Gefaehrliche Tiefen

die Nationalsprache ist Spanisch.«
    Â»Miami?«
    Â»Witzig.« Sie ging ins Badezimmer und sammelte Sonnenschutzmittel, Feuchtigkeitscreme und Zahnbürste ein. »Ich bin auf den Galapagosinseln.«
    Â»Ecuador?« Chase stöhnte laut. »Oh, Summer. Wieso fragst du mich nicht, bevor du so was machst?«
    Wie bitte?
Sie hatte erwartet, dass er »Ich beneide dich« oder »Du Glückliche« sagen würde. Sie trat an das Bett und warf die Sachen in ihren Matchbeutel. »Wieso sollte ich dich fragen?«
    Â»Weil ich Einblick in Dinge habe, an die du nicht herankommst«, erwiderte er. »Ich wage ja kaum zu fragen – aber was tust du da unten?«
    Sam erzählte es ihm.
    Wieder stöhnte er. »Seit wann bist du unter die Taucher gegangen?«
    Auch damit hatte sie ihn überraschen wollen. Sein spöttischer Ton ging ihr auf die Nerven. »Chase, es gibt eine Menge, was du nicht von mir weißt. Mein Leben lässt sich nicht so ohne Weiteres zu einem gefälligen FBI -Hintergrundbericht zusammenfassen.« Zumindest stellte sie sich gern vor, dass es so war. Aber heutzutage konnte man da nicht so sicher sein.
    Â»
Mi corazón
, ich kann dir versichern, dass du mir häufig ein Rätsel bist.«
    Sie stellte die Freisprechanlage ab und nahm das Telefon wieder an das Ohr. »Chase, was ich an Weihnachten gesagt habe …«
    Â»Darüber lass uns lieber reden, wenn wir uns sehen. Du hast doch noch vor, mit mir in Skiurlaub zu fahren, oder?«
    Â»Natürlich.«
Komme, was da wolle
, hatten sie sich versprochen. Wenn sie doch bloß die Angst loswerden könnte, dass der bevorstehende Urlaub einen Test darstellte, den sie nicht bestehen konnte.
    Â»Wie läuft der Galapagos-Job bisher?«, fragte Chase.
    Â»Wir hatten ein paar Schwierigkeiten …«
    Sofort unterbrach er sie. »Was für Schwierigkeiten?«
    Sie hätte gern mit jemandem über Dans Problem mit der Füllung seiner Druckluftflasche gesprochen, aber Chase hätte ihr tausend Fragen gestellt, auf die sie keine Antwort hatte. »Schwierigkeiten ist vielleicht zu viel gesagt. Mangelnde Zusammenarbeit trifft es besser. Ein Teil der Einheimischen scheint nicht sehr begeistert zu sein, dass wir für die Natural Planet Foundation arbeiten.«
    Chase murmelte etwas auf Spanisch, das wie ein Fluch klang. »Pass auf dich auf, Summer. Besser noch: Komm nach Hause.«
    Was glaubt er eigentlich, mit wem er redet?
Er wusste, dass sie keine blutige Anfängerin war. »Alles unter Kontrolle, Chase. Dan – das ist mein Expeditionspartner, Dr. Daniel Kazaki – spricht Spanisch und weiß, wie das hier unten läuft. Er hat auch früher schon Untersuchungen für die NPF gemacht. Und die Inseln sind fantastisch«, fügte sie rasch hinzu.
    Â»Ich wäre auch gern in den Tropen. Hier sollen es heute höchstens minus vier Grad werden. Für den Weg zum Friseur hätte ich fast schon Steigeisen gebraucht.«
    Sie liebte sein glänzendes, dichtes schwarzes Haar, das genaue Gegenteil von ihrem eigenen feinen platinblonden. »Ich hoffe, du hast nicht zu viel abschneiden lassen.«
    Â»Ist alles zu viel?«
    Â»Wie bitte? Wieso solltest du das tun?« Scherzte er? Offenbar nicht. »Egal, du brauchst nicht zu antworten. Es ist wegen der Arbeit.« Sie versuchte, ihn sich ohne das volle, blau-schwarze, auf der rechten Seite akkurat gescheitelte Haar vorzustellen.
    Â»Ja. Ich habe einen Sonderauftrag. Eigentlich habe ich den Kopf schon vor zwei Wochen kahl rasiert, aber Nicole meinte, noch mal hilft sie mir nicht. Weißt du, wie schwierig es ist, sich selbst den gesamten Schädel zu rasieren?«
    Â»Ã„h … nein«, erwiderte Sam, die bei der Vorstellung von einem kahl geschorenen Chase noch immer sprachlos war.
    Â»Ich habe eine amerikanische Flagge, die Navy-Version, auf meinen rechten Bizeps tätowiert. Die Schlange öffnet ihr Maul und zischt, wenn ich den Muskel anspanne.«
    Sam lachte. »Jetzt weiß ich, dass du mich veräppelst.«
    Sie hörte Geschirr klappern, dann fragte er: »Habe ich schon den silbernen Schädel erwähnt, der an meinem Ohrläppchen baumelt?«
    Â»Oh nein! Hat das irgendwas mit diesen Verbrechen im Südwesten zu tun? Erzähl mir jetzt nicht, dass du dich unter diese Irren mischen …«
    Â»Mach meine Kumpel nicht schlecht.«
    In Nevada und Arizona waren in letzter Zeit fünf