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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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langweilig.
    Ein leises Klopfen an der Tür schreckte sie aus ihren Gedanken. Dan streckte den Kopf in die Kabine. »Fertig, Partnerin?«, flüsterte er. »Eduardo macht sich bereit, uns rauszubringen.«
    Es war erst halb sieben und noch nicht ganz hell. Sam wollte sich auf Kaffee und Rührei stürzen, nicht in flüssige Tiefen. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Bin schon unterwegs.«
    Â»Wir treffen uns auf der Plattform am Heck.« Leise fiel die Tür hinter Dan ins Schloss.
    Sam fuhr den Computer herunter und verstaute ihn unter dem Schreibtisch, damit sie in der winzigen Kabine genügend Platz hatte, um in ihren Taucheranzug zu schlüpfen. Dann ging sie ins Badezimmer, kämmte die Haare nach hinten und steckte sie mit Hilfe von Haarnadeln zu einem Dutt zusammen. Sie spannte die neoprenbedeckten Arme an und sagte im Brustton der Überzeugung zu ihrem Spiegelbild: »Ich bin Zing.«
    Dadurch fühlte sie sich auch nicht unerschrockener.
    Sie gab die Pose auf und schlang sich den Riemen ihrer Kamera um den Hals. Ohne Kaffee musste sie sich extrem konzentrieren, um mit der Ausrüstung nicht gegen die Wände der schmalen Treppe zu stoßen.
    Eduardo war so vorausschauend gewesen, Gebäck und Kaffee mitzunehmen. Zwanzig Minuten später, als sie über das offene Wasser dahinschossen, hatten sich sowohl Sams Stimmung als auch ihr Energiehaushalt gehoben. Das Meer war weitgehend ruhig, und der silbrig-rosafarbene Sonnenaufgang spiegelte sich in der glatten Wasseroberfläche. Sam versuchte, die Ruhe ihrer Umgebung in sich aufzunehmen, aber es war nicht einfach, Angst und Aufregung auszublenden.
    Neunzig Meter Wassertiefe – da unten konnte alles Mögliche lauern. Frauenverschlingende Monster.
Delfine könnte es dort allerdings auch geben
, versuchte sie ihrer Angst entgegenzuhalten. Es musste wundervoll sein, mit den Tieren zu schwimmen. Eine weitere Wasserschildkröte käme auch nicht ungelegen. Laut ihrem Führer waren vor den Galapagosinseln häufig Walhaie anzutreffen, und von diesen harmlosen Giganten hätte sie nur zu gern einen gesehen. Nacktkiemer – sie wollte unbedingt die prächtigen Meeresschnecken zu Gesicht bekommen, die sie auf ihrer Bestimmungs- CD entdeckt hatte.
    Dan überprüfte ihre beiden Druckluftflaschen mit dem Messgerät und zeigte ihr das Ergebnis. 20,9%, genau wie es sein sollte. Eduardo beobachtete sie von seiner Position am Ruder aus. Falls es ihm seltsam vorkam, dass sie den Sauerstoff kontrollierten, ließ er sich das nicht anmerken. Sam legte ihre Ausrüstung bereit, horchte aufmerksam, ob irgendwo Luft entwich, atmete zweimal durch beide Mundstücke und überprüfte doppelt, ob die wasserdichte Schutzhülle um ihre Kamera auch wirklich verschlossen war. Wenig später kamen sie bei Boje 3492 an, einer schwarz-rot gestreiften Konstruktion mit zwei Bällen obendrauf, die mitten in den endlosen Fluten schwamm. Als Eduardo den Motor des
Pangas
ausschaltete und sie auf die Boje zutrieben, neigte sich diese leicht zur Seite. Als Eduardo den Haken darüber warf, ertönte eine Klingel, was ihn jedoch nicht davon abhielt, das Boot festzumachen. Dann drehte er sich um und half Sam mit ihrer Kamera.
    Jetzt blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als ihren Job zu machen.
    Â»Wir haben hier eine leichte Strömung«, sagte Dan. »Bleib nah am Seehügel.«
    Sobald Sam sich im Wasser befand, wurde ihr klar, wieso die Boje ausgerechnet hier angebracht war: Die Markierung war in einer Säule aus Lava verankert, deren höchster Punkt weniger als fünf Meter unter der Oberfläche lag. Boje 3492 warnte größere Schiffe vor einem Zusammenstoß mit dem Hindernis. Für die meisten Boote würde der Seehügel kein Problem darstellen, außer vielleicht bei starker Dünung. Als Sam sah, dass die Erhebung nicht nur ein dünner Stab aus vulkanischem Gestein war, sondern an seiner korallenüberzogenen Kuppe mindestens zwanzig Meter Durchmesser aufwies, war sie sehr erleichtert. Weiter unten wurde er sogar noch breiter, und seine zerklüfteten Plateaus wechselten sich mit steilen Abhängen ab, wie eine vulkanische Hochzeitstorte, die sich aus der kobaltfarbenen Tiefe erhob.
    Dan stieß rasch in den Strömungsschatten der Felsformation hinunter. Sam tauchte etwas langsamer hinterher. In der einen Hand hielt sie die Kamera, mit der anderen umklammerte sie die Bojenkette. Dass

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