfassend kann man also sagen, dass niemand Sie, Summer Westin, bedroht oder Ihnen irgendwelche Misshandlungen angedroht hat?«
    Verdammt!
Dan war getötet und Bergit angeschossen worden. Wie hatte Dixon es hinbekommen, dass sie sich wie eine neurotische Ziege vorkam? »Das ist korrekt«, entgegnete sie ruhig.
    Â»Ich bin sicher, die
fiscalia
wird Ihnen Ihren Pass zurückgeben, sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind.«
    Â»Aha.«
Und wann wird das sein?
    Â»Wir werden die Situation weiterhin im Auge behalten, Miss Westin. Vielen Dank, dass Sie sich an Ihre Botschaft gewandt haben.« Das Tuten im Hörer zeigte das Ende des Gesprächs an.
    Â»Na, das lief ja super!«, sagte sie zu ihrem Computer.
    Sie war es leid, sich über diesen elenden Schlamassel den Kopf zu zerbrechen. Und sie hatte auch ihre winzige Kabine gründlich satt. Wenn sie schon eine Kugel in den Kopf bekommen sollte, dann wollte sie lieber im Freien sterben als in ihrer Koje. Und da sie vorläufig noch quicklebendig war, würde
Out There
für heute sowohl von Wilderness als auch von Zing einen Beitrag erwarten. Sie hängte sich Fernglas und Kamera um den Hals und ging an Deck. Ihr Kopf tat immer noch weh, aber die frische Luft fühlte sich gut an.
    Die
Papagayo
ankerte in der geschützten, halbmondförmigen Darwin Bay vor Genovesa, einer Insel, die wegen ihres vierundzwanzig Meter hoch aufragenden Kliffs auch unter dem Namen »Der Turm« bekannt war. Die Reisegruppe hatte das Eiland morgens erkundet, als sie und J . J. beim Tauchen gewesen waren. Noch immer kreisten Hunderte, vielleicht auch Tausende von Vögeln über der Insel. Laut ihrem Reiseführer waren hier Rotfußtölpel, Fregattvögel, Gabelschwanzmöwen, Rotschnabel-Tropikvögel, Sturmschwalben, Maskentölpel und zahlreiche andere Möwen- und Seeschwalbengattungen beheimatet. Mit etwas Glück würde sie möglicherweise sogar Sumpfohreulen zu Gesicht bekommen. Sie nahm sich die
Prince Philip’s Steps
zum Ziel, einen Wanderpfad, der auf das Kliff hinaufführte.
    Als ihr Kajak ins Wasser platschte, beugte sich ein Mann von der Besatzung über die Reling und rief etwas über seine Schulter nach hinten. Constantino stürzte herbei und winkte. »Miss, in einer Stunde gibt es Abendessen!«
    Â»Hebt mir was auf«, schrie sie zurück. Sie glitt in die Einstiegsluke und paddelte davon, bevor irgendwer sie aufhalten konnte.
    Der Wind hatte sich gelegt, und das Wasser war ruhig. Sanft schlug die Brandung an den weißen Sandstrand. Sam legte mit ihrem Kajak dort an, zog das Boot so weit an Land, dass selbst eine Riesenwelle es nicht erwischen konnte, und machte sich an den Aufstieg. Über ihr kreisten Vögel um die Insel. Im Sturzflug stießen sie in die Tiefe, um sich kurz darauf erneut steil in die Höhe zu schwingen. Die dichten Schwärme vermittelten ihr das Gefühl, als liefe sie geradewegs in eine Wolke riesiger Mücken hinein. Außer dem leisen Wind und den unzähligen Vogelschreien vernahm sie nichts. Es erschien ihr völlig unmöglich, dass sie heute Morgen beim Tauchen einen Mordversuchs beobachtet hatte. Wahrscheinlich war sie die einzige Touristin, der jeder Tag auf diesen Inseln vorkam wie ein Monat.
    Sie filmte die unzähligen Vögel, die vor dem orangefarbenen Sonnenuntergang kreisten, und machte dann ein paar schnelle Fotos von den kleinen grauen Sturmschwalben, die sich mit ihren Nestern in schmale Felsspalten duckten. Als Sam eine Schwalbe heranzoomte, die sich mit einem Fisch im Schnabel im Anflug befand, entdeckte sie ganz in der Nähe eine reglos dasitzende Eule. Die Schwalbe verschwand in einer engen Spalte, und Sam hörte von drinnen das Piepsen eines Vogeljungen. Ein paar Minuten später schlüpfte die ausgewachsene Schwalbe wieder heraus, schlug mit den Flügeln und erhob sich in die Lüfte. Die Eule schwang sich in die Höhe und stürzte sich mit ausgefahrenen Krallen auf die Schwalbe. Mit einem schrillen Schrei knallte der Vogel auf die Felsen und blieb dort liegen, flügelschlagend und benommen. Noch bevor er wieder auf die Beine kam, hatte die Eule abermals zugestoßen und ihre Krallen in das bedauernswerte Tier geschlagen. Inmitten eines Federwirbels, flog sie davon und hielt die immer noch kreischende und zappelnde

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