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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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und übertönte mit ohrenbetäubendem Dröhnen alle anderen Laute. Dann fuhr das Boot auch schon los. Die Abgasdämpfe in Kombination mit den schaukelnden Bewegungen, sobald sie über die Wellen dahinschossen, bereiteten ihr eine Übelkeit, die sie nur schwer unterdrücken konnte. Aber hier durfte sie sich nicht übergeben. Ihre Nase befand sich nur fünf Zentimeter vom Deckel entfernt. Unmöglich, sich auch nur zur Seite zu drehen.
    Nein, sie würde sich nicht übergeben. Sie konnte den Ekel aushalten. Wie lange würde so ein schnelles Boot bis Puerto Villamil brauchen? Eine Stunde? Anderthalb? Sie ließ die Hand über den Bauch gleiten, drückte den Knopf auf ihrer Armbanduhr, der das Zifferblatt beleuchtete, und schaute hinab, um sich die Zeit zu merken. In dem schwachen Licht war auch das getrocknete Blut an Händen und Handgelenken zu erkennen. Als sie das sah, taten ihr die Schnitte wieder weh, die sie sich mit dem Messer zugefügt hatte, doch der Schmerz lenkte sie wenigstens ein wenig von ihrem rotierenden Magen ab.
    Sie schloss die Augen und versuchte, ein bisschen zu schlafen, doch das konnte sie gleich wieder vergessen, da ihr Kopf in regelmäßigen Abständen von der Seilrolle fiel und der Anker samt Ketten zwischen ihren Beinen schepperte.
Bitte mach, dass wir tatsächlich nach Villamil fahren,
betete sie. Und nicht aufs offene Meer hinaus, um noch eine dieser ausgezeichneten Makrelen zu fangen.
    Dabei fiel ihr J . J. ein. Hatte die Frau überhaupt versucht, sie aus dem Gefängnis zu holen? Tja, zumindest hatte sie es nicht schnell und hartnäckig genug versucht. Und Eduardo ebenso wenig. Adam Steele hatte mit dieser speziellen Sache nichts zu tun, insofern konnte sie ihm eigentlich keine Vorwürfe machen, aber auch er hatte nichts unternommen, um sie zu retten. Tad Wyatt und die Leute von Key hätten hingegen alle Strippen ziehen müssen, um sie wieder in die USA zurückzuholen.
    Bis das Boot schließlich hielt, hatte sie sich in eine Wut gegen praktisch jeden, den sie kannte, einschließlich Chase, hineingesteigert. Wie hatte er sie nur bitten können, ihr Leben in Bellingham aufzugeben und ihm nach Salt Lake zu folgen? Wieso sollte sie ihr Zuhause aufgeben? Warum musste alles immer nur nach seiner Pfeife tanzen? Der Gedanke, dass er vielleicht tot war, steigerte ihre Wut noch. Er war schuld, dass sie ihn liebte, und dann ließ er sie allein zurück.
    Sie blickte auf die Uhr – fünfundsiebzig Minuten waren vergangen. Als oben alle von Bord gegangen waren und der Lärm verstummte, wartete sie sicherheitshalber noch eine halbe Stunde und atmete flach, um nicht allzu viele Dieseldämpfe abzubekommen. Schließlich hörte sie nur noch die Wellen gegen das Boot schlagen und ab und zu das Quietschen eines Kissens oder der Fender. Gerade als sie den Deckel heben wollte, schwankte das Boot und etwas Schweres kam an Bord.
Scheiße!
Sie wartete noch einmal fünf Minuten, aber alles blieb ruhig. Vielleicht war der Besucher gleich wieder gegangen.
    Vorsichtig drückte sie gegen den Deckel. Er rührte sich nicht. Dann versuchte sie es mit beiden Händen und deutlich mehr Kraft. Nichts zu machen. Herr im Himmel, hatten die sie etwa eingeschlossen?
Nein!
Sie würde keine Minute mehr in diesem engen Stauraum zubringen. Um die Beine gegen den Deckel zu stemmen, reichte der Platz nicht. Wenn sie eine bessere Hebelwirkung erzielen wollte, musste sie die Füße flach auf den Boden und die Hände gegen den Deckel pressen. Sie holte tief Luft, spannte die Bauchmuskeln an und drückte mit aller Kraft. Der Deckel hob sich wenige Zentimeter, das Gewicht plumpste lautstark zu Boden. Und plötzlich sprang der Deckel problemlos auf.
    Hatte jemand auf ihrem Versteck geschlafen? Sie kämpfte sich auf die Beine, bekam Krämpfe und geriet leicht ins Taumeln. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, sie hob die Arme, um sich zu verteidigen.
    Vom Boden her starrte eine Seelöwin Sam an, schnaubte und zog sich anschließend mit einem Flossenschlag ein Stück zurück. Sam schnaubte gleichfalls, dann beugte sie sich vor und hielt sich am Rand des Laderaums fest, ganz schwach vor Erleichterung.
    Das Sportboot war inmitten anderer Boote an einer Boje in irgendeinem Hafen festgemacht. Der Abendröte im Westen nach zu urteilen, müsste die untergehende Sonne westlich von Isabela zu sehen sein, doch der Hafen im Schatten eines

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