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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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entnehmen.
    Â»Was ist los?«, fragte Sam. Wurde sie endlich entlassen? War auch höchste Zeit.
    Â»Verlegung nach Guayaquil.« Montero schaute kurz Sam in die Augen, dann schnell wieder zu Boden. »Stehen Sie auf. Legen Sie die Hände auf den Rücken.«
    Guayaquil? Das verhieß nichts Gutes. Wie sollte sie dort noch jemand finden? Nein – sie sollte doch heute noch befreit werden. Wo zum Teufel steckten Sandmanns Leute? »Ich habe niemanden umgebracht. Eduardo Duarte hat Dr. Kazaki getötet. Mit dem müssen Sie reden. Eduardo Duarte!«
    Montero blickte fragend zu Schwartz. Er sagte etwas auf Spanisch zu ihr. Wohl etwas wie Einfach ignorieren, denn das war genau das, was beide taten. Schwartz umklammerte Sams Bizeps.
    Â»Bitte«, flehte sie. »Lassen Sie mich jemanden anrufen. Das steht mir doch bestimmt zu.«
    Schwartz sagte wieder etwas auf Spanisch. »Keine Zeit«, übersetzte Montero.
    Schwartz zog Sams Hände auf den Rücken. Das durfte doch nicht wahr sein.
Hör auf, dir was vorzumachen, Westin
. Wie oft hatte sie vergangene Woche diese blöde Diskussion schon mit sich selbst geführt. Dan war getötet worden, sie war wegen des Mordes an ihm verhaftet worden, und jetzt brachte man sie in irgendein vorsintflutliches Dritte-Welt-Gefängnis, wo sie sterben würde, ehe sie jemand finden konnte. Sie würde den Rest ihres kurzen Lebens in Ecuador verbringen. Guten Menschen passierten tagtäglich schlimme Sachen, und jetzt war eben sie an der Reihe.
    Während Montero sie mit einem Plastikbinder fesselte, fiel Sam der blaue Umschlag eines amerikanischen Reisepasses in Schwartz’ Hemdtasche auf. War das ihr Pass? Er schlang sich die Gurte der Laptoptasche und ihres Matchbeutels über die Schulter, packte sie am Arm und zog sie aus der Zelle den Gang entlang. Durch eine Metalltür gelangten sie auf einen kleinen verstaubten Parkplatz.
    Sam zitterte, als Schwartz sie zu den Streifenwagen vor sich herschob. Ihr Herz schlug so laut in ihren Ohren, dass es den Lärm der Stadt übertönte. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme, obwohl ihr der Schweiß über den Rücken floss.
    Wie würde es in Guayaquil weitergehen? Würde sie vor Gericht gestellt werden? Ein neuer, noch viel schrecklicherer Gedanke kam ihr in den Sinn – würde man sie erschießen? Stand in Ecuador auf Mord die Todesstrafe? Zwei Frauen mit Einkaufstaschen blieben stehen und sahen zu ihnen herüber. Eine zeigte mit einem manikürten Fingernagel auf Sam.
    Â»Ich bin unschuldig«, brüllte sie. »Es war Eduardo Duarte!«
    Schwartz warf ihren Beutel und die Tasche auf die Rückbank eines kleinen SUV mit Lichtbalken auf dem Dach und offiziell aussehenden Hoheitszeichen an den Türen. Er steckte ihren Pass in die Tasche ihres Beutels, schob Sam neben ihre Habseligkeiten hin und setzte sich dann selbst ans Steuer und fuhr vom Parkplatz. Zwischen ihr und Schwartz befand sich keine Barriere, wie es in amerikanischen Streifenwagen üblich war. Die hinteren Türen hatten normale Schnappriegel. Konnte sie ihm mit der Stirn gegen den Hinterkopf schlagen und ihn so außer Gefecht setzen? Kaum. Zwischen ihrem und seinem Kopf befand sich eine gepolsterte Nackenstütze, außerdem konnte sie nicht richtig ausholen. War es möglich, die Tür irgendwie zu öffnen und sich hinausrollen zu lassen?
    Der SUV wurde rasch schneller, sodass auch dieser Plan an Attraktivität verlor. Mit gefesselten Händen besaß Sam nur wenig Kontrolle über ihren Körper. Falls sie nicht von einem nachfolgenden Wagen überfahren wurde, würde sie wahrscheinlich mit dem Kopf aufschlagen, sich das Genick brechen und querschnittsgelähmt neben der Straße liegen bleiben.
    Als sie Puerto Ayora hinter sich ließen, veränderte sich die Szenerie. Dichtes Gestrüpp säumte nun den Straßenrand, an dem hin und wieder Radfahrer zu sehen waren. Einmal kam ihnen ein voll beladener Flughafen-Shuttle-Bus entgegen. Auch da deuteten einige Finger in ihre Richtung. Ihr wurde übel, ihr Rachen brannte, und sie musste immer wieder schlucken. Gleich würde sie sich übergeben, dann müsste sie den Flug mit besudelter Kleidung überstehen –
Großer Gott
, musste sie wirklich ins Gefängnis?
    Urplötzlich bog Schwartz im Neunzig-Grad-Winkel auf einen holprigen Kiesweg ab. Sam schlug sich überall an und wäre beinahe gegen die Tür

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