Gefaehrliche Tiefen
den Einheimischen nichts mehr zu tun. Key Corporation hatte ihr ein Satellitentelefon zur Verfügung gestellt, ihre Berichte konnte sie von überall losschicken.
Ihr Auftrag beinhaltete noch immer exotische Tiere, tropische Inseln und einen richtigen Partner, der auf der gleichen Seite stand wie sie. »Okay, dann also Plan B. Gehen wir bald essen? Ich bin halb tot vor Hunger.«
»Tja, also â¦Â« Dan stand auf, hob die Tasche mit seiner Ausrüstung hoch und ging auf die Tür zu. »Es gibt da einen kleinen Haken bei diesem Deal. Die
Papagayo
läuft um halb sieben aus.«
»Heute Abend?« Sam sah auf ihre Uhr. Es war fast Viertel vor sechs.
»Wir treffen uns in einer halben Stunde am Hinterausgang.« Dan zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Sams Magen knurrte, und sie legte sich die Hand auf den Bauch. Noch einmal warf sie einen Blick aus dem Fenster. Auf der
Papagayo
lieà es sich sicher eine Woche lang gut aushalten. Sie würde auf einem Luxuskreuzfahrtschiff sein, anstatt jeden Tag mit dem Boot von den Inseln aus hinauszufahren. Dann mussten sie eben ihre Druckluftflaschen überprüfen. Ein bisschen Paranoia war vermutlich nicht das Schlechteste für einen Taucher.
4
Sam beneidete Dan um seine Gelassenheit und sein Selbstvertrauen. Genau genommen beneidete sie ihn um das Leben, das er führte. Er hatte einen guten Job und eine liebende Frau, die auf ihn wartete, während Sam nur ihre üblichen unsicheren Aufträge hatte, ihren Mitbewohner Blake und ihren Kater Simon. Chase war ⦠tja, wer wusste schon, wo Chase sich immer rumtrieb? Es war schwer, ihm auf der Spur zu bleiben.
Sie holte das Satellitentelefon heraus, das Key ihr geliehen hatte, rief das FBI -Büro in Salt Lake City an und fragte nach Agent Perez. Angeblich nicht da, dabei war es in der dortigen Zeitzone noch nicht einmal drei Uhr am Nachmittag. Typisch. Sie lehnte es ab, ihm eine Nachricht auf Band zu hinterlassen. Als Nächstes tippte sie Chase Perezâ Privatnummer ein. Zumindest konnte sie ihm dort die Nachricht hinterlassen, dass sie an ihn dachte. Sie versuchte sich einzureden, dass sie sich diese neue Betretenheit zwischen ihnen nur einbildete.
»Wer spricht?«, ertönte eine tiefe, schroffe Stimme.
Sam war verblüfft, ihn selbst und nicht seinen Anrufbeantworter zu hören. »Chase?«
»Summer!« Sein Ton wurde sofort freundlicher. Sam hörte es im Hintergrund zischen. »Tut mir leid, ich ⦠ich mache mir nur gerade eine Chinapfanne, als spätes Mittagessen, und du weiÃt ja, wie das ist.«
»Hm ⦠ja.« Lasagne aus der Mikrowelle â mehr Arbeit machte sie sich nicht in der Küche. Einer von Blakes Pluspunkten als Mitbewohner war, dass er gern kochte.
»Du weiÃt, es liegen nur fünf Sekunden zwischen
al dente
und
al Mülleimer
?« Sam hörte etwas klappern, dann ein gemurmeltes »Verdammt«, gefolgt von einem lauteren Knall, und dann schrie er irgendwas aus gröÃerer Entfernung.
»Chase? Chase?« Hatte ihn jemand angegriffen?
»Bist du noch dran? Tut mir leid, dass ich dich einfach so habe fallen lassen, aber der Wok hat Vesuv gespielt.«
»Vesuv?« Sofort stellte sie sich hochschieÃende Flammen vor.
»Alles unter Kontrolle. Und das hier« â sie konnte ihn kauen hören â »schmeckt köstlich. Ich habe ein neues koreanisches Rezept gefunden. Ich koche diese Gemüsepfanne für dich, wenn wir uns nächste Woche sehen. Ein super Gegengift gegen trostloses Winterwetter.«
Sam atmete die tropische Luft tief ein, die durch das offene Fenster hereinströmte. Sie roch nach Salzwasser und gegrilltem Fisch, und darunter mischte sich ein Anflug von brennendem Müll. Der Winter und der Skiurlaub mit Chase schienen Welten entfernt.
»Seit wann bist du zurück?«, fragte sie. Sie schaltete die Freisprechanlage an, klappte ihren Laptop zusammen und verstaute ihn in seiner wattierten Schutzhülle.
»Nur ein kurzer Zwischenstopp. Ich habe dich heute Morgen angerufen, aber nur deinen Anrufbeantworter erwischt. Von wessen Telefon aus rufst du gerade an?«
»Von dem eines Auftraggebers. Rate mal, wo ich bin.« Sie hatte sich schon darauf gefreut, ihn damit überraschen zu können.
»Du hörst dich ziemlich weit weg an. Bist du auf dem Gipfel des Mount Rainier?«
Sie schnaubte. »Ganz kalt. Zwei Tipps: DrauÃen sind dreiundzwanzig Grad, und
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