Gefaehrliche Tiefen
auf der anderen glatt, schien immer noch sehr scharf zu sein. Sam lieà sich auf die Knie fallen und versuchte ungelenk, das Messer zu fassen. Beinahe wäre sie nach hinten umgekippt und hätte sich in den Daumen geschnitten. Als sie das Messer endlich gepackt hatte, rollte sie sich hinter die Felsen, damit Schwartz sie nicht sehen konnte. Natürlich war sie keine Meisterspionin und auch kein Gangstergenie. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie das Messer in eine Position manövriert hatte, in der sie den Kabelbinder durchsäbeln konnte.
Als sie sich endlich befreit hatte, schüttelte sie eine Weile die Hände â sie blutete aus mehreren Schnittwunden â, dann, zu ängstlich, um aufzustehen, stopfte sie sich den Plastikbinder in die Hosentasche, um keine Beweise zurückzulassen, warf das Messer neben den Fischkopf und lieà sich auf dem Bauch ins Wasser gleiten.
Mann, war das kalt. Sie holte tief Luft und tauchte mit kräftigen Zügen, so weit sie es schaffte. Mit den Sandalen an den FüÃen waren ihre Beine weitgehend nutzlos, trotzdem trat sie nach Kräften aus. Das Salzwasser brannte in ihren Augen. Die Umgebung nahm sie nur schemenhaft wahr. Ihre Lungen drohten zu explodieren, und es fehlte nicht viel und sie hätte Salzwasser eingeatmet. Sam drehte sich auf den Rücken, trieb nach oben und streckte den Mund hoch, um Atem zu holen, ohne Schwartz, der möglicherweise mit einer Waffe in der Hand am Strand lauerte, eine allzu groÃe Zielscheibe zu bieten. Erst im letzten Moment sah sie das weiÃe Fiberglashindernis.
Verdammt!
Sie tauchte unter dem Boot durch und auf der anderen Seite wieder auf und schnappte gierig nach frischer Luft.
Bemüht, nicht allzu laut zu keuchen, lugte sie um das Heck des Boots herum. Am Strand war niemand. Sie arbeitete sich wieder zur Seite vor, streckte die Arme über den Rand, erwischte eine Metallleiste und hievte sich unter Einsatz aller Kräfte hoch. Beim ersten Versuch klappte es nicht, und sie tauchte erneut unter. Leise fluchend wagte sie einen zweiten Versuch und brachte die Arme schlieÃlich über den Seitenrand. Ohne noch einmal zur Küste zu blicken, zog sie sich hoch und lieà sich unter den Sitz am Heck fallen.
Sie hob den Deckel des Laderaums und glitt hinein. Zur Abwechslung war sie für ihre geringe KörpergröÃe einmal dankbar. Die Beine schlang sie um den Anker, den Kopf legte sie auf die dickste Seilrolle. Die Ketten und Taue, die sie in Rücken und Schultern drückten, ignorierte sie weitgehend. Schwerer fiel es da schon, den Gestank von Fisch und Diesel zu ignorieren.
Der einzige Vorteil ihres Verstecks: Es war vergleichsweise warm. Sie hockte windgeschützt und oberhalb des Motors, der eine ziemliche Hitze abgab und offenbar vor nicht allzu langer Zeit noch in Betrieb gewesen war.
Treffen am Flghf von Villamil.
Wartete San DM an dort wirklich auf sie? Lief sie vor dem Tod davon oder ihm direkt in die Arme? Im Moment schien Villamil das kleinere Ãbel zu sein. In Guayaquil warteten lediglich Polizisten und die nächste Gefängniszelle auf sie. Auf der Insel Isabela konnte sie sich vielleicht verstecken oder wurde von einer netten Yacht mitgenommen. Viel schlimmer konnte es ja nicht mehr werden, oder? Sie hatte einen Polizisten angegriffen, vielleicht sogar getötet. Und die Flucht würde sie bei den ecuadorianischen Behörden sicher auch nicht beliebter machen. Was auch kommen mochte, sie hatte sich für Puerto Villamil entschieden.
Hier war es offenbar Standardmethode, Probleme einfach abzuschieben. Deshalb hoffte sie, Jonathan Sanders würde ihr helfen, von diesen Inseln zu verschwinden und in die Staaten zu fliehen.
Die Möglichkeit, dass Santos San DM an war, beunruhigte sie mehr. Aber vielleicht war die Fischergewerkschaft ja ebenfalls froh, wenn sie endgültig das Weite suchte. Wir haben nie jemanden getötet, hatte Santos gesagt. Jetzt fand sie diese Worte tröstlich, selbst wenn das möglicherweise nur eine Selbsttäuschung war.
Das Seil drückte gegen ihre Wirbelsäule. Als sie versuchte, den lästigen Strick unter ihrem Hintern hindurch wegzuschieben, erschütterte ein Schlag gegen die Seite das Boot. Gedämpfte Stimmen auf Spanisch; eine mit amerikanischem Akzent. Dann folgten dumpfe Schläge an allen Ecken und Enden, und schlieÃlich hörte sie die Plastikkissen über ihrem Kopf quietschen.
Der Motor wurde angelassen
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